Berlin. Seit Beginn der Corona-Pandemie verbreiten sich viele Falschinformationen. Dieser Überblick entlarvt die Mythen – und liefert Fakten.

  • Seit Beginn der Corona-Pandemie tauchen immer wieder Flaschmeldungen und Fehlinformationen auf, die die Menschen verunsichern
  • Vieles lässt sich schnell entlarven – doch einige Verschwörungstheorien halten sich hartnäckig
  • Wir gehen ihnen auf den Grund und erklären die Fakten – und wie man am besten gegen Querdenker argumentieren kann

Verschwörungstheorien rund um die Corona-Pandemie sind fast schon zum “zweiten Virus” geworden. Mithilfe sozialer Netzwerke verbreiten sich die kruden Ideen von Gruppen wie den sogenannten “Querdenkern” oder Prominenten wie Michael Wendler zumindest ähnlich schnell. Falsche Behauptungen fallen in der Corona-Krise, die sowieso schon viele verunsichert, auf fruchtbaren Boden.

Manchmal verbreiten auch Freunde und Bekannte Verschwörungserzählungen. Und vielleicht ist man sich bei der heutigen Informationsflut selbst mal nicht ganz sicher. In diesem Überblick wird mit den Verschwörungstheorien aufgeräumt – und erklärt, wie man solche Erzählungen am besten kontert.

Wie argumentiert man am besten gegen Querdenker-Theorien?

Oft ist man erst einmal perplex, wenn ein Mensch, der einem nahesteht krude Verschwörungserzählungen äußert. Trotzdem sollte man möglichst ruhig und sachlich reagieren – und lieber das persönliche Gespräch mit dem Gegenüber suchen, als beispielsweise in einer Chatgruppe auf die Äußerungen einzugehen.

Im Gespräch kann dann der Verschwörungsmythos entlarvt werden. Dabei sollte man sich vor allem darauf konzentrieren, den Umstand, den die Fake-Theorie erklärt, besser zu erläutern. Dabei ist es meist einfacher, sich auf ein Hauptargument zu konzentrieren, als auszuufern. Um möglichst klar zu kommunizieren, kann es helfen, die Verschwörungstheorie erst gar nicht zu wiederholen oder deutlich als solche zu bezeichnen, wenn man davon spricht.

Experten raten auch dazu, denjenigen, der die Mythen verbreitet, ganz offen nach seinen Quellen und Belegen dafür zu fragen. So kann man beispielsweise auf den Zusammenhang von Informationen oder die Seriösität eines Mediums hinweisen.

Teilnehmer stehen auf bei einer
Teilnehmer stehen auf bei einer "Querdenker"-Demo gegen die Corona-Einschränkungen auf dem Alexanderplatz in Berlin (Archiv). © dpa

Doch welche Gegenerklärungen gibt es für die gängigsten Verschwörungserzählungen? Wir haben ein paar gesammelt.

Verschwörungstheorie: Schädigt das Tragen von Masken die Gesundheit?

Mythos: Seit Monaten verbreiten Corona-Leugner Gerüchte, dass angebliche Krankheits- und Todesfälle mit dem Tragen einer Maske zusammenhängen würden.

Tatsache: Diese Fälle sind meist konstruiert. Das korrekte Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes stellt nach Einschätzung von deutschen wie internationalen Gesundheitsorganisationen keinerlei Gefahr für Menschen dar. Für die Vermutung, Masken könnten verhindern, dass ausreichend Sauerstoff beim Atmen zur Verfügung steht, gibt es weiterhin keine Belege.

Durch mehrfaches Tragen zerfaserte und zerfusselte Einwegmasken können Experten zufolge unter Umständen allerdings zu gesundheitlichen Problemen wie Reizungen an Haut und Schleimhäuten führen. Daher sollte man sie auch wirklich nur einmal tragen.

Ist das Coronavirus eine Biowaffe, die aus einem Labor stammt?

Mythos: Im Netz wird immer wieder spekuliert, dass das Virus wahlweise aus einem Labor in Wuhan oder den USA stammt. Nach dem ersten Corona-Fall in den USA im Januar 2020 machen gefälschte Dokumente in den sozialen Netzwerken die Runde, die nahelegten, Experten hätten das Virus selbst gezüchtet. Mithilfe des Coronavirus hätten Geheimgesellschaften nun aktiv eine Krise herbeigeführt um eine autoritäre Weltordnung zu errichten.

Tatsache: In Wuhan wurde 2015 das Wuhan Virologie-Institut, das bislang einzige offizielle chinesische Labor der biologischen Schutzstufe 4, eröffnet. Es ist damit eine Hochsicherheitseinrichtung. Experten gehen aber fest davon aus, dass das Coronavirus seinen Ursprung auf dem Wildtiermarkt in Wuhan hatte. Das hat auch ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nahegelegt. Die Idee einer "Neuen Weltordnung" ist wiederum eine beliebte Verschwörungstheorie, die seit den 90er-Jahren im rechtsextremen Milieu viele Anhänger hat.

Menschen mit Schutzanzug in Wuhan: Hier wurde das Coronavirus erstmals entdeckt.
Menschen mit Schutzanzug in Wuhan: Hier wurde das Coronavirus erstmals entdeckt. © CHINATOPIX/AP/dpa

Starben 2020 in Deutschland tatsächlich mehr Menschen als sonst?

