Berlin. Russland prahlt mit einem Roboterpanzer. Experten glauben: Über kurz oder lang erscheinen sie auf dem Schlachtfeld in der Ukraine.

Kriege sind oft Testfelder für neue Waffen. Im Ukraine-Krieg steht nun Kampfrobotern eine erste Feuerprobe – buchstäblich wie bildlich – bevor.

Die russische militärtechnische Gruppe "Zaren Wölfe" will nach eigenen Angaben vier "Marker"-Modelle im Donbass einsetzen. Dabei handelt es sich um unbemannte Schützenpanzer, die gegnerische Fahrzeuge erkennen und eigenständig angreifen – zum Beispiel den Leopard 2.

Es wäre eine neue Art der Kriegsführung – aber keine Überraschung. Nicht nur Russland, auch Staaten wie die USA, China, Großbritannien, Südkorea oder Israel arbeiten an Killerrobotern. Eine internationale Ächtung ihrer Entwicklung, Produktion und ihres Einsatzes haben sie stets zu verhindern gewusst.

Kampfroboter: Russische Drohungen plausibel

Die Entwicklung der Kampfroboter ist ziemlich weit und eine neue Qualität technisch, rechtlich, moralisch, militärisch:

  • Technisch ist es der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz (KI), nachdem Drohnen zum Beispiel immer noch von einem Piloten, einem Operator, geführt werden müssen.
  • Militärisch könnten Killerroboter die Hemmschwelle senken, in den Krieg zu ziehen, da die eigenen Soldaten geschont werden.
  • Moralisch ist der kritische Punkt, dass im Gefecht nicht der Mensch das letzte Wort hat, sondern letztlich Maschinen ohne Erfahrung, ohne Instinkte, ohne Skrupel, ohne "Bauchgefühl“.
  • Rechtlich ist zweifelhaft, ob Roboter das Völkerrecht beachten, ob sie beurteilen können, was verhältnismäßig ist; ob sie auch nur Kämpfer von Zivilisten unterscheiden können. Wem soll man den Prozess machen, wenn gegen den Völkerrecht verstoßen wird, der Maschine, dem Hersteller, seinem Kunden?

Die Drohung der Russen ist ernst zu nehmen. Womöglich ist sie mehr als eine propagandistische Antwort auf die angekündigte westliche Waffenhilfe für die Ukraine mit Kampfpanzern. Zum einen hat Russland autonome Waffen schon im Syrien-Krieg erprobt und den Uran-9-Roboter auch längst zur Schau gestellt. Zum anderen steht hinter der Gruppe "Zaren Wölfe" durchaus ein renommierter Techniker: Dmitry Rogozin, den früheren Chef der russischen Weltraumbehörde.

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Rogozin berichtete auf Telegram von einem Treffen mit Jewgeni Dudorow von Magnitogorsk Android Technology, dem Hersteller der Roboter. Die "Marker"-Panzer sollen Fotos von westlichen Panzern speichern, um sie autonom zu erkennen und zu zerstören. Der "Marker" ähnelt einem Schützenpanzer. Es soll ein dreiachsiges Fahrzeug mit einem Turm mit Maschinengewehren und Panzerabwehrraketen sein. Und ohne Besatzung kann er natürlich kleiner, leichter, schneller und beweglicher als konventionelle Panzer sein.

Militär-Experte hält Berichte über Kampfroboter für "plausibel"

Thomas Küchenmeister, Vorstand der Nicht-Regierungsorganisation „Facing Finance“ und deutscher Sektionschef der Initiative "Stop Killer Robots“, hält die Berichte für plausibel. Er könne zwar nicht von seinem Schreibtisch in Berlin aus die autonomen Fähigkeiten beurteilen. "Ich bin aber sicher, dass Russland in der Lage ist, solche Waffen zu entwickeln", sagte er unserer Redaktion. Über kurz oder lang würden sie "auf dem Schlachtfeld auftauchen". Auch interessant: Fünf Millionen Rubel Abschussprämie für einen Leopard-Panzer

In Deutschland arbeitet die Bundeswehr zumindest am militärischen Einsatz von KI. "Technologisch ist es nicht fünf vor Zwölf, sondern Viertel nach Zwölf", erzählt Küchenmeister. Von einigen Waffenschmieden gebe es längst die Bestätigung dafür, das sie autonome Waffen anbieten, zum Beispiel von Rheinmetall.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Wie autonom darf der Killerroboter sein?

Auf der Waffenmesse AUSA (Association of the United States Army) im Oktober 2022 in Washington stellte das Unternehmen seinen Mission Maser-CXT vor: ein mittelgroßes, unbemanntes Radfahrzeug, das Waffen transportieren, ferngesteuert abfeuern und autonom Ziele finden und zerstören kann.

"Die Beschränkung des Waffensystems ist eine Kundenentscheidung, nicht das, was wir anbieten", sagte Alain Tremblay, bei der US-Tochter von Rheinmetall Vize-Präsident "of Business Development and Innovation". Im Klartext: Die Waffe ist autonom; wie eigenständig, das entscheidet der Kunde.

Killerroboter auf dem Vormarsch? Kalaschnikow präsentiert ein ferngesteuertes System im Stil eines Roboters.
Killerroboter auf dem Vormarsch? Kalaschnikow präsentiert ein ferngesteuertes System im Stil eines Roboters. © Pavel Golovkin/AP/dpa | Pavel Golovkin/AP/dpa

Killerroboter bald auf dem Schlachtfeld in der Ukraine

Wie weit die Russen sind, lässt sich schwer überprüfen. Das Modell "Uran-9" zeigte im Syrien-Krieg offenbar Schwächen. Nach unbestätigten Berichten musste es per Fernbedienung gesteuert werden. Beim "Marker" sollen die Kinderkrankheiten behoben sein.

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Rogosin, ein Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin, behauptet, der „Marker“ arbeite autonom, könne Ziele lokalisieren und beschießen und ebenso verwundete Soldaten vom Schlachtfeld evakuieren. Auch die Ukraine arbeitet nach Angaben des Ministers für digitale Transformation Mychailo Fedorow an autonomen Waffen. Der nächste, fast unvermeidliche Schritt: Kämpfe zwischen Robotern.