Berlin. Feministinnen können von der ersten Frau an der Spitze einer italienischen Regierung nicht viel erwarten. Sie hat eine andere Mission.

Wenn alles glatt läuft, wird Giorgia Meloni die erste Frau an der Spitze einer italienischen Regierung sein. Im Wahlkampf wollte sie bodenständig und uneitel wirken, trug meist flache Schuhe, Hose und Shirt – so als könnte sie auch gleich nach dem Auftritt zu einer Wanderung durch die Toskana aufbrechen.

Aber Meloni ist nicht auf Tour, sie ist auf Mission – und schon fast am Ziel: Palazzo Chigi. Von hier aus werden in Rom die Regierungsgeschäfte geführt.

Italien: Meloni lehnt eine Quote für Frauen strikt ab

Ihre Begrüßung war immer gleich – und ist zugleich Programm: „Ich bin Giorgia Meloni! Ich bin eine Frau! Ich bin eine Mutter! Ich bin Italienerin! Ich bin Christin! Das werdet ihr mir nicht nehmen!“ Deutlicher kann man nicht machen, wie sehr sich die 45-Jährige vom linksliberalen Zeitgeist bedroht fühlt. Und offensichtlich nicht nur sie. Auch viele Frauen in Italien haben am Sonntag der Postfaschistin ihre Stimme gegeben.

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© Reto Klar | Reto Klar

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In der Frauen- und Familienpolitik macht die Rechtspopulistin sie keinen Hehl aus ihren Ambitionen. Sie ist strikt gegen Abtreibung, dagegen, dass homosexuelle Paare Kinder adoptieren, sie lehnt die Frauenquote ab.

Nicht schlimm, wenn diese Regierung nicht lang hält

Zwar führt mit Meloni eine „Schwester“ die „Brüder Italiens“, aber Gleichberechtigung kommt im Wahlprogramm der Partei nicht vor. In der Welt der Giorgia Meloni ist sie das beste Beispiel dafür, dass Frauen das nicht nötig haben.

Nun ist die wahrscheinlich künftige Ministerpräsidentin mit Matteo Salvini und Silvio Berlusconi auf zwei Prachtexemplare der Egomanie angewiesen. Sie sollen sie an die Macht tragen und stützen. Aber vertrauen kann sie ihnen nicht.

67 Regierungen hatte Italien seit 1946. Es ist nicht so schade, wenn auch diese nicht von langer Dauer wäre.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.