Berlin . Eine Kinderbuch-Figur macht in Taiwan Furore und geht im Netz viral: Warum dies ein Seitenhieb auf Chinas Staatschef Xi Jinping ist.

Taugt ein Bär als Symbol des Widerstands? Alec Hsu vom "Wings Fan Goods Shop" unweit von Taipeh ist davon überzeugt. Er hat einen Patch entwickelt, einen Aufnäher, der in diesen Tagen reißenden Absatz findet und sich besser verkauft als manches Modelflugzeug oder Buch, das er sonst noch im Angebot hat.

"Ich wollte die Moral unserer Truppen durch die Gestaltung dieses Patches stärken", sagte er. Der Aufnäher zeigt einen wütenden Schwarzbären mit einer taiwanesischen Flagge, der einen anderen Bären schlägt: ausgerechnet den armen, alten, trotteligen "Winnie Puuh".

Taiwan: Der Aufnäher wird verstärkt nachgefragt

Für den Rest der Welt mag es ein Plüschtier sein, eine Figur aus dem Kinderbuch-Klassiker, in dem ein Mann den Kuscheltieren seiner Kindheit wieder begegnet. In China jedoch ist es ein Politikum. Denn Staatschef Xi Jinping wird oft (rein äußerlich, wohlgemerkt) mit Winnie Puuh verglichen – und verspottet.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

In Taiwan jedenfalls hat jeder die Botschaft verstanden, als eine militärische Nachrichtenagentur am Samstag ein Foto des Patches auf dem Arm eines Piloten veröffentlichte, der einen Kampfjet inspiziert. Seitdem wird der Aufnäher verstärkt nachgefragt, und im Netz geht das Luftwaffenabzeichen viral. So wurde der formosische Schwarzbär – vom Aussterben bedroht – zum trotzigen Symbol für den Widerstand der Insel gegen chinesische Militärübungen.

Taiwan: Die Luftwaffe toleriert den Aufnäher

Die taiwanesische Luftwaffe teilte mit, dass sie ihre Mitglieder zwar nicht "besonders ermutigt", den Aufnäher zu tragen. Er sei schließlich nicht Teil ihrer Uniform. Aber: Sie werde ihre "offene Haltung" gegenüber allem beibehalten, was die Moral erhöhe.

In China fällt Winnie Puuh seit Jahren häufig der Zensur zum Opfer. Die BBC berichtete, dass Bilder von Winnie Puuh in chinesischen sozialen Netzwerken blockiert wurden. Die Puuh-Phobie hat eine mittlerweile fast zehnjährige Vorgeschichte. Als Xi Jinping 2013 den damaligen US-Präsidenten Barack Obama traf, wurde im Internet der Chinese mit Winnie Puuh und der Amerikaner mit dessen Tiger-Freund "Tigger" verglichen.

China: Leistet die Zensur Xi einen Bärendienst?

Xi Jinping herrscht mit uneingeschränkter Macht – und vielleicht noch größerer Humorlosigkeit. Niemand weiß, ob der Machthaber den Bären nicht ertragen kann oder ob seine Zensur in vorauseilendem Gehorsam ihm einen Bärendienst erwies. Denn je mehr sie auf den Plan tritt, umso mehr wird Xi mit Puuh verglichen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Schon dem Kinofilm "Christopher Robin" wurde keine Freigabe erteilt, in dem es um die Erfindung von Winnie Puuh geht. Das gilt erst recht für "Blood and Honey", einen Horrorfilm, in dem ein Bär als Killer Jagd auf eine Gruppe junger Leute macht.

China: Filme werden einfach nicht freigegeben

Zuletzt haben sämtliche Kinos in Hongkong über Nacht "Blood and Honey" aus technischen Gründen abgesagt. Regisseur Rhys Frake-Waterfield dämmerte es, "das wird kein Zufall sein."

Er sagte der Nachrichtenagentur "Reuters", es gebe keinen technischen Grund, der Vorführungen verhindern könnte. "Der Film wurde weltweit auf mehr als 4.000 Kinoleinwänden gezeigt. Diese 30 Leinwände in Hongkong sind die einzigen mit solchen Problemen." (san)