Athen. Deutsche Außenministerin muss bedacht mit dem türkischen Präsidenten umgehen, denn im Krieg Russlands gegen die Ukraine ist er wichtig.

Es gibt derzeit kaum ein schwierigeres Thema für die deutsche Außenpolitik als die Türkei. Präsident Recep Tayyip Erdogan ist einerseits Partner, andererseits Reizfigur und unsicherer Kantonist. Zu den Positivpunkten gehört, dass das Nato-Land ein wichtiger Schutzschild an der Ostflanke des Bündnisgebiets ist.

Zudem unterstützt Erdogan den Westen, indem er die Ukraine mit den hocheffektiven Bayraktar-Kampfdrohnen beliefert. Und er hat den Getreide-Deal zwischen Russland und der Ukraine mit eingefädelt, auf den die ganze Welt wartet.

Ukraine-Krieg: Putin pflegt enge Beziehungen zu Erdogan

Michael Backfisch ist Politik-Korrespondent der Funke Mediengruppe
Michael Backfisch ist Politik-Korrespondent der Funke Mediengruppe © REto Klar

Auf der anderen Seite verfolgt Präsident Recep Tayyip Erdogan seine eigene Agenda. Er pflegt enge Beziehungen zu Kremlchef Wladimir Putin, kauft russische Waffen und fährt eine militärische Drohkulisse gegen den Nachbarn Griechenland auf. Das belastet die Beziehungen zur EU und zu Deutschland.

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Außenministerin Annalena Baerbock hat sich mit ihrem Doppelbesuch in Griechenland und in die Türkei in die außenpolitische Höhle des Löwen gewagt. Sie wird den sich hochschaukelnden Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei nicht lösen können. Aber sie kann besänftigen und deeskalieren. Die Tonlage ist entscheidend: Nicht Megafon-Diplomatie oder Erdogan-Bashing helfen weiter, sondern politische Werbe-Touren und Charme-Offensiven.

Erdogan ist für Baerbocks Politik zurzeit zu wichtig

Doch der türkische Staatschef ist in der gegenwärtigen geopolitischen Lage zu wichtig. Der Westen ist im Ukraine-Krieg weitgehend geschlossen. Aber er braucht auch Partner, die sich zwischen den Welten bewegen und Einfluss haben. Baerbock hat das erkannt. Sie spricht Differenzen klar an, aber sie stellt niemanden öffentlich an den Pranger. Dieser Ansatz ist richtig. Er passt zur „Zeitenwende“ in der deutschen Außenpolitik.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.