Berlin. Die Söldner-Gruppe Wagner unter Führung von Jewgeni Prigoschin spielt eine wichtige Rolle im Ukraine-Krieg. Das ist über sie bekannt.

Die Söldnertruppe Wagner hatte am Freitag eine offene Rebellion gegen Moskau gestartet. Nach Monaten des schwelenden Konflikts zwischen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und der russischen Militärführung kündigte der Söldnerführer am Freitagabend an, die Befehlshaber der Armee stürzen zu wollen. Er rief die Russen dazu auf, sich den Wagner-Kämpfern anzuschließen, anschließend rückten die Truppen in Richtung Moskau vor. Am Samstag folgte dann die Wende: Wagner-Chef Prigoschin stoppte seine Männer. Doch wer sind die Wagner-Söldner?

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Die Wagner-Söldner sind für ihre extreme Brutalität bekannt

Berichte über die Existenz der Wagner-Truppe tauchten erstmals im Jahr 2014 auf. Im September vergangenen Jahres – nach einem halben Jahr Krieg in der Ukraine – räumte Prigoschin erstmals öffentlich ein, die Söldnertruppe gegründet zu haben. Er habe die Einheit schon 2014 für den Einsatz auf russischer Seite im ukrainischen Donbass gebildet. Zuvor hatte Prigoschin seine Verbindung zu den Söldnern nie eindeutig bekannt. Auch Moskau bestritt die Existenz der Kampftruppe jahrelang vehement.Die Söldnergruppe ist eine private paramilitärische Organisation, die sich zusammengeschlossen hat, um russische Auslandsoperationen zu unterstützen.

Im Jahr 2014 war die Gruppierung maßgeblich für die Einnahme der Halbinsel Krim verantwortlich. Die Wagner-Söldner sind für ihre extreme Brutalität und Skrupellosigkeit bekannt. Nach der Krim-Annexion sollen sie unter anderem auch an Operationen in Syrien, Mali, Mosambik, dem Sudan und der zentralafrikanischen Republik beteiligt gewesen sein. Im Westen gelten die Wagner-Truppen als "Terrororganisation", verantwortlich für Kriegsverbrechen in vielen Ländern.

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Die Wagner-Gruppe gilt als die mächtigste Privatarmee der Welt

Ein weiterer führender Kopf der Söldnertruppe neben Prigoschin ist Dmitri Utkin. Der ehemalige Geheimdienstler gilt als zweiter Gründer der Gruppierung und ist der offizielle Wagner-Kommandeur. Ihm wird eine Vorliebe für den deutschen Komponisten Richard Wagner nachgesagt – daher auch der Name der Truppe.

Die Wagner-Gruppe rekrutiert ihre Mitglieder unter Freiwilligen, meist unter ehemaligen Soldaten – im Ukraine-Krieg auch unter Häftlingen. Ihr Chef lockt Schwerverbrecher mit dem Versprechen, dass sie nach halbjährigem Kriegsdienst begnadigt werden. 32.000 Ex-Gefangene sollen so schon in Freiheit gekommen sein. Etwa 10.000 frühere Häftlinge wurden nach Prigoschins Angaben allerdings allein im Kampf um Bachmut getötet. Unter Prigoschins Führung hat sich diese Gruppe zur wohl mächtigsten Privatarmee der Welt entwickelt. Vielen ihrer Mitglieder werden Verbindungen zu Neonazis und Rechtsextremisten nachgesagt.

Wie sich die Truppe genau finanziert, darüber gibt es keine gesicherten Informationen. 100 Millionen US-Dollar gebe die Wagner-Gruppe nach Einschätzungen der USA aktuell pro Monat für die Kämpfe in der Ukraine aus. Der Geld dürfte sowohl aus Einnahmen durch Aufträge der Gruppe als auch aus dem russischen Haushalt kommen.

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Derzeit umfasst Wagner etwa 25.000 Soldaten

In den letzten Monaten spielten die Wagner-Söldner eine bedeutende Rolle im Ukraine-Krieg, insbesondere bei den Kämpfen um die Stadt Bachmut. Derzeit soll Wagner etwa 25.000 Soldaten umfassen, von denen viele eine militärische Ausbildung erhalten haben und in den regulären Streitkräften gedient haben, bevor sie aus verschiedenen Gründen aussortiert wurden. Wagner bot ihnen eine zweite Chance. Nach US-Schätzungen sind in der Ukraine 50.000 "Wagner"-Söldner im Einsatz gewesen, darunter 40.000 Strafgefangene.

Über die militärische Ausstattung der Gruppe gibt es wenig genaue Informationen. Die Söldner sollen über russisches Militärgerät verfügen und auch eigene Luftkampfmittel haben. Militär-Experte Nico Lange schrieb auf Twitter, die aktuell zu beobachtende Logistik der Wagner-Gruppe sei moderner als die der russischen Streitkräfte. "In den Kolonnen von Wagner in Richtung Moskau sind moderne Sattelschlepper mit T-90 Kampfpanzern und BMP-2 Schützenpanzern zu sehen", so Lange.

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(dpa/afp/cla)