Berlin. Markus Söder will mit Armin Laschet auch dessen Verlierer-Image loswerden. Denn das könnte schon bald zum Problem für ihn werden.

Markus Söder hat sein Ziel noch nicht ganz erreicht. Aber am Donnerstagabend ist er ihm ein Stück näher gekommen: CDU-Chef Armin Laschet ist bereit zum Rückzug. Schon seit Tagen macht der CSU-Vorsitzende Söder keinen Hehl daraus, dass er den Wahlverlierer und unterlegenen Unionskanzlerkandidaten Laschet so schnell wie möglich los werden will.

Armin Laschets jüngste Erklärung, eine personelle Neuaufstellung der Christdemokraten einzuleiten und diesem Prozess selbst nicht im Wege stehen zu wollen, leitet den Abgang des CDU-Vorsitzenden ein. Das Ende von Laschets Amtszeit ist damit gesetzt, auch wenn der genaue Zeitpunkt vorerst offen bleibt. Söder hatte vermutlich auf einen klareren Schnitt gehofft, auf einen unmissverständlichen Rücktritt.

Söder wird einiges unternehmen, um Laschets angesägten Stuhl zum Krachen zu bringen

Doch diesen Gefallen hat ihm Laschet nicht getan. Es wird keinen schnellen Abschied des CDU-Chefs geben, sondern eher einen auf Raten. Söder wird sich in Geduld üben müssen. Dennoch er wird vermutlich auch weiterhin einiges unternehmen, um den bereits angesägten Stuhl Laschets endgültig zum Krachen zu bringen.

Der CSU-Vorsitzende sieht Laschet als Hauptschuldigen für das historisch schlechteste Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl. Das gibt Söder seit dem Wahlabend klar zu verstehen. Seit der verheerenden Niederlage, bei der die Union nur noch auf 24,1 Prozent kam, hat Söder kaum eine Gelegenheit ausgelassen, den gescheiterten Kanzlerkandidaten Laschet öffentlich zu demontieren.

Während etwa Laschet die Option eines Jamaika-Bündnisses aus Union, Grünen und FDP für den Fall eines Scheitern der Ampel-Gespräche weiterhin nicht ganz aufgibt und sich selbst damit die winzige verbleibende Chance auf eine Kanzlerschaft offen hält, erklärt Söder Jamaika für tot.

Söders Motive sind gekränkte Eitelkeit und Erfolgsdruck bei der Landtagswahl in Bayern

Die Ampel werde kommen, Grüne und FDP wollten mit der SPD regieren, so Söder. Die Union müsse nach diesem Wahlergebnis in die Opposition. Es ist seine Art zu sagen, dass Laschet seine Kanzlerambitionen endgültig begraben kann.

Hinter Söders Vorgehen stecken vor allem zwei Motive. Erstens: gekränkte Eitelkeit. Der CSU-Chef hat sich stets für den besseren Kanzlerkandidaten der Union gehalten. Dass es am Ende Laschet wurde, nagte lange an ihm.

Umso mehr beobachtet es Söder nun mit gewisser Häme, dass Laschet es nicht gepackt hat. Zeitweilig kursierten sogar waghalsige Szenarien, wie Söder selbst im Falle von Jamaika Kanzler und damit Nachfolger von Angela Merkel werden könnte.

Gegen eine Ampel könnte Söder stänkern, bei Jamaika wäre er mitverantwortlich

Zum Zweiten geht es Söder um den eigenen Erfolg. In Bayern wird in zwei Jahren gewählt. Und weder die CSU-Ergebnisse bei der Bundestagswahl noch jene bei der letzten Landtagswahl im Freistaat 2018 waren berauschend. Ein schwacher CDU-Kanzler Laschet und eine gerupfte Union würde es Söder zusätzlich erschweren, sich im Landtagswahlkampf als starker Mann der bayerischen Christsozialen zu präsentieren.

Hingegen ließe sich gegen eine „unchristliche“ Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP, die womöglich Cannabis legalisiert, mehr Einwanderung plant und die doppelte Staatsbürgerschaft erleichtern will, einfacher Wahlkampf führen im konservativen Lager. Gegen eine Ampel kann Söder stänkern. Im Falle einer Jamaika-Koalition von Union, Grünen und FDP wäre der CSU-Chef hingegen mitverantwortlich.

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Insofern hat Söder großes Interesse, die jüngste und schwerste Niederlage der Union bei der Bundestagswahl rasch abzuhaken und nach vorne zu schauen. Das geht in seinen Augen nur ohne Laschet. Und je schneller der CDU-Chef geht, desto besser aus Sicht Söders für die CSU.

Hälfte der Deutschen findet Söders Verhalten gegenüber Laschet nicht in Ordnung

Dass Söder im Machtkampf der Unionsschwestern wenig zimperlich vorgeht, liegt offen zutage. Und es macht ihn nicht unbedingt sympathisch, wie eine Umfrage zeigt. Jeder zweite Befragte bundesweit hält demnach Söders Verhalten gegenüber CDU-Chef Armin Laschet nach der Bundestagswahl für nicht in Ordnung.

Entsprechend äußerten sich 48 Prozent in der Erhebung des Civey-Instituts für die „Augsburger Allgemeine“. 36 Prozent befanden, Söder habe sich korrekt gegenüber dem gemeinsamen Unionskanzlerkandidaten verhalten. Betrachtet man hingegen die Befragungsergebnisse für Bayern, wo Söder Ministerpräsident ist, sieht die Lage anders aus.

Im südlichen Freistaat ist das Resultat ausgeglichen, sogar mit einem leichtem Vorteil für Söder: 43 Prozent der befragten Bayern bewerteten sein Verhalten gegen Kanzlerkandidat Laschet positiv, 41 Prozent negativ. So scheint sich Söders Vorgehen zumindest in seiner Heimat auszuzahlen. Und letztlich geht es dem CSU-Chef genau darum.