Berlin. Trotz Kita-Ausbau und „Gute-Kita-Gesetz“: Weiter mangelt es an Personal in Kindertagesstätten, wie die Bertelsmann Stiftung kritisiert.

Kitas in Deutschland bekommen zunehmend Probleme, weil ihnen Fachkräfte fehlen. Der Personalmangel wirkt sich nicht nur auf die Qualität der Kitas aus, sondern schreckt auch Erzieherinnen und Erzieher davon ab, den Beruf zu ergreifen.

Zu diesem Schluss kommt die Bertelsmann Stiftung in ihrem diesjährigen Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme, für die sie Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder ausgewertet hat.

Kritik üben die Experten vor allem am Personalschlüssel. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt, dass in Krippengruppen höchstens drei Kinder auf eine Fachkraft kommen und in Kindergartengruppen maximal 7,5.

Kitas: Laut Bertelsmann Stiftung deutlich zu wenig Erzieherinnen und Erzieher

Dieses Verhältnis wird laut den Fachleuten allerdings deutlich verfehlt – trotz einer Aufstockung des Personals für den seit 2013 geltenden Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz.

Im Frühjahr 2018 war eine Fachkraft in einer Krippengruppe rein rechnerisch für 4,2 Kinder zuständig. In Kindergartengruppen waren es 8,9 Kinder, die auf eine Erzieherin bzw. einen Erzieher kamen.

Franziska Giffey (SPD), Bundesfamilienministerin, mit Kinder in einer Kita.
Franziska Giffey (SPD), Bundesfamilienministerin, mit Kinder in einer Kita. © dpa | Sven Hoppe

Die im bundesweiten Durchschnitt verbesserten Personalschlüssel verdeckten die unterschiedlichen Entwicklungen in den Ländern. So gebe es Länder wie Bremen und Thüringen, in denen sich die Personalausstattung sowohl in Krippen- als auch Kindergartengruppen verschlechtert hat oder stagniere.

„Das Gute-Kita-Gesetz ist eine vertane Chance. Es fehlen im Gesetz bundesweit einheitliche Standards für die Personalausstattung, damit überall kindgerechte Betreuungsverhältnisse und gleiche Arbeitsbedingungen realisiert werden können“, kritisiert Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

„Gute-Kita-Gesetz“: Länder bekommen 5,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2022

Und weiter: „Der Fachkräftebedarf wird weiter steigen: Für mehr Plätze, eine gute Kitaqualität und den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder brauchen wir mehr Erzieherinnen und Erzieher.“ Diese könnten nur gewonnen und gehalten werden, wenn die Arbeitsbedingungen gut und attraktiv seien.

Insgesamt brauche es, so Dräger, fast 106.500 zusätzliche Fachkräfte, um die Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung umzusetzen. Im April hatte eine Studie den Bedarf an Betreuungskräften sogar bei 215.000 gesehen.

Im Rahmen des „Gute-Kita-Gesetzes“ bekommen die Länder 5,5 Milliarden Euro bis 2022. Allerdings ist acht Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes noch kein Geld geflossen, obwohl schon in diesem Jahr 493 Millionen Euro bereitstehen. Denn das passiert erst, wenn alle 16 Länder eine individuelle Vereinbarung mit dem Bund geschlossen haben. (les)