München. Wird Markus Söder Kanzlerkandidat und am Ende gar Bundeskanzler? Die K-Frage sorgt auch für viele Diskussionen in Bayern und in der CSU. Samt Nachfolgefrage. Vor allem zwei Namen werden genannt.

Die Spannung ist auch im bayerischen Landtag fast schon mit Händen zu greifen in diesen Tagen: Wird Markus Söder, gegen den erklärten Willen der CDU-Führung, doch der Kanzlerkandidat der Union? Nichts ist entschieden.

Und doch wird innerhalb der CSU neben der K-Frage schon die nächste Frage diskutiert - die M-Frage: wer Söder im Fall der Fälle als Ministerpräsident beerben könnte. Auch wenn es bis dahin noch einige Schritte und noch einige Monate wären.

Grundsätzlich wäre es ja so: Würde Söder tatsächlich der nächste Bundeskanzler, müsste im Landtag sogleich ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gewählt werden, also während der laufenden Legislaturperiode. Die nächste Landtagswahl ist erst 2023. Die Entscheidung läge also bei den Regierungsfraktionen, die den Neuen oder die Neue mit Mehrheit wählen müssten - wobei die CSU als stärkste Fraktion natürlich das alleinige Vorschlagsrecht hätte.

Hört man sich in der CSU um, fallen vor allem zwei Namen: Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Finanzminister Albert Füracker. Zwischen diesen beiden würde es sich entscheiden, sagen viele Abgeordnete. Zwar werden auch noch Staatskanzleichef Florian Herrmann, Innenminister Joachim Herrmann oder auch Bauministerin Kerstin Schreyer genannt - doch aus verschiedenen Gründen dann auch meist wieder verworfen. Blieben also lediglich Aigner und Füracker.

Die beiden selbst sagen dazu natürlich nichts. Jetzt gehe es ganz alleine um die K-Frage und dann um die für die Union so schwierige Bundestagswahl im Herbst, argumentieren beide übereinstimmend.

Zugetraut wird das Ministerpräsidenten-Amt beiden gleichermaßen. Für Aigner spricht, dass sie in der Bevölkerung deutlich bekannter ist als der zwar zupackende, aber gerne auch uneitel im Hintergrund agierende Finanzminister. Abgeordnete verweisen auf Aigners hohe Sympathiewerte in der Bevölkerung und dass sie ihr Amt als Landtagspräsidentin derart gut ausfülle. Zudem kann die 56-Jährige auf Regierungserfahrung in Berlin und in München verweisen, sie war ja sogar schon einmal - formal - Vize-Ministerpräsidentin in Bayern.

Hinzu kommt, dass Aigner Vorsitzende des größten CSU-Bezirksverbands Oberbayern ist. Und ganz nebenbei ist sie auch noch eine Frau: Schon deshalb werde nichts an Aigner vorbeiführen, weil sie dann die erste Ministerpräsidentin in der Geschichte des Freistaats wäre, sagen einige Abgeordnete. Tatsächlich erklären die CSU und auch Söder persönlich ja seit Jahren immer wieder, mehr Frauen in politische Führungspositionen bringen zu wollen - dies wäre dann die Krönung.

Für Füracker spricht nach Einschätzung von Landtagskollegen, dass er ein strategisch-politischer Kopf ist, der im zunehmend schwieriger gewordenen Finanzressort seit Jahren eine sehr gute Arbeit mache. Als Finanzminister hat der 53-Jährige naturgemäß Einblick in alle Ressorts und Fachbereiche - auch deshalb läge ein Wechsel in die Staatskanzlei nicht fern. Füracker sei fachlich versiert und mit allen Wassern gewaschen, sagt ein Abgeordneter. Und er ginge dann im Übrigen Söders weg: vom Finanzminister zum Ministerpräsidenten.

Wie Aigner ist auch Füracker Vorsitzender eines großen CSU-Bezirksverbands, nämlich in der Oberpfalz. Und hinzu kommt: Füracker gilt als enger Vertrauter Söders. Wahrscheinlich sähe Söder lieber Füracker in der Staatskanzlei als Aigner, sagt ein CSU-Mann. Und auch wenn der Finanzminister öffentlich nicht so bekannt sei wie Aigner: Sollte er Ministerpräsident werden, hätte er bis zur Landtagswahl zwei Jahre Zeit, sich im neuen Amt zu profilieren.

Unterm Strich glauben viele in der CSU, dass Aigner wohl die größeren Ambitionen auf eine Söder-Nachfolge hätte als Füracker. Er sei "ausbefördert", sagt der Finanzminister ja schon lange, nicht erst, seit Söder sich ins Rennen um die Kanzlerkandidatur gestürzt hat.

Am Tag X würde es deshalb darauf ankommen, wer von den beiden tatsächlich will - und ob sie sich gegebenenfalls einig würden. Im Zweifel müsste sonst in der Landtagsfraktion abgestimmt werden. Und das dann - wie bei Kampfabstimmungen üblich - mit offenem Ausgang.

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