Bundestagswahl

Triell: Scholz und Laschet geraten heftig aneinander

| Lesedauer: 14 Minuten
Triell der zwei Kanzlerkandidaten und der Kanzlerkandidatin: Laschet und Scholz geraten in der TV-Debatte heftig aneinander.

Triell der zwei Kanzlerkandidaten und der Kanzlerkandidatin: Laschet und Scholz geraten in der TV-Debatte heftig aneinander.

Foto: Michael Kappeler/dpa-Pool/dpa

Baerbock, Scholz und Laschet debattieren am Sonntagabend live bei ARD und ZDF. So lief das Triell - und das waren die Aufreger.

  • Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock bewerben sich um die Nachfolge von Angela Merkel
  • Zwei Wochen vor der Bundestagswahl diskutierten die Grünen-Kanzlerkandidatin und die Kandidaten von Union und SPD in einem zweiten TV-Triell
  • So lief der Dreikampf ab - und das waren die größten Aufreger
  • Der Liveticker ist mittlerweile beendet

Berlin. Genau zwei Wochen vor der Bundestagswahl trafen die zwei Kanzlerkandidaten von Union und SPD und die Kanzlerkandidatin der Grünen erneut beim Dreikampf im TV aufeinander. Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet diskutierten am Sonntagabend im Studio von ARD und ZDF.

Die Ausgangssituation bot reichlich Zündstoff: Olaf Scholz (SPD), aktueller Vizekanzler und Bundesfinanzminister, steht derzeit wegen einer Razzia in einer Abteilung seines Ministeriums in der Kritik. Unions-Kandidat Armin Laschet bringt sich und seine Partei nach Meinung von Beobachtern dagegen immer wieder mit unglücklichen Formulierungen in eine brenzlige Lage. Zuletzt passierte das bei seiner Rede beim CSU-Parteitag am Samstag. Gleichzeitig ist Laschet laut Umfragen der unbeliebteste der drei Kandidaten.

Darunter leiden auch die Umfragewerte von CDU und CSU, die die meisten Meinungsforschungsinstitute aktuell bei 20 Prozent sehen. Laschet steht im Vorfeld des Triells also unter massivem Druck. Doch auch Annalena Baerbocks Grüne haben über die letzten Wochen weiter an Zustimmung verloren. Beide versuchten deshalb, in der TV-Debatte Boden zu machen - und Olaf Scholz, der mit den Sozialdemokraten gerade stärkste Kraft werden könnte, frontal anzugreifen.

Der Liveticker ist mittlerweile beendet. Lesen Sie hier die Analyse: Triell: Armin Laschet scheitert bei der Trendwende

Liveticker zum Triell: Umfragen sehen Scholz als Gewinner des zweiten Triells

23.31 Uhr: Sowohl die Umfrage von Infratest Dimap als auch die der Forschungsgruppe sieht Olaf Scholz als Gewinner des Triells am Sonntagabend. Lesen Sie hier mehr dazu: Umfragen zum Triell: Wer konnte wie punkten?

Halbzeitumfrage sieht Scholz erneut vorne

22.05 Uhr: Das Triell ist zu Ende, die Kanzlerkandidatin der Grünen und ihre männlichen Rivalen von SPD und Union haben ihre Abschlussstatements gehalten. Blitzschnell hatten ARD und ZDF eine Umfrage zum Abschneiden der Kandidaten bereit - allerdings erstmal nur eine Art "Halbzeitbilanz", die das Institut Infratest Dimap gegen 21 Uhr erhoben hat. Demnach hat SPD-Kandidat Olaf Scholz erneut die meisten Zuschauer überzeugen können.

Abschlussstatements von Baerbock, Laschet und Scholz

21.54 Uhr: Zum Schluss des Triells hatten die zwei Kanzlerkandidaten und die Kanzlerkandidatin jeweils eine Minute Zeit für ein Schlussstatement. Die Reihenfolge war vorab ausgelost worden. Armin Laschet erklärte, dass er "Bundeskanzler des Vertrauens" werden wolle. Der Unions-Politiker sprach zudem darüber, dass er Bürokratie abschaffen wolle und die Bürgerinnen und Bürger nicht durch Verbotspolitik einschränken möchte.

