Berlin. Im Herbst blockierten zwei Demonstranten den Stuttgarter Berufsverkehr. Vor Gericht erschienen sie nicht: Sie flogen in den Urlaub.

Noch im September vergangenes Jahres nahmen sie an einer Blockade im Stuttgarter Berufsverkehr teil. Nun ließen sich zwei Mitglieder der Letzten Generation für ihre Gerichtsverhandlung entschuldigen. Der Grund: Die 22-Jährige und ihr 24-Jähriger sind in Thailand im Urlaub.

Zunächst hatte "Bild" berichtet, die Aktivisten seien nach Bali geflogen. Dem widersprach die "Letzte Generation" am Donnerstag. Die Abwesenheit sei zudem mit dem Gericht abgesprochen gewesen. "Individuelles Verhalten ist nicht unwichtig, im Gegenteil. Hier in Deutschland gehört ein großer Teil der Menschen zu den reichsten Prozenten der Welt, die am meisten zur Klimakrise beigetragen haben und beitragen. Dass sich das verändert, muss politisch beschlossen werden", melden sich die Aktivisten auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort.

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Thailand statt Stuttgart: Klimaaktivisten im Urlaub statt vor Gericht

Im Zuge ihres Klimaprotests waren die beiden Aktivisten im vergangenen Herbst von Einsatzkräften der Polizei von der blockierten Straße verwiesen worden. Juristisch hatte die Demonstration für den 24-Jährigen in Form einer Anzeige wegen Nötigung Konsequenzen nach sich gezogen. Wie "Bild" behauptet, hätten beide deshalb am Montag vor dem Amtsgericht im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt vorstellig werden müssen. Lesen Sie auch: Notwehr – Darf man Klimaaktivisten von der Straße ziehen?

Angesichts der Ziele, für die sie demonstrieren, scheint es sich um eine durchaus fragwürdige Reise zu handeln. Denn laut der Klima-Plattform "atmosfair.de" setzt eine Flugreise nach Bangkok rund 5.000 Kilogramm klimaschädliches CO2 frei – pro Person. Mit der Urlaubsreise alleine verursachen beide jeweils etwa doppelt so viele Treibhausgase wie ein Pendler im ganzen Jahr mit einem handelsüblichen Verbrenner-Motor im Berufsverkehr. Zu den Blockade-Zielen der Demonstranten gehörte unter anderem auch der Berliner Flughafen BER.

Vorwurf der Doppelmoral: Doppelt so viel CO2 wie ein ganzes Jahr Berufsverkehr

Ein Sprecher der Letzten Generation verteidigte den Urlaubsflug: "Sie haben den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer. Das muss man außeinanderhalten." Weniger gnädig ging der Parlamentarische Geschäftführer der FDP-Bundestagsfraktion Torsten Herbst mit den Klimaaktivisten ins Gericht. Er twitterte über die "Klimakleber und ihre Doppelmoral". Auch CSU-Generalsekretär Martin Huber stieß ins selbe Horn: "Schuld sind immer die anderen: Fliegen ist für die Klima-Kleber so lange schlecht, bis sie selbst im Flugzeug nach Bali sitzen." Auch interessant: Lützerath – Greta Thunberg äußert sich zu Polizeigewahrsam

Erst vergangenen Montag hatte eine Sprecherin der Letzten Generation eine massive Ausweitung der Protestaktionen angekündigt. Man wolle den Widerstand "in jede Stadt und jedes Dorf tragen, mit immer mehr Menschen".