Berlin. Über 25.000 Menschen sind beim Erdbeben in der Türkei und Syrien gestorben. Flüchtlinge sollen schnell Visa bekommen, indes nicht alle.

Die Zahl der Toten nach den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist auf mehr als 25.000 gestiegen. Wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in einem Auftritt in der Provinz Sanliurfa am Samstag sagte, liegt die Zahl allein für die Türkei bei 21.848. Aus Syrien wurden weitere 3.553 Tote gemeldet. Lesen Sie auch: Türkei: Frau nach 112 Stunden unter Trümmern gerettet

Darüber hinaus sind Tausende Menschen obdachlos. Sie können bei Angehörigen in Deutschland unterkommen und unbürokratisch einreisen, wie Innenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte. Die Visa sollen drei Monate gültig sein, wie ein Ministeriumssprecher bestätigte.

Erdbeben: Schnelle Visa, um bei Verwandten in Deutschland unterzukommen

Demnach sollen türkische oder syrische Familien in Deutschland ihre "engen Verwandten aus der Katastrophenregion unbürokratisch zu sich holen können, damit sie bei uns Obdach finden und medizinisch behandelt werden können", wie Faeser der "Bild am Sonntag" sagte. Zu den Visa sagte die SPD-Politikerin, "das werden wir gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt möglich machen." Es gehe um Hilfe in der Not. Die Bundesregierung hatte schnelle Lösungen für die Einreise von Erdbeben-Betroffenen zugesagt.

Unklar ist, ob das Erdbeben eine neue Flüchtlingswelle auslösen wird; und vor allem wie groß sie ausfallen könnte. Die Kommunen müssen bereits die Aufnahmen von Tausenden Menschen aus der Ukraine verkraften und fühlen sich vom Bund allein gelassen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) dämpfte Erwartungen aus den Bundesländern und Kommunen an höhere Bundeszuschüsse für die Flüchtlingskosten.

Der FDP-Chef sagte dem "Handelsblatt“, "die Möglichkeiten des Bundes sind limitiert“. Der Bund habe die Länder bereits entlastet, indem Geflüchtete aus der Ukraine aus dem Bürgergeld-Topf unterstützt werden und nicht aus dem für Asylbewerber. Auch die Kommunen hätten zusätzliche Mittel erhalten. "Die Länder haben inzwischen eine wesentlich bessere Einnahmenentwicklung als der Bund und sind im föderalen Finanzgefüge der starke Partner", meinte Lindner. Lesen Sie auch: Erdbeben in der Türkei und Syrien: So können Sie helfen

Flüchtlingsgipfel: Erst kamen die Menschen aus der Ukraine, nun auch aus der Türkei und Syrien?

Aus seiner Sicht sei eines der Hauptanliegen für den von Ministerin Faeser für den 16. Februar einberufenen Flüchtlingsgipfel, einen Plan zu entwickeln, "wie wir irreguläre Migration nach Deutschland unterbinden, wie wir zu einer fairen Lastenteilung in Europa kommen. Und wie wir dafür sorgen, dass nicht Deutschland der bevorzugte Ort für Geflüchtete in Europa ist.“

Der Flüchtlingsgipfel war angesetzt worden, nachdem hochrangige Vertreter aus Ländern und Kommunen, darunter Regierungs- und Verbandschefs, wiederholt Alarm geschlagen hatten angesichts der hohen Flüchtlingszahlen. Landkreistagspräsident Reinhard Sager forderte zuletzt den Bund auf, den Kommunen ihre Kosten für die Unterbringung Geflüchteter abzunehmen. (fmg)