Mythos: Neben der Behauptung, dass das Coronavirus sehr viel harmloser sei, als in der Öffentlichkeit von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen verbrieft, hält sich auch die These, dass die Pandemie gar nicht so viele Todesopfer fordere wie erwartet.

Tatsache: Aus Daten des Statistischen Bundesamt geht hervor, dass in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres die Sterbefallzahlen nicht stark stiegen. Im April 2020 lagen die Zahlen dann allerdings deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre, nämlich zehn Prozent höher. In den darauffolgenden Monaten gab es keine großen Abweichungen zum Durchschnitt.

Am Ende des Jahres stiegen die Opferzahlen aber deutlich: So lag die Zahl der Todesfälle in Deutschland in der Woche vom 7. bis 13. Dezember 2020 deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre. In der 50. Kalenderwoche starben vorläufigen Ergebnissen zufolge mindestens 22.897 Menschen, das sind 23 Prozent mehr als sonst. Ähnliches ließ sich auch Anfang 2021 beobachten.

Die sogenannte Übersterblichkeit ist ein Indikator für die Schwere eines Infektionsgeschehens. Sie bezeichnet die Anzahl an Todesfällen, die über einem historischen Mittel liegen.

Wären viele Corona-Tote sowieso bald gestorben?

Mythos: Corona-Leugner behaupten, dass viele Todesopfer der Pandemie “sowieso” bald an einem anderen Leiden gestorben wären. Die durch das Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19 sei daher nicht die Todesursache – und die inständigen Warnungen vor einer Infektion Panikmache.

Tatsache: Schon im Mai zeigte eine Datenrecherche des NDR, dass die Corona-Toten im Schnitt noch neun Jahre zu Leben gehabt hätten, hierzu gibt es auch vergleichbare Studien. Zudem ergab eine Untersuchung des Bundesverbands Deutscher Pathologen, dass bei 86 Prozent der Todesfälle mit Covid-19-Diagnose dies auch die Todesursache war.

Werden durch einen mRNA-Impfstoff die Gene des Menschen manipuliert?

Mythos: Bei einigen der Corona-Impfstoffe handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe, für die zuvor noch nie eine Zulassung am Menschen erfolgte. Im Internet verbreiten sich seit Bekanntwerden Falschinformationen, wonach diese Vakzine zu Veränderungen im genetischen Code der Geimpften führen würden.

Tatsache: Die mRNA-Impfstoffe können nach heutigem Wissensstand nicht in das Genom menschlicher Körperzellen eindringen und dieses verändern. Bei einem mRNA-Impfstoff wird dem Patienten eine Messenger-Ribonukleinsäure verabreicht, die den genetischen Code für ein Protein enthält. Die neuartigen Impfstoffe enthalten lediglich ausgewählte Teile des Erbguts eines Virus, die nach der Impfung im Körper eine Immunantwort verursachen. So wird der Immunschutz aufgebaut. Die mRNA aus dem Impfstoff kann jedoch nicht einfach in die DNA des Menschen "eingebaut" werden, denn diese befindet sich im Zellkern. Mehr zum Thema: Weitere Impfstoff-Mythen im Faktencheck - Tote nach Corona-Impfung?

Der Corona-Impfstoff von Biontech basiert auf der mRNA des Virus - die menschliche DNA kann er laut Experten aber nicht verändern.
Der Corona-Impfstoff von Biontech basiert auf der mRNA des Virus - die menschliche DNA kann er laut Experten aber nicht verändern. © dpa

Verschwörungstheorie: Steckt Bill Gates hinter dem Impfstoff?

Mythos: Seit Pandemiebeginn hält sich ein Mythos in Verschwörungskreisen besonders hartnäckig: Der Multimilliardär und Microsoft-Gründer Bill Gates plane, bei jeder Corona-Impfung gleichzeitig einen Mikrochip unter die Haut einzusetzen, mit dem die Menschen überwacht werden sollen.

Tatsache: Tatsächlich schrieb Gates in einem Blogbeitrag im Frühjahr, dass jeder vielleicht irgendwann ein "digitales Zertifikat" haben werde, das bezeuge, dass er geimpft oder anderweitig immunisiert sei. Von Mikrochips war allerdings nie die Rede. Seine Aussage wurde in einen falschen Zusammenhang gestellt – höchstwahrscheinlich mit dem Projekt der Gates-Stiftung, in dem zu Verhütungsmethoden via Mikrochips geforscht wird.

Wird auf längere Sicht doch eine Impfpflicht in Deutschland kommen?

Mythos: Früher oder später werden die Bürgerinnen und Bürger zur Impfung gegen das Coronavirus gezwungen werden.

Tatsache: Die Bundesregierung hat immer wieder betont, dass die Impfung gegen das Coronavirus freiwillig sei. Es werde jedoch eine starke Impfempfehlung ausgesprochen, um sich nicht nur selbst, sondern die Gemeinschaft zu schützen.

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Allerdings gibt es Diskussionen darüber, bestimmte Berufszweige zu einer Impfung zu verpflichten, beispielsweise Soldaten oder Polizisten. Weltärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery hat sich beispielsweise für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen ausgesprochen: „Wer Umgang mit vulnerablen Gruppen hat, muss immunisiert sein“, sagte der Vorsitzende des Weltärztebundes dieser Redaktion. „Für Pflegekräfte und medizinisches Personal ist eine berufsspezifische Impfpflicht gegen Corona sinnvoll“, sagte Montgomery.