Berlin. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) macht den „Corona-General“ zum obersten Soldaten der Bundeswehr: Wer ist Carsten Breuer?

Vom „Corona-General“ zum obersten Soldaten der Truppe: Der 58-jährige Generalleutnant Carsten Breuer wird neuer Generalinspekteur der Bundeswehr. Entsprechende Personalpläne von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wurden unserer Redaktion am Montag bestätigt. Breuer löst den 63-jährigen General Eberhard Zorn ab, der den Posten seit April 2018 innehatte und von der damaligen Ressortchefin Ursula von der Leyen (CDU) berufen worden war. Der Wechsel ist die bisher wichtigste Personalentscheidung seit Pistorius‘ Amtsantritt Mitte Januar.

Breuer wird damit zum obersten militärischen Berater des Verteidigungsministers. Er übernimmt die Aufgabe in einer Zeit, in der nach Jahren des Sparens die Bundeswehr infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine schnell fit gemacht werden soll für die Landes- und Bündnisverteidigung. Große Probleme gibt es unter anderem bei der Ausrüstung, bei der Beschaffung neuen Geräts und der Personallage. „Der Krieg Russlands hat dazu geführt, dass unser Schwerpunkt wieder auf der Landes- und Bündnisverteidigung liegt“, sagte Breuer im vergangenen Oktober. „Dem ganzen Land ist klar geworden: Krieg in Europa ist wieder möglich.“

Carsten Breuer leitete den Corona-Krisenstab im Kanzleramt

Breuer besetzte zuletzt mehrere Schlüsselpositionen: Seit September des vergangenen Jahres ist er der Befehlshaber des neuen Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr. Das Kommando koordiniert alle Aufgaben der Bundeswehr im Inland von der Katastrophenhilfe über die Ausbildung von Reservisten bis zum Transport von Material und Personal in Einsatzgebiete. „Wir stellen uns hier im Kommando vor allem auf hybride Bedrohungen ein“, beschrieb Breuer die Aufgabe in einem Interview. „Das ist der Zustand zwischen nicht mehr ganz Frieden, aber auch noch nicht richtig Krieg.“

Der breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Breuer zuvor bereits als Leiter des Corona-Krisenstabs im Bundeskanzleramt. Kanzler Olaf Scholz hatte Breuer bereits auf den Posten als Chef des Corona-Krisenstabs berufen, bevor der SPD-Politiker sein Amt als Regierungschef im Dezember 2021 selbst offiziell antrat. In der Funktion sollte Breuer die Impfkampagne der Bundesregierung voranbringen. Nach anfänglichen Erfolgen geriet die Impfkampagne nach dem Jahreswechsel 2021/22 ins Stocken. Im Mai 2022 wurde der Krisenstab aufgelöst.

Kanzler Olaf Scholz mit Carsten Breuer bei einem Besuch des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr im Februar.
Kanzler Olaf Scholz mit Carsten Breuer bei einem Besuch des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr im Februar. © Getty Images | Carsten Koall

Bericht: Pistorius ersetzt Staatssekretärin Sudhof durch Vertrauten

In einem Interview zog Breuer eine positive Bilanz seiner Zeit als Deutschlands „Corona-General“. „Ich glaube, Soldaten können Krise“, sagte der Bundeswehr-Spitzenmann. „Wir sind durch unsere Ausbildung und Erfahrung in Einsätzen darauf eingestellt, auch in ungewissen Lagen Dinge nach vorn zu treiben und die Initiative zu behalten.“

Lesen Sie auch: Kann eine Wehrpflicht der Bundeswehr helfen?

Offiziell mitgeteilt wurde die Personalie vom Bundesverteidigungsministerium am Montag zunächst nicht. Berichten zufolge plant Pistorius einen weiteren personellen Wechsel an der Ministeriumsspitze: Staatssekretärin Margaretha Sudhof müsse ihren Posten für den Pistorius-Vertrauten Nils Hilmer räumen, der bereits im niedersächsischen Innenministerium für den SPD-Politiker arbeitete, berichtete der „Spiegel“.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt