Berlin. Seit Russland weniger Gas an Deutschland liefert, steigen die Preise stark. Die Bundesnetzagentur hält eine Verdreifachung für möglich.

„Gas ist ein knappes Gut“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag, als er die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausrief. Wie sich diese Knappheit für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet, machte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller kurz danach klar: Er hält eine Verdreifachung der Verbraucherpreise für Gas für möglich.

„Wenn man es hochrechnet, kommt es sehr darauf an, wie Sie heizen, wie Ihr Gebäude gebaut ist. Aber es kann zu einer Verdreifachung der bisherigen Gasrechnung kommen“, sagte Müller am Donnerstag den Sendern RTL/ntv.

"Es ist ein externer Schock": Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. © dpa

Gas: Bleiben russische Lieferungen bald ganz aus?

Seit der Drosselung der Lieferungen von russischem Gas in der vergangenen Woche sei das Preisniveau nochmals um 50 Prozent gestiegen. „Viele Gasimporteure sagen, sie würden das gerne weitergeben“, sagte Müller.

Doch dazu müsste die Preisanpassungsklausel aktiviert werden. Ob das passiere, hänge sehr davon ab, wie sich die Gasflüsse weiterentwickelten. „Wir wissen, dass am 11. Juli ein Wartungsfenster droht. Da wird Nord Stream 1 komplett runtergefahren, und wir wissen nicht, was danach passiert.“ Der mehrtägige Wartungsprozess ist eigentlich jährliche Routine.

Gas-Preise steigen weiter – „Ganz schwierige Situation im Winter“

Müller rief angesichts der aktuellen Situation zum Energiesparen auf. „Jeder und jede in der Industrie und privat kann eben dazu beitragen - und ja, dazu gehört auch der Pulli, der Duschkopf, die Heizung ein bisschen runterstellen, all das hilft“, sagte er.

Da man nicht ausschließen könne, dass bald gar kein russisches Gas mehr geliefert werde, habe die Bundesnetzagentur verschiedene Szenarien berechnet. „Die meisten Szenarien sind nicht schön und bedeuten entweder zu wenig Gas am Ende des Winters oder aber schon – ganz schwierige Situation – im Herbst oder Winter.“

Auf Twitter teilte Müller einen Ausschnitt der Berechnungen seiner Behörde. Diese sprechen für sich: In nur einem Szenario werden die Gasspeicher bis zum Herbst/Winter gefüllt sein.

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Die Bundesregierung hatte am Donnerstag die zweite der drei Stufen ausgerufen, die Alarmstufe. Grund hierfür ist, dass Russland seine Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 deutlich vermindert hat. Ob und wann die nächste Stufe ausgerufen werden muss, ist unklar. (bml mit dpa/afp)

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.