Berlin. Heikle K-Frage: Robert Habeck soll Kanzlerkandidat der Grünen werden – findet Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann.

Es ist die aktuell heikelste Frage bei den Grünen: Ziehen Sie mit einem Kanzlerkandidaten in die nächste Bundestagswahl – und wenn ja, mit welchem? Robert Habeck oder Annalena Baerbock – oder am Ende doch ein dritter? Der erste prominente Grüne hat sich jetzt festgelegt: Winfried Kretschmann sprach sich am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung in Stuttgart klar für Grünen-Parteichef Habeck aus.

Der baden-württembergische Ministerpräsident sagte auf die Frage von Entertainer Harald Schmidt, wer von den Grünen für eine Kanzlerkandidatur infrage käme, kurz und knapp: „Habeck“. Zunächst hatte der „Stern“ über Kretschmanns Votum berichtet.

Demnach habe Kretschmann erklärt, Habeck sei ein „Kommunikator“ und verfüge als früherer Umweltminister von Schleswig-Holstein zudem über „Exekutiverfahrung“. Die grüne Co-Vorsitzende Annalena Baerbock erwähnte Kretschmann offenbar mit keinem Wort.

Habeck und Baerbock stellen sich beim Parteitag zur Wiederwahl

Klares Votum: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts) wirbt für Parteichef Robert Habeck als Kanzlerkandidat der Grünen.
Klares Votum: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts) wirbt für Parteichef Robert Habeck als Kanzlerkandidat der Grünen. © dpa | tefan Puchner

Kretschmanns Äußerungen treffen die Grünen in einer heiklen Phase: Bei den drei Wahlen in Ostdeutschland hatte die Partei schlechter abgeschnitten als erwartet, auch in bundesweiten Umfragen gingen die Werte für die Grünen zuletzt wieder leicht zurück.

Der Höhenflug der letzten Monate, bei dem die Grünen in Umfragen zum Teil die Union als stärkste Kraft abgelöst hatten, scheint zu Ende. Hinzu kommt: In zwei Wochen kommen die Grünen in Bielefeld zu ihren Bundesparteitag zusammen - Habeck und Baerbock stellen sich dort zur Wiederwahl.

Die grüne Parteispitze hatte bislang die Antwort auf die K-Frage verschoben. Habeck und Baerbock hatten immer wieder betont, dass sie die Partei gemeinsam führen. Habeck hatte allerdings im Sommer angedeutet, dass die Grünen in dieser Frage noch Klärungsbedarf haben: Es sei wichtig, „dass dann vor einer Wahl rechtzeitig mit der Partei Klarheit geschaffen wird. Aber da sind wir ja nicht“, sagte Habeck im Juni.

Winfried Kretschmann will über 2021 hinaus Ministerpräsident bleiben und hatte angekündigt, für die Grünen erneut kandidieren zu wollen. Eine Umfrage kam indes zu dem Schluss, dass sich jeder zweite Deutsche einen Grünen-Kanzlerkandidaten wünscht. Und schon nach dem Europawahl-Erfolg warfen Beobachter die Frage auf, ob der nächste Kanzler ein Grüner sein wird. (jule)