Berlin. Auch deutsche Unternehmen seien von internationalen Hackerangriffen betroffen. Das LKA veröffentlicht jetzt Details und Fahndungsfotos.

Letzte Woche glückte ein Schlag gegen ein internationales Netzwerk aus Hackern. Jetzt gibt das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen neue Details bekannt. Das "hochprofessionelle" Netzwerk habe mindestens 601 Unternehmen, Institutionen oder Privatmenschen geschädigt, berichteten LKA-Vertreter am Montag in Düsseldorf. In Deutschland gäbe es mindestens 37 Betroffene, es wird von einer großen Dunkelziffer ausgegangen. Mit Fahndungsfotos sucht das LKA jetzt nach Hauptverdächtigen.

Hackerangriffe auch auf deutsche Unternehmen und Institutionen

Die Hackergruppe soll 2010 entstanden sein und habe mit einer Erpressungssoftware in der Gamingszene begonnen. Eine „Schattenökonomie, die sich nach Angebot und Nachfrage richtet“, beschrieb der Leiter des Dezernats Cybercrime, Dirk Kunze, die Gruppe. Später schädigte das Netzwerk Bankkunden.

Der erste große Angriff sei 2020 auf das britische Gesundheitssystem gewesen. In Deutschland habe die Hackergruppe 2021 unter anderem die Universitätsklinik Düsseldorf, die Funke-Mediengruppe, zu der auch dieses Portal gehört, und den Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt attackiert.

Dieser rief daraufhin den Katastrophenfall aus – ein „Fall, der in der deutschen Geschichte seinesgleichen sucht“, sagte Kunze. Das Hackernetzwerk soll auch an Geldwäsche in Kryptowährungen beteiligt gewesen sein.

Lesen Sie auch: Sabotage und Spionage – Faeser warnt vor Attacken aus Moskau

Ermittlungen identifizieren elf Verdächtige

Die von der LKA geleiteten Ermittlungen erfolgten in Zusammenarbeit mit der US-Bundespolizei FBI, Europol und der Polizei in den Niederlanden und der Ukraine. Es seien elf Menschen identifiziert worden, die unterschiedlich in die Tat verstrickt seien.

Am 28. Februar habe es Durchsuchungen in Gebäuden in Deutschland und der Ukraine gegeben. Dabei wurden mutmaßliche Beteiligte vernommen und Beweismaterial beschlagnahmt. Laut LKA gebe es drei Haftbefehle, die nicht vollstreckt werden können, da sich die Verdächtigen nicht im Zugriffsgebiet der europäischen Justizbehörden aufhielten.

Mit diesen Fotos sucht das LKA nach drei Verdächtigen aus dem Hackernetzwerk.
Mit diesen Fotos sucht das LKA nach drei Verdächtigen aus dem Hackernetzwerk. © Ralf Rottmann/ Funke Foto Services

Hackernetzwerk: Haftbefehle gegen drei Personen

Haftbefehle liegen gegen einen 41-jährigen Russen und einen 32-jährigen Mann vor, dessen Nationalität unbekannt sind. Sie sollen an mehreren Taten beteiligt gewesen sein. Auf den 41-Jährigen ist laut LKA von den USA ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt worden.

Ein weiterer Haftbefehl liegt gegen eine Russin vor, die als Administratorin für das Netzwerk gearbeitet haben soll. Weitere Verdächtige sollen in der Ukraine, in Deutschland, Russland oder Moldau leben.

Angriffe auf kritische Infrastruktur gefährdeten Menschenleben, so LKA-Leiter Ingo Wünsch. Das Netzwerk habe vorrangig profitorientiert gehandelt. Wünsch forderte, dass IT-Sicherheit Teil jeder Unternehmensphilosophie sein müsse. (ari/afp)