Berlin/Regensburg. In Regensburg überfährt ein Maskenverweigerer einen Mann fast, in Berlin schlägt ein Mann zu. Sicherheitsbehörden sind alarmiert.

Wieder ist der Tatort eine Tankstelle: Ein Mann fährt mit seinem Auto an der Rastanlage Pentling bei Regensburg vor, tankt, will zahlen. Aber er trägt keine Corona-Schutzmaske. Das ist Vorschrift, aber der Mann aus Polen will sich daran nicht halten. So geht es aus dem Polizeibericht hervor, so berichten es Zeugen. Was dann passiert, wird brandgefährlich.

Als der Mann durch den Angestellten der Tankstelle aufgefordert wird, die FFP2-Maske zu tragen, dreht der Pole um, steigt in sein Auto, will losfahren. Ohne zu zahlen. Der Tankwart rennt hinterher, will den Mann stoppen und das Kennzeichen des Autos notieren. Als der Angestellte vor dem Auto steht, den Schnee vom Kennzeichen schieben will, fährt der Maskenverweigerer los. Lesen Sie auch: Wie stark mobilisiert die Querdenken-Bewegung?

Der Tankwart habe sich „nur mit einem Sprung auf die Motorhaube vor dem anfahrenden Pkw retten“ können, schreibt die Polizei in einer Mitteilung. Sonst wäre womöglich Schlimmeres passiert.

Berlin: Maskengegner attackiert Mann in einer Straßenbahn

Es ist wieder eine Eskalation in der Corona-Pandemie. Wieder ein Fall, in dem offenbar ein Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen die Kontrolle verliert, gewalttätig wird. In Berlin verletzt ein Maskenverweigerer einen 50 Jahre alten Mann schwer. Auch hier: Das Opfer wies den mutmaßlichen Täter in der Straßenbahn auf die Maskenpflicht hin.

Protest gegen Querdenker in Bochum
Protest gegen Querdenker in Bochum © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Sicherheitsbehörden beobachten seit einigen Monaten eine erneute Zunahme der Gewalt innerhalb der radikalen Corona-Gegner und der sogenannten „Querdenker“. Manches, so deuten die jüngsten Fälle an, ist spontane Gewalt etwa auf Demonstrationen. Immer wieder werden Journalistinnen und Journalisten attackiert. Immer wieder kommt es zu Angriffen wie an der Tankstelle bei Regensburg, wenn Menschen Maskengegner auf ihre Pflichten hinweisen.

Trauriger Höhepunkt: Im September erschießt ein mutmaßlicher Gegner der Corona-Maßnahmen einen Angestellten in einer Tankstelle in Idar-Oberstein. Zuvor hatte der Kassierer den Mann ebenfalls auf die Maskenpflicht hingewiesen. Der spätere Täter zog erst ab, kam kurz danach jedoch wieder. Mit einer geladenen Waffe.

Querdenker-Szene: Hinter den Taten einzelner formieren sich Netzwerke

Hinter den Taten von einzelnen steckt eine Szene, die sich vernetzt und deren Führungskräfte Hetze und Hass gegen die Corona-Maßnahmen und diejenigen, die sie dafür verantwortlich zeichnen, befeuern. Vor allem über den Messengerdienst Telegram hat die Querdenken-Szene Kanäle für Propaganda und Protestaktionen organisiert. Zugleich treten Anhänger der Corona-Leugner wieder vermehrt auf Demonstrationen auf die Straße – vor allem, seit die Debatte über eine allgemeine Impflicht an Fahrt aufgenommen hat.

Im September warnte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, bei einer TV-Dokumentation auf ProSieben über die Szene der Corona-Leugner: „Die Radikalität jedenfalls nimmt zu. Es ist auch eine Gewaltspirale, die sich nach oben dreht.“

„Wir nehmen seit letztem Jahr eine Radikalisierung von Corona-Gegnern wahr. Insbesondere im Zusammenhang von Demonstrationen im Querdenken-Milieu“, sagte der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek. Es sei wichtig, dass die Sicherheitsbehörden radikale Kräfte in den Blick nehmen. Sei es von links, rechts oder aus der Querdenker-Szene, meint der Gewerkschafter.