London. Für Großbritannien hat er eine Exit-Strategie - für sich selbst nicht? Premier Johnson lässt offen, was er im Fall einer Wahlschlappe tun will.

Falls er eine eigene Exit-Strategie verfolgt, bleibt sie mindestens bis Donnerstag geheim. Dann wählen die Briten – und bis dahin lässt sich der britische Premier Boris Johnson nicht in die Karten schauen. Johnson lässt offen, was er machen will, sollte er bei der Neuwahl den Kürzeren ziehen.

Nur so viel ließ er sich im Interview mit dem Nachrichtensender Sky News entlocken: Er sei nervös und kämpfe „um jede Stimme“. Drei Mal danach befragt, ob er im Falle eines Misserfolgs zum Rücktritt bereit sei, wich Johnson jedes Mal einer klaren Antwort aus.

Johnson führt in den Umfragen

Johnson übernahm erst Ende Juli das Amt als Premierminister von Theresa May, die drei Mal mit ihrem Brexit-Abkommen im völlig zerstrittenen Parlament durchgefallen war. Mit der Neuwahl will Johnson mehr Unterstützung für seinen mit Brüssel nachverhandelten Deal bekommen. Derzeit führt er eine Minderheitsregierung an.

Umfragen sehen die regierenden Konservativen klar vorn. Allerdings hat Großbritannien ein Mehrheitswahlrecht: Nur der Kandidat, der in einem der 650 Wahlkreise die meisten Stimmen auf sich vereint, bekommt einen Sitz im Unterhaus. In vielen Wahlkreisen, vor allem in Mittel- und Nordengland, liefern sich Johnsons Tories und die Labour-Partei von Jeremy Corbyn ein enges Rennen.

Opposition ziehen alle Register, sie rufen zum taktischen Wählen

Oppositionsparteien wie die Liberaldemokraten und die Schottische Nationalpartei (SNP) riefen am Sonntag daher zum taktischen Wählen auf: Dadurch sei es immer noch möglich, das Steuer herumzureißen. Im Mittelpunkt des Wahlkampfs stehen der umstrittene EU-Austritt, für den die Briten beim Referendum 2016 mit knapper Mehrheit gestimmt hatten, und der marode staatliche Gesundheitsdienst NHS. Das sind die Darsteller beim Brexit-Theater.

Er wolle den Brexit in jedem Fall umsetzen, sagte Johnson dem Sender Sky News. Der Regierungschef will Großbritannien zum 31. Januar aus der EU führen. „Jeremy Corbyn kann uns dagegen noch nicht einmal sagen, welche Haltung er zum Brexit hat.“

Außerdem erneuerte Johnson sein Versprechen an die Wähler, mit Hilfe eines Punktesystems nach australischem Vorbild die Zahl der Einwanderer zu senken. Der 70-jährige Corbyn, der als Euroskeptiker gilt, hat den Briten im Falle seines Wahlsiegs ein zweites Brexit-Referendum versprochen. Er will sich selbst aber neutral verhalten, wie er erst kürzlich mitteilte. (dpa/fmg)