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Ukraine-Krieg: Die Bilder der Zerstörung von Mariupol

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Ukraine lehnt Kapitulation in Mariupol ab - Kiew unter Beschuss

Ukraine lehnt Kapitulation in Mariupol ab - Kiew unter Beschuss

Die Ukraine hat ein Ultimatum zur Übergabe der belagerten Hafenstadt Mariupol an die russischen Streitkräfte abgelehnt. Die russische Armee setzte ihre Angriffe auf meherere ukrainische Städte fort, darunter auch die Hauptstadt Kiew.

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Mariupol/Berlin.  In der Hafenstadt Mariupol herrscht Chaos wie in keiner anderen der ukrainischen Metropolen. Bilder zeigen das Leid der Bevölkerung.

Seit über drei Wochen greift Russland die Ukraine an. Zivilisten bleiben von dem Angriffskrieg nicht verschont. Zwar sind mittlerweile schon mehr als zehn Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet, doch Zivilisten in den belagerten Städten bleibt oft nichts anderes, als auszuharren. Evakuierungen gehen nur schleppend voran. Die Hafenstadt Mariupol ist besonders betroffen.

Nach wochenlangen Angriffen macht sich dort Trauer und Verzweiflung angesichts des russischen Terrors breit: Von Rauch verkohlte Häuserskelette, zertrümmerte und ausgebrannte Autos und geplünderte Geschäfte sind Zeugnis der Kampfhandlungen.

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Bilder aus Mariupol gehen um die Welt: zum Beispiel die Aufnahmen der bombardierten Geburtsklinik und des zerstörten Stadttheaters. Die Bombardierung des Theaters führte auch zu massiven Schäden im Umkreis des Gebäudes in der Innenstadt.

Zuvor schockierte die Brutalität, mit der das russische Militär im Ukraine-Krieg nicht nur gegen zivile Ziele wie Wohnhäuser, sondern auch medizinische Einrichtungen vorgeht. In Mariupol wurde am 9. März eine Entbindungsklinik bombardiert. Schwangere, Neugeborene und Klinikpersonal wurden getötet oder verletzt.

Wegen der Bombenangriffe mussten einige Eltern ihre frühgeborenen Babys in Krankenhäusern in der Stadt zurücklassen.

Tägliche harren Menschen zu Tausenden im Lärm von Detonationen in ihren Kellern aus – in Angst um ihr Leben. Die Flucht ist mindestens genauso gefährlich.

Der Beschuss ist mittlerweile zum Alltag geworden. Wer es nicht rechtzeitig in einen Bunker schafft, muss sich notdürftig in einem Hauseingang verstecken.

Wer der Stadt entkommt und so wieder Zugang zu Strom und Telekommunikation hat, veröffentlicht bedrückende Aufnahmen im Netz: „Mein Haus brennt, alle zwölf Etagen“, sagte ein Mann, während er das in Flammen stehende Gebäude am Prospekt Mira – der „Straße des Friedens“ - filmt. „Kein Leben mehr.“ Danach war nur noch ein tränenersticktes Schluchzen zu hören.

Flucht aus Mariupol: Sorge um Ukrainer in Russland

Es gibt Dutzende Aufnahmen in ukrainischen und russischen Medien aus der Stadt, in der einst rund 440.000 Menschen lebten. Jetzt wird die Zahl der Einwohner noch auf etwa 300.000 geschätzt. Es kursieren auch Videos, die zeigen sollen, wie russische Panzer mehrstöckige Wohngebäude beschießen.

Auch das Moskauer Staatsfernsehen zeigt Trümmerteile, zerstörte Autos und ausgebrannte Häuser – die Kreml-Propaganda behauptet, ukrainische nationalistische Kämpfer hätten die Gebäude zerstört und Menschen als Geiseln genommen. Wenn sich der Pulverdampf gelegt haben wird, werden sich die Kriegsparteien gegenseitig weiter verantwortlich machen für die Verbrechen – die Tötung vieler Zivilisten, darunter Kinder.

Mariupol: Humanitäre Lage verschlechtert sich – Lebensmittel sind rar

Doch jetzt harren weiter Zehntausende Menschen in Bombenkellern ohne Strom, fließend Wasser und Heizung aus – mitunter bei Minusgraden. Lebensmittel sind rar.

Seit Tagen verbreiten sich auch kaum überprüfbare Aufnahmen im Internet davon, wie Leichen in Gräben verscharrt werden. Die Behörden sprechen von mehr als 2500 Toten. Rund 80 Prozent der Wohngebäude seien beschädigt, 30 Prozent könnten nur noch abgerissen werden.

Russische Belagerung: Kiew kann Mariupol militärisch nicht helfen

Militärisch gilt die Lage nach knapp drei Wochen Blockade als nahezu aussichtslos - und kompliziert. Denn in Mariupol kämpfen vor allem das als ultranationalistisch bis rechtsextrem geltende Asow-Regiment, was die russische Propaganda für ihre Zwecke nutzt. „Faktisch 3000 Kämpfer binden gerade eine vierzehntausendköpfige russische Gruppierung“, sagt der rechtsextreme Ex-Parlamentsabgeordnete Andrij Bilezkyj.

Auf Hilfe aus Kiew können die Asow-Kämpfer, die etwa Russland als Terrororganisation eingestuft hat, aber nicht hoffen. Auch in den Unterlagen des US-Kongresses ist festgehalten, dass keine Waffen aus der amerikanischen Militärhilfe an die Asow-Gruppe gehen dürfe. Das Präsidentenbüro in Kiew begründet die Ablehnung allerdings damit, dass die ukrainischen Truppen nördlich von Mariupol durch die Offensive der Russen gebunden seien. Es gebe keine Reserven für eine solche Operation, meint Präsidentenberater Olexij Arestowytsch.

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de