Annalena Baerbock setzte den Schwerpunkt ihres Statements darauf, dass sie Aufbruch und Veränderung in die Politik bringen wolle. Es gelte, jetzt die Klimakrise zu bewältigen. Sie stehe zudem für "echten sozialen Zusammenhalt". SPD-Kandidat Scholz erklärte, dass auch er sich für mehr Solidarität, Zusammenhalt und Respekt in der Gesellschaft einsetzen wolle.

Streit über Zukunft der Rente beim TV-Triell

21.50 Uhr: Beim Triell stand auch das Thema Rente zur Debatte - laut Umfragen in diesem Wahlkampf das zweitwichtigste, nach der Klimakrise. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz erklärte, es müsse jungen Leuten die Garantie gegeben werden, dass das Renteneintrittsalter und das Rentenniveau stabil blieben. Zugleich müsse man dafür sorgen, dass man vorankomme bei der Beschäftigung von Frauen, dies sei gut auch für die Finanzierung der Rente.

Laschet nannte die Garantie-Aussagen von Scholz nicht seriös. Man könne nicht Menschen, die heute ins Berufsleben starteten, sagen, es werde alles bleiben. Man werde parteiübergreifend über die Zukunft der Rente reden müssen. So müsse bei der betriebliche Altersvorsorge ein besseres System gefunden werden, die Riester-Rente sei nicht effektiv und attraktiv.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sprach sich für mehr Fachkräftezuwanderung aus sowie einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro. Außerdem müssten mehr Frauen in Vollzeit arbeiten können, es gebe aber bisher zu wenig Ganztagsangebote für Kinder.

Kritik an Stoßrichtung der Klima-Diskussion

21.49 Uhr: Bei den Beobachtern des TV-Triells häuft sich Kritik an der Fragestellung mit der über die Klimakrise diskutiert wurde. Die Moderatoren zogen das Thema Klimapolitik an dem Punkt auf, dass die Benzinpreise in Zukunft steigen würden und CO2-Emissionen besteuert werden würden. Dass die Nicht-Abwendung der weiteren Erderwärmung weit höhere Kosten verursachen wird, gehe in der Debatte unter.

Lesen Sie zu der Moderation auch: Patzer und Unterbrechungen: Scharfe Kritik an Moderatoren

Baerbock und Scholz für Begrenzung von steigenden Mieten

21.41 Uhr: Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und SPD-Bewerber Olaf Scholz haben sich für Schranken gegen steigende Mieten ausgesprochen. Für Städte, wo Mieten explodierten, müsse man es auf Bundesebene ermöglichen, dass man Obergrenzen einziehen könne, sagte Baerbock beim Triell. Scholz erklärte, neben dem Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr strebe die SPD ein "Mietmoratorium" an, damit bei Neuvermietungen Mieten nicht mehr so stark steigen könnten.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) legte den Fokus auf Anreize für Investitionen in zusätzliche Wohnungen. Nötig sei "mehr und schnelleres Bauen", etwa beim Bauland und einer einfacheren Bauordnung. Dies komplizierter zu machen, werde nichts helfen bei der Situation in den Städten.

Baerbock punktet beim Klima-Schwerpunkt - Laschet und Scholz duellieren sich weiter

21.20 Uhr: Armin Laschet und Olaf Scholz stritten beim Triell kontrovers über den Klimaschutz. Sie warfen sich gegenseitig bei wichtigen Fragen eine Blockade vor. Scholz betonte, die Union habe lange bestritten, dass für den klimagerechten Umbau der Wirtschaft mehr Strom nötig sei. Laschet warf der SPD im Gegenzug vor, Beschleunigungen bei Planungs- und Genehmigungsverfahren verhindert zu haben.

