Berlin. Die Lage in den Kinderkliniken ist mehr als angespannt. Ein Arzt aus Hannover wendet sich mit drastischen Worten an die Politik.

Kinderärztinnen und Krankenpfleger sind derzeit völlig überlastet. Die Welle der Atemwegserkrankungen legt die Praxen und Kinderkliniken lahm. Nun hat sich Dr. Michael Sasse von der Medizinischen Hochschule Hannover mit drastischen Worten an die Politik gewandt. Auf einer Veranstaltung des Divi-Intensivregisters, über die der NDR am Donnerstagabend berichtete, sagte Sasse:

"Es werden Kinder mit Beatmungsunterstützungssystemen in kleinen Kinderkliniken auf den Normalstationen im Moment behandelt, die eigentlich auf eine Intensivstation müssen." Auch interessant: RS-Virus: So gefährlich ist eine Infektion für Kleinkinder

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Situation sei "so prekär, dass man wirklich sagen muss: Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können, und das ist eine Aussage, die auch nicht zu widerlegen ist", sagte der Intensivmediziner. Wesentlicher Grund für die angespannte Lage: Personalmangel. Bei rund 80 Prozent der befragten Kliniken fehle Pflegepersonal, aber auch Ärztinnen und Ärzte seien rar. Im Schnitt seien 40 Prozent der Kinder-Intensivbetten wegen Personalmangels gesperrt. Lesen Sie auch: Kinderärzte am Limit: Was Eltern im Notfall jetzt tun können

Kinderkliniken: Nur noch wenige Intensivbetten in ganz Deutschland frei

Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei, berichtete das Divi-Intensivregister am Donnerstag. "Nur 83 freie Betten gibt es generell noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland", hieß es in einer Pressemitteilung zur Lage in den Kinderkliniken. Das seien 0,75 freie Betten pro Klinik, also weniger als eines pro Standort. "Katastrophal" nennt das Divi-Register diese Situation. Lesen Sie auch: Fachkräftemangel: Wieder mehr Auszubildende in der Pflege

Divi-Generalsekretär und Kinder-Intensivmediziner Florian Hoffmann forderte bessere Arbeitsbedingungen in den Kinderkliniken, Telemedizin zwischen den kindermedizinischen Einrichtungen und den Aufbau von speziellen Kinderintensiv-Transporten. (fmg)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.