Berlin/Kiew. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist zu einem überraschenden Besuch in der Ukraine eingetroffen. Er kam am Dienstag in Kiew an.

Erstmals seit Beginn des Krieges ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in die Ukraine gereist. Er kam am Dienstagmorgen mit dem Zug in der Hauptstadt Kiew an. Bei seiner Ankunft sagte Steinmeier: „Meine Botschaft an die Ukrainerinnen und Ukrainer ist: Wir stehen nicht nur an Eurer Seite. Sondern wir werden die Ukraine auch weiterhin unterstützen – wirtschaftlich, politisch und auch militärisch.“

Seine Botschaft an die Deutschen laute: „Vergessen wir nicht, was dieser Krieg für die Menschen hier in der Ukraine bedeutet, wie viel Leid, wie viel Zerstörung herrscht. Die Menschen in der Ukraine brauchen uns.“

„Mir war es wichtig, gerade jetzt in dieser Phase der Luftangriffe mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen ein Zeichen der Solidarität an die Ukrainerinnen und Ukrainer zu senden“, sagte Steinmeier zu seiner Reise. „Ich schaue wie viele Deutsche voller Bewunderung auf die Menschen hier in der Ukraine. Auf ihren Mut, auf ihre Unbeugsamkeit, die sie zeigen nicht nur an der Front, sondern auch in den Städten, die beschossen werden, und auch im ländlichen Raum.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sitzt im Zug von Przemysl nach Kiew im Salonwagen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sitzt im Zug von Przemysl nach Kiew im Salonwagen. © Michael Kappeler/dpa

Steinmeier hatte bereits mehrfach versucht, die Ukraine zu besuchen. Erst vergangene Woche war eine Reise aus Sicherheitsgründen kurzfristig verschoben worden. Das für seinen Schutz zuständige Bundeskriminalamt (BKA) schrieb auf Twitter, es habe „angesichts der aktuellen Gefahrenlage empfohlen, die geplante Reise des Bundespräsidenten Steinmeier in die Ukraine zu verschieben“. Der jetzige Besuch findet überraschend und ohne große Ankündigung statt.

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Ukraine-Krieg: Steinmeier und Selenskyj planen gemeinsamen Appell

Ein Luftalarm während seines Besuchs in Korjukiwka zwang Steinmeier für anderthalb Stunden in einen Luftschutzkeller. „Unser Besuch begann mit einem Luftalarm und wir haben die ersten anderthalb Stunden im Luftschutzkeller verbracht“, sagte Steinmeier am Dienstag laut einem Audio-Mitschnitt in der nordukrainischen Stadt nahe der belarussischen Grenze. In der Stadt machte er sich ein Bild von den Zerstörungen durch den russischen Angriffskrieg.

„Das hat uns besonders eindrücklich nahegebracht, unter welchen Bedingungen die Menschen hier leben“, sagte der Bundespräsident.

Korjukiwka war zu Beginn des Angriffskrieges von russischen Truppen besetzt gewesen. Die Besatzer haben sich zurückgezogen, aber die Stadt kämpft vor dem hereinbrechenden Winter mit zerstörter Infrastruktur und Versorgungsengpässen. Steinmeier würdigte den Mut der Bewohner, „die sich mit bloßen Händen den Panzern entgegengestellt haben und sie tatsächlich zum Stoppen gebracht haben“.

Der Bundespräsident will sich im Laufe des Tages mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen. In weiteren Stationen plant Steinmeier, sich unter anderem mit eigenen Augen einen Überblick über die Zerstörungen durch die russischen Angriffe verschaffen.

Steinmeier und Selenskyj wollen nach Angaben des Bundespräsidialamts einen gemeinsamen Appell an deutsche Städte und Gemeinden richten, kurzfristig neue Partnerschaften mit ukrainischen Kommunen zu schließen und den Menschen dort über den Winter zu helfen. Diese leiden besonders durch die Zerstörungen an der Energie-Infrastruktur infolge der jüngsten russischen Drohnen- und Raketenangriffe.

Auch Mitte April hatte Steinmeier bereits versucht, nach Kiew reisen - zusammen mit den Staatspräsidenten Polens, Lettlands, Litauens und Estlands. Die Initiative hierfür war von Polens Präsident Andrzej Duda ausgegangen. Unmittelbar vor dem Start kam aus Kiew aber eine Absage für Steinmeier. Die Ausladung wurde in Berlin als beispielloser diplomatischer und politischer Affront gewertet. Erst ein Telefongespräch beider Präsidenten Anfang Mai entspannte die Lage wieder. (dpa/fmg)

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

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Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.