Wenn zwei sich streiten, profitiert die Dritte: Die Grünen-Kanzlerkandidatin konnte bei dem Kernthema ihrer Partei punkten. Baerbock machte deutlich, mit dem aktuellen Tempo der schwarz-roten Koalition würden Klimaziele deutlich verfehlt. Union und SPD hätten sich immer nur gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben. Sie nannte den Kampf gegen den Klimawandel eine große Kraftanstrengung. Baerbock bekräftigte, Deutschland müsse früher aus der Kohle aussteigen, und zwar deutlich vor dem Jahr 2038 - das ist bisher geplant.

Auf eine Frage zu steigenden Spritpreisen sagte Scholz, bei der CO2-Bepreisung im Verkehr müsse moderat vorgegangen werden. Es kaufe sich niemand wegen eines steigenden Spritpreises am nächsten Tag ein neues Auto. Die Einnahmen aus dem CO2-Preis müssten den Bürgern zurückgegeben werden, indem die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms abgeschafft werde.

Zu emotional? Kritik an den Moderatoren häuft sich

21.17 Uhr: Talkshow-Masterin Maybrit Illner und ARD-Chefredakteur Oliver Köhr moderieren den Dreikampf, der bei ARD und ZDF übertragen wird. Oft scheint nicht ganz klar zu sein, wer die nächste Frage stellen soll. Bei der Moderation läuft nicht alles glatt.

Scherzhaft schlägt eine Journalistin bei Twitter vor, Pinar Atalay, die das Triell bei RTL vor zwei Wochen moderierte, einzuwechseln.

Im Netz häuft sich zudem die Kritik an den beiden wegen einer zu starken Emotionalisierung der Debatte.

Kanzlerkandidaten und -kandidatin werben für mehr Corona-Impfungen

21.15: Scholz, Laschet und Baerbock sprechen sich auch während des Triells alle für mehr Corona-Impfungen aus. Grünen-Chefin Annalena Baerbock kritisierte in der zweiten großen TV-Wahlkampfdebatte, dass es erst nach eineinhalb Jahren Pandemie von diesem Montag an eine bundesweite Aktionswoche dazu gebe. Wenn man etwa bei Pflege und Kliniken in eine Situation komme, dass nicht genug Menschen geimpft seien, müsse auch die Frage einer Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen angegangen werden. Sie sprach sich dafür aus, dass es wie bei Schulkindern auch bei Arbeitnehmern Verpflichtungen zu regelmäßigen Corona-Tests geben soll.

Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) wandte sich gegen eine Testpflicht am Arbeitsplatz. In Betrieben würden Testangebote breitflächig genutzt. Dies sei "in dieser Phase der Pandemie der richtige Weg". Er wies darauf hin, dass eine Testpflicht Konsequenzen haben könnte, dass man möglicherweise seinen Arbeitsplatz verlieren könnte.

CDU-Chef Armin Laschet warb unter anderem für mobile Impfangebote, etwa auch für Menschen, die keinen Hausarzt haben. Er betonte das Ziel, zu mehr Impfungen zu kommen, und das "ohne eine Pflicht".

Panne im Studio - Scholz' Rede-Uhr läuft einfach weiter

20.56 Uhr: Im Studio geht es nach dem Poltern zu Beginn des Triells nicht ganz pannenfrei weiter: Annalena Baerbock fällt zwischendrin auf, dass die Uhr, die Scholz' Redeanteil misst, einfach weiter läuft - obwohl dieser gar nicht mehr redet. Laut Moderatorin Maybrit Illner werde man das sofort überprüfen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Redeanteile der Politiker und der Politikerin im Großen und Ganzen ungefähr gleich groß.

Unions-Kandidat Laschet unter Druck beim Thema Maaßen

20.45 Uhr: Nach Olaf Scholz ist nun Armin Laschet mit dem Beantworten schwieriger Fragen dran. Die Moderatoren fragen nach Hans-Georg Maaßen, dem sehr weit rechts stehenden CDU-Bundestagskandidaten in Thüringen. Laschet sagt zunächst, in der CDU stelle eben jeder Wahlkreis seinen Kandidaten selbst auf. Deartige Entscheidungen habe man eben zu respektieren.

