Brüssel. Die Nato ruft zu mehr Hilfe für die Ukraine auf. Doch ausgerechnet die Kampfpanzer-