Berlin. Mehrere Minister der Länder fordern ein Messer-Verbot in der Öffentlichkeit. Das ist richtig und darf nicht der letzte Schritt sein.

Messer sind relativ günstig, leicht zu beschaffen und zu verstecken. Und gefährlich. Der Eindruck vieler Polizisten und Kriminologen ist, dass sie häufiger denn je eingesetzt werden. Zu schnell zur Hand? Kann es sein, dass heute gleich das Messer gezückt wird, wo früher die bloßen Fäuste geflogen sind?

In Berlin wurde bereits 2007 eine Verschärfung des Waffenrechts gefordert. Die Debatte ist also alt. Diskussion ist ein Wesensmerkmal einer Demokratie. Aber die Bürger fremdeln mit der Politik, wenn das Reden kein Ende nimmt, wenn es folgenlos bleibt, Probleme erkannt, aber nicht gelöst werden und Zeit vertan wird.

Fakt ist, dass bundesweit aussagekräftige Statistiken zur Messerkriminalität fehlen. Ein Versäumnis. Wir diskutieren über eine vermutete oder gefühlte Gefahr. Das ist die große Schwäche der Verbotsinitiative der Länder. Zu Statistiken nur so viel: Es geht nicht nur um die Zahl der Delikte – im Auge behalten muss man immer auch die Gewalttätigkeit, die Schwere von Verletzungen. Die kann man bei Messern schlechterdings nicht in Abrede stellen; ein Opfer kann schnell verbluten.

Im Volksmund heißt es, „Gelegenheit schafft Diebe“. Nach dieser Logik schaffen Waffen Aggressoren. Nur wer ein Messer bei sich trägt, kann es auch gegen andere einsetzen. Anders herum: Je weniger Messer unterwegs sind, desto besser. Waffen sind in einer verhängnisvoll aufgeheizten Konfliktsituation die eine Eskalationsstufe zu viel. Im Prinzip darf bisher jeder in Deutschland mit einem Messer herumlaufen, mit feststehender Klinge bis zu zwölf Zentimetern. Und das ist falsch. Ein Messerverbot ist Prävention im besten Sinne.

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Messerverbot: Nach einem Gesetz müssen weitere Schritte folgen

Politisch fangen wir nicht bei null an: Butterfly-, Faust-, Fall- und Springmesser sind längst verboten. Überdies gibt es Waffenverbotszonen, aber halt nur in Kriminalitätsschwerpunkten. Warum eigentlich nur dort? Waffen haben in öffentlichen Räumen, in Bahnhöfen, auf Veranstaltungen oder gar in Schulen nichts zu suchen. Die Forderung der Länderminister für Messerverbot-Zonen vor Kitas ist richtig. Aber nun müssen sie auch den nächsten Schritt tun: handeln.

Es gibt viele Verbote und genauso viele Verstöße dagegen. Ein Messerverbot ist nicht die Lösung, keine Frage. Kriminelle werden sich sowieso nicht davon abhalten lassen, Waffen zu tragen. Aber die große Mehrheit der Menschen ist gesetzestreu. Wenn ein Verbot gilt, werden früher oder später auch weniger Messer im Umlauf sein. Ein gesetzliches Verbot hat eine abschreckende Wirkung und einen Mehrwert an Sicherheit.

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Wichtig ist, dass die Einhaltung eines Verbots tatsächlich überwacht wird. Dass eine Vorschrift strafbewehrt ist und dass Regelverletzungen Konsequenzen haben. Wenn die Polizei keine Kapazitäten für Kontrollen hat, dann kann man sich ein Messerverbot allerdings auch gleich schenken. Wichtig ist ebenso, dass ein Verbot von Aufklärung, von Informationsangeboten begleitet wird. Es häufen sich die Berichte, dass gerade Jugendliche Messer tragen – sie dürfen kein Lifestyle-Accessoire werden.

Natürlich steckt – wie bei so vielen Regelungen – der Teufel im Detail. Die Werkzeuge des Kochs, des Anglers, des Jägers, des Handwerkers sind nicht gemeint und müssen von einem Verbot nicht erfasst werden. Man kann es sinnvoll regeln. Es ist letztlich nur eine Frage des politischen Willens. Viele Bedenken, die vorgetragen werden, haben umgekehrt nur einen Zweck: das Thema zu zerreden, ein Alibi fürs Nicht-Handeln zu liefern. Wenn wir nichts tun, bekommen wir irgendwann amerikanische Verhältnisse, Metalldetektoren und Kontrollen an den Schulen. So weit sollte man es nicht kommen lassen.