London. Am Donnerstag wählen die Briten ein neues Parlament. Ein blamabler Auftritt von Premier Johnson macht den Wahlkampf nochmal spannend.

Zwei Tage vor der Parlamentswahl in Großbritannien beherrscht ein Foto den Wahlkampf: Ein kleiner Junge mit Sauerstoffmaske liegt erschöpft am Boden eines Krankenhauses, den Arm schützend über das schlafende Gesicht gelegt. Das Bild steht symbolisch für das marode Gesundheitssystem NHS – und könnte die Konservativen von Premierminister Boris Johnson entscheidende Stimmen kosten.

Der reagierte alles andere als souverän, als ihn ein Reporter des Senders ITV am Montag mit dem Handy-Foto konfrontierte: Johnson weigerte sich, das Bild anzuschauen und steckte stattdessen das Telefon des Reporters in seine Manteltasche – alles vor laufender Kamera.

Boris Johnson log schon 2016 über den NHS

Reporter Joe Pike hat das gut zweiminütige Interview auf Twitter geteilt, mehr als 9,2 Millionen Mal wurde der Clip schon gesehen (Stand: Dienstag, 10 Uhr). Erst als Pike nachhakt und den Premierminister auf das eingesteckte Telefon anspricht, holt der das Gerät hervor und schaut kurz drauf: „Ein schreckliches, schreckliches Foto.“

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Der National Health Service (NHS) gilt als chronisch unterfinanziert und ist immer wieder Wahlkampfthema. Vor dem Brexit-Referendum 2016 versprach Boris Johnson, nach einem EU-Austritt wöchentlich 350 Millionen Pfund ins NHS zu stecken – statt nach Brüssel zu überweisen. Nur eine von vielen Brexit-Lügen.

Parlamentswahl in Großbritannien: Tories in Umfragen weit vor Labour

Auch in dem Debakel-Interview verspricht Johnson wieder, den NHS finanziell besser auszustatten und bekundet sein Sympathien mit allen, die „schlechte Erfahrungen“ mit dem Gesundheitssystem machen. Doch die oppositionellen Sozialdemokraten lassen Johnson nicht so leicht davon kommen: „Es kümmert ihn einfach nicht“, kommentierte Labour-Chef Jeremy Corbyn das Interview auf Twitter.

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Umfragen zufolge kann Johnson bei der Wahl am Donnerstag trotzdem mit einer deutlichen Mehrheit rechnen. Labour liegt etwa zehn Prozentpunkte hinter den Tories. (küp)