Jerusalem. Israel erhöht den Druck, damit sich die Menschen ein drittes Mal impfen lassen. Kann die Booster-Spritze die neue Welle aufhalten?

Kurz vor dem Wochenende stürmten die Israelis die Impfstationen: Allein am Donnerstag holten sich knapp 78.000 Menschen ihre dritte Impfung ab – rund drei Mal so viel wie an einem durchschnittlichen Tag davor.

Der Ansturm ist eine Reaktion auf eine neue drastische Maßnahme der israelischen Regierung: Am Sonntag laufen alle Grünen Pässe ab. Sie müssen neu beantragt werden – und dann wird genau hingeguckt: Wer nur zwei Mal geimpft ist und seine zweite Spritze vor mehr als sechs Monaten bekommen hat, erhält keinen Pass mehr. Lesen Sie auch: Israel – Wie der Impfweltmeister zum Sorgenkind wurde

Der oder die Betreffende wird dann beim Eintritt in eine Bar, ein Kino oder in die Kita des Kindes genauso behandelt wie eine ungeimpfte Person: Testergebnis her oder draußen bleiben. Wer bereits an Covid-19 erkrankt war, aber ungeimpft ist, verliert ebenfalls den Grünen Pass. Genesene müssen sich zumindest einmal impfen lassen, um die 3G-Regel zu erfüllen.

Neue Regelung soll Israelis zur dritten Impfung bewegen

Die neue Regelung soll so viele Israelis wie möglich motivieren, sich ein drittes Mal impfen zu lassen. Studien zeigen, dass die Booster-Spritze das Risiko einer Erkrankung deutlich senkt.

Zuletzt beruhigte sich die Lage, die Infektionen gehen zurück. Experten warnen aber davor, dass dies nur ein temporäres Abflachen der Kurve sein könnte. Der September mit seinen vielen jüdischen Feiertagen ist vorbei, viele kehren zurück aus dem Ausland, Kinder gehen wieder in die Schule. Wenn nun der Herbst kommt, es draußen kühler, nasser und früher dunkel wird, findet das gesellige Beisammensein öfter in Innenräumen statt.

Regierungschef Bennett hält nichts von Einschränkungen

All das könnte das Infektionsgeschehen wieder anfachen, warnen Epidemiologen. Der Expertenbeirat der Regierung empfahl weitere Einschränkungen. Alles auf die Impfung zu setzen, sei nicht genug, mahnen Mediziner. Man müsse auch große Hochzeitsfeiern untersagen, Massenveranstaltungen unterbinden.

Regierungschef Naftali Bennett machte schnell klar, dass er davon nichts hält: Mediziner hätten immer nur die Medizin im Blick, sagte Bennett vor Journalisten. Man müsse aber auch an die Wirtschaft denken. „Die einzige Person, die einen guten Überblick über alle Einflussfaktoren hat, ist der Führer eines Landes“, sagte Bennett. So soll es vorerst keine weiteren Einschränkungen geben. Das Motto lautet: So viele Impfungen wie möglich. So schnell, wie es geht.