Berlin. Auf zwei russischen Militärflugplätzen ereignen sich Explosionen. Die Hintergründe sind rätselhaft. Sind Spezialkräfte im Einsatz?

  • In Russland hat es Explosionen auf Luftwaffenstützpunkten gegeben
  • Moskau spricht von einem Drohnenangriff der Ukraine
  • Kiew sagt nichts – macht aber Andeutungen

Ein lauter Knall reißt am Morgen gegen sechs Uhr die Anwohner des Militärflugplatzes Engels im russischen Bezirk Saratow aus dem Schlaf. Was ist passiert? Ein Unfall? Ein Drohnenangriff der Ukraine?

Die Menschen in Russland berichten, dass das Geräusch der Explosion noch aus mehreren Kilometern Entfernung zu hören gewesen sei. Viele Überwachungskameras an Hauseingängen hielten ein Feuer am Nachhimmel fest. Die Bewohner veröffentlichten Bilder und Beobachtungen im Netz.

Die Berichte erinnern an den rätselhaften "Unfall" auf der Brücke zur Krim. Die Ukraine hätte alle Grund, Saratow anzugreifen. Mit Nadelstichen kann sie den Russen zeigen, dass sie im eigenen Land nicht vor dem Krieg sicher sind, obwohl Kremlchef Wladimir Putin unverdrossen verharmlosend von einer militärischen Spezialoperation redet.

Ukraine-Krieg: Schwerem Luftangriff zuvorgekommen?

Ein zweiter Grund klingt noch plausibler ob der Satellitenbilder, die aktuell im Umlauf sind. Sie zeigen ungewöhnlich viel Bewegung auf dem wichtigen Militärflughafen Engels-2. Man sei wohl in erhöhter Alarmbereitschaft. Womöglich bereiteten die Russen im Ukraine-Krieg einen massiven Luftangriff vor.

Die Satellitenbilder von Maxar Technologies und Planet Labs zeigen die Luftwaffenbasis am 28. November. Darauf zu sehen sind demnach fast zwei Dutzend Langstreckenbomber vom Typ Tu-95 und Tu-160. So gesehen wäre eine ukrainische Attacke nur ein Präventivschlag. Lesen Sie auch: Ukraine: Neue russische Angriffswelle auf Infrastruktur

Aufgereiht am unteren Bildrand: Russische Bomber der Typen TU-160 und TU-95 auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels. Von hier soll Russland schwere Luftangriffe gegen die Ukraine fliegen.
Aufgereiht am unteren Bildrand: Russische Bomber der Typen TU-160 und TU-95 auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels. Von hier soll Russland schwere Luftangriffe gegen die Ukraine fliegen. © Handout / Satellite image ©2022 Maxar Technologies / AFP

Putins erste Version: Nur ein Flugzeugabsturz

Wie die englische Zeitung Guardian spekuliert, wird angenommen, dass Kiew einen Weg gefunden habe, russische Bomber für Angriffe auf die russische Infrastruktur zu nutzen. Zumal es nicht beim Angriff in der Region Saratow blieb.

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Eine weitere Explosion ereignete sich auf einem Militärflughafen in der Nähe der Stadt Rjasan, weniger als 150 Meilen (ca. 241 km) von Moskau entfernt. Nach der Explosion eines Treibstofftransporters wurden drei Menschen getötet und fünf verwundet, berichteten russische Staatsmedien. Auf diesem Stützpunkt sind auch Tu-95- und Tu-22M-Langstreckenbomber stationiert.

Die Russen hatteen zunächst eine andere Erklärung für den Vorfall: Auf dem Stützpunkt sei ein Flugzeug abgestürzt. Es gebe keine Schäden an zivilen Einrichtungen, so Roman Busargin, der Gouverneur der Region Saratow. Anlass zu Sorge gebe es nicht.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Zweite Version: Ukrainischer Drohnenangriff

Am Montagabend dann dröhnte es aus dem Verteidigungsministerium in Moskau ganz anders: "Am Morgen des 5. Dezember hat das Kiewer Regime versucht, mit reaktiven Drohnen aus sowjetischer Produktion die Militärflugplätze "Djagiljewo" im Gebiet Rjasan und "Engels" im Gebiet Saratow zu attackieren, um russische Langstreckenflugzeuge außer Gefecht zu setzen."

Zuvor hatte Kiew bereits eine Beteiligung angedeutet. Die "New York Times" berichtete, ukrainische Spezialkräfte hätten einen der beiden Angriffe unterstützt. Dabei berief sich die Zeitung auf einen namentlich nicht genannten ukrainischen Offiziellen. Kiew äußerte sich nicht offiziell zu den Explosionen, sprach lediglich von "Karma".

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Das russische Militär bestätigte, dass drei Soldaten getötet und vier weitere mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die Langstreckenbomber seien jedoch nur unwesentlich beschädigt worden, auch dank des Einsatzes von Flugabwehr.

Am Nachmittag hatte Russland erneut schwere Raketenangriffe auf die Ukraine gestartet. Während Kiew anschließend mitteilte, der Großteil der Raketen sei abgefangen worden, erklärte Moskau den Angriff für erfolgreich. "Das Ziel des Schlags ist erreicht. Alle 17 benannten Ziele wurden getroffen."

Die Ukraine verbeitete eine ganz andere Version: "Jede abgeschossene russische Rakete ist ein konkreter Beweis dafür, dass der Terror besiegt werden kann", sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Die Flugabwehr hatte nach eigenen Angaben rund 60 von etwa 70 Marschflugkörpern abgeschossen.

Dennoch habe es mehrere Treffer gegeben. "Leider gibt es Opfer", sagte Selenskyj. Vier Menschen seien getötet worden. (ms/pcl)

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Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.