Natürlich haken die Moderatoren hier nach: Steht Maaßen in der Mitte der CDU? "Nein, in der Mitte steht er nicht", antwortet Laschet. Zudem stellt er klar, dass er Maaßens Forderung nicht erfüllen, Karin Prien, die ihn scharf kritisiert hatte, aus seinem Zukunftsteam zu schmeißen: "Meine Antwort lautet: Karin Prien bleibt da drin." Außerdem müsse sich Maaßen an den Kurs halten, den er als Parteivorsitzender vorgebe. "Die Grenze gegen Rechts steht", behauptet er abschließend, nachdem Baerbock ihn wegen Maaßen erneut scharf kritisiert hatte.

Laschets "Zukunftsteam" im TV-Studio anwesend

20.33 Uhr: Unterstützung für Armin Laschet: Das vom Unions-Kanzlerkandidaten bestimmte sogenannte "Zukunftsteam" posiert auf einem Schnappschuss am TV-Studio in Berlin-Adlershof – zumindest ein Teil davon. Barbara Klepsch, Joe Chialo, Peter R. Neumann, Andreas Jung, Karin Prien und Silvia Breher zeigten sich unter Flutlicht. Mit dabei: CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. Friedrich Merz und Dorothee Bär sind dagegen nicht im Bild.

Laschet und Scholz geraten heftig aneinander

20.30 Uhr: Die Moderatoren geben Olaf Scholz nach der Frage zum Linksbündnis keine Verschnaufpause. Direkt danach geht es um die Razzia im Finanzministerium, die Mitte der Woche für Aufsehen sorgte. Es ging bei dieser Durchsuchung, veranlasst von der Staatsanwaltschaft Osnabrück. In dem Fall geht es um die Geldwäscheabteilung FIU, die sein Vorgänger Wolfgang Schäuble (CDU) ins Ministerium verlagert hatte.

Scholz versucht den Verdacht von sich zu schieben, das er von den Verdachtsfällen der Stravereitelung gewusst hat. CDU-Rivale Laschet nutzt diese Steilvorlage und greift den Sozialdemokraten heftig an. Er attackiert Scholz wegen seiner Kritik am Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden, seiner Rolle in der Cum-Ex-Affäre und bei den Ereignissen rund um das Unternehmen Wirecard. Scholz bleibt ruhig und wirft Laschet vor, die Situation falsch darzustellen, Lügen zu verbreiten.

Lesen Sie mehr dazu hier: Kritik an FIU: Ist Deutschland ein Geldwäsche-Paradies?

Scholz schließt Linksbündnis nicht komplett aus

20.23 Uhr: Für Olaf Scholz gilt: "Wer in Deutschland regieren will, muss klare Positionen haben."Dazu gehöre, dass man sich als Partei zur Nato beknne. Auch diesmal formuliert der SPD-Kandidat kein klares Nein zu einem Linksbündnis.

Debatte zwischen Baerbock, Laschet und Scholz gestartet

20.15 Uhr: Das TV-Triell hat begonnen. Zum Anfang sollen Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) die Frage beantworten, welche Koalitionen sie sich nach der Bundestagswahl vorstellen könnten - und ob sie bereit sind, mit ihren Parteien als Juniorpartner der SPD zu regieren. Das ist so aufregend, dass es im Studiohintergrund rumpelt. Laut Baerbock ist bei ihrer Antwort "wohl gleich ein Stuhl umgefallen".

Das Netz nimmt es mit Humor:

Hier können Sie die Diskussion im Livestream sehen.

Triell im Livestream

Baerbock, Scholz und Laschet am Studio von Anhängern in Empfang genommen

19.30 Uhr: Sowohl die zwei Kanzlerkandidaten als auch die Kanzlerkandidaten sind im Studio Adlershof, wo die Live-Sendung von ARD und ZDF aufgenommen wird, angekommen. Die Politiker wurden von Unterstützern ihrer Parteien begrüßt.

Auch Armin Laschet wurde lautstark von Anhängern der Union in Empfang genommen.

Auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat zahlreiche Fans am Studio.

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(bml/fmg/mit dpa)