Moskau. Im Krieg gegen die Ukraine hat Russlands Machthaber Wladimir Putin eine Teilmobilmachung der russischen Streitkräfte angekündigt.

Seit sieben Monaten dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nun schon an. Russlands Machthaber Wladimir Putin hat jetzt eine Teilmobilmachung der russischen Streitkräfte angeordnet. Sie beginnt noch an diesem Mittwoch, wie Putin in einer Fernsehansprache am Morgen sagte. Er unterstütze den Vorschlag des Verteidigungsministeriums, Reservisten, die bereits gedient hätten und über „einschlägige Erfahrungen verfügen, zu mobilisieren“.

Um "das Land und die Bevölkerung zu verteidigen", werde man alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen. "Das ist kein Bluff", sagte Putin. 300.000 Reservisten sollen eingezogen werden. Mit der Ankündigung ebnet der Kremlchef den Weg für eine weitere Eskalation des Konflikts in der Ukraine. In seiner Ansprache an die Nation warf Putin dem Westen vor, Russland „zerstören“ zu wollen, auch mit nuklearen Waffen.

Nach Putin sprach auch Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Er bezifferte die Verluste der eigenen Armee während des Kriegs in der Ukraine auf 5937 Militärangehörige. "Die Verluste Russlands belaufen sich auf 5937“, sagte Schoigu. Es ist das erste Mal seit Monaten, dass Russland offiziell Zahlen veröffentlicht. Unabhängige Beobachter gehen allerdings von deutlichen höheren Verlusten Russlands aus. Auch interessant: Uniper: Bundesregierung verstaatlicht Gasimporteur

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu. © Valery Sharifulin/TASS PUBLICATION

Ukraine-Krieg: Putin äußert sich zu Scheinreferenden im Donbass

Putin äußerte sich ebenfalls zu den jüngst bekanntgegebenen Plänen zu Scheinreferenden in den ukrainischen Gebieten des Donbass. "Die Entscheidung, die die Mehrheit der Bürger in den Volksrepubliken Luhansk und Donezk, in den Gebieten Cherson und Saporischschja treffen, unterstützen wir“, sagte Putin in seiner Ansprache. Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg: Politiker der AfD brechen Reise in Donbass ab

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Neben den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine wollen auch die von Russland besetzten Gebiete Cherson und Saporischschja im Süden über einen Beitritt zu Russland abstimmen lassen. Die zeitgleichen Scheinreferenden sollen vom 23. bis 27. September abgehalten werden. Sie gelten als Reaktion auf die aktuelle ukrainische Gegenoffensive im Osten des Landes.

Unionsfraktionsvize Wadephul fordert "energische" Unterstützung der Ukraine

Nach der Ankündigung der russischen Teilmobilmachung dringt die Union auf eine stärkere Unterstützung der Ukraine. "Die Teilmobilmachung und die erneute nukleare Drohung sind ein Ausdruck von Putins Schwäche", sagte der Vizevorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, unserer Redaktion.

"Umso wichtiger ist es, dass wir die Ukraine jetzt energisch und rasch unterstützen." Den Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Taten folgen zu lassen.

Nouripour: Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland intensivieren

Grünen-Chef Omid Nouripour forderte verstärkte Waffenlieferungen. Die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zeige, "dass wir bei der Geschwindigkeit und Substanz der Unterstützung für die Ukraine zulegen müssen", sagte Nouripour dieser Redaktion. "Dafür müssen auch die Lieferungen schwerer Waffen aus den Beständen der Industrie und Bundeswehr intensiviert werden."

Die Schwachstellen des russischen Angriffskrieges würden immer offensichtlicher, deshalb reagiere der Kreml nun mit Schein-Referenden und einer Teilmobilmachung. "Die besetzten Gebiete gehören zur Ukraine, daran ändern auch Russlands völkerrechtswidrige Handlungen und irgendwelche Pseudo-Abstimmungen nichts", sagte Nouripour. "Umso mehr kommt es darauf an, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern die Ukraine weiter und vor allem schneller bei der Befreiung ihres Landes unterstützen."

(mja/dpa/afp)

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.