Münster. Rechtsmediziner der Uni Münster haben knapp 600 Altersgutachten von Flüchtlingen ausgewertet. Oft waren deren Angaben offenbar falsch.

Wer als Minderjähriger als Flüchtling nach Deutschland kommt, erhält einen Sonderstatus im Asylverfahren. Einer neuen Studie zufolge haben zahlreiche Flüchtlinge ihr Alter dabei falsch angegeben, um so den besseren Asylschutz zu bekommen.

Rechtsmediziner der Uniklinik Münster haben in einer bislang nicht veröffentlichten Studie knapp 600 Altersgutachten aus den Jahren 2007 bis 2018 ausgewertet.

Demnach waren etwa 40 Prozent der Flüchtlinge, die sich bei ihrer Einreise als Minderjährige ausgegeben haben und die in Münster untersucht wurden, 18 Jahre oder älter, wie ein Sprecher der Uni am Montag bestätigte.

Flüchtlinge: 600 Altersgutachten von Uni Münster untersucht

Mit Röntgenbildern versuchen Ärzte das Alter von Flüchtlingen festzustellen.
Mit Röntgenbildern versuchen Ärzte das Alter von Flüchtlingen festzustellen. © dpa | Felix Kästle

Die Rechtsmediziner werden in einem 3-Stufen-Verfahren aktiv, wenn Gerichte oder Jugendämter Zweifel an den Altersangaben haben. Dabei wird mit Hilfe von Röntgenbildern des Handgelenks und des Kiefers sowie einer Untersuchung des Schlüsselbeins nachgewiesen, ob das 18. Lebensjahr vollendet ist.

Zuvor hatte „Focus Online“ über die Zahlen aus Münster berichtet. Die Studie wird ab Dienstag bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Hamburg vorgestellt. Kritiker wie die Bundesärztekammer oder Flüchtlingsinitiativen kritisieren den Eingriff in die körperliche und seelische Unversehrtheit.

Die Bundesregierung gab an, künftig jeden vierten Bootsflüchtling in Deutschland aufnehmen zu wollen. Viele fürchten, dass die EU wegen der Türkei eine neue Flüchtlingswelle erleben wird. (dpa/les)