Londonderry/Derry/Dublin. Hume galt als einer der Architekten des Karfreitagsabkommens, das den Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland beendete. Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Brexit droht den fragilen Frieden zu stören.

Der nordirische Friedensnobelpreisträger John Hume, einer der Väter des sogenannten Karfreitagsabkommens, ist tot.

Der ehemalige Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei (SDLP) in dem britischen Landesteil wurde 83 Jahre alt, wie die britische Nachrichtenagentur PA am Montag unter Berufung auf die Familie berichtete.

Hume hatte wesentlich zu dem Abkommen beigetragen, mit dem 1998 der jahrzehntelange Bürgerkrieg in Nordirland beendet wurde. In dem Konflikt standen sich mehrheitlich katholische Befürworter einer Vereinigung der beiden Teile Irlands und überwiegend protestantische Großbritannien-Loyalisten gegenüber. Etwa 3700 Menschen kamen dabei ums Leben. Etwa 50.000 wurden verletzt.

Hume, ein Katholik, galt als Brückenbauer. Er setzte sich leidenschaftlich für ein Ende der systematischen Benachteiligung von katholischen Nordiren ein. Zugleich verurteilte er aber auch die Gewalt der katholisch-republikanischen Terrororganisation IRA. Ihm gelang es, neben der irischen Regierung in Dublin auch die USA und die Europäische Union in den Friedensprozess miteinzubinden. Als Durchbruch gelten seine Gespräche mit dem ehemaligen Sinn-Fein-Chef Gerry Adams. Sinn Fein galt als politischer Arm der IRA.

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton äußerte sich "zutiefst traurig". Hume habe einen langen Kampf für den Frieden geführt, so Clinton auf der Webseite seiner Stiftung. "Die Waffen, die er wählte waren ein unerschütterliches Bekenntnis zum Gewaltverzicht, Beharrlichkeit, Freundlichkeit und Liebe." Der britische Premierminister Boris Johnson schrieb auf Twitter, Hume sei "ganz einfach ein politischer Gigant" gewesen. Ohne ihn hätte es kein Friedensabkommen gegeben.

Ex-Premier Tony Blair würdigte ihn mit den Worten: "John Hume war ein politischer Titan, ein Visionär, der es ablehnte zu glauben, dass die Zukunft so sein muss wie die Vergangenheit." Irlands Premierminister Micheál Martin nannte Hume auf Twitter eine der dominierenden irischen Persönlichkeiten im 20. Jahrhundert.

Den Friedensnobelpreis teilte sich Hume 1998 mit David Trimble, dem damaligen Chef der protestantischen Ulster Unionist Party (UUP). Sowohl Humes SDLP als auch die UUP spielen heute nur noch eine untergeordnete Rolle in der nordirischen Politik. Trimble äußert sich inzwischen teilweise kritisch über das Karfreitagsabkommen. Er setzte sich energisch dafür ein, dass Großbritannien die EU verlässt.

Der Brexit gilt als Gefahr für den fragilen Frieden in der Provinz. Die Frage, wie trotz des britischen Austritts aus Binnenmarkt und Zollunion die irische Grenze offen bleiben kann, war einer der größten Knackpunkte der Austrittsgespräche. Der britische Premierminister Boris Johnson stimmte letztlich Kontrollen zwischen Nordirland und den anderen Teilen Großbritanniens zu. Die Umsetzung dieser Regelung steht noch aus.

© dpa-infocom, dpa:200803-99-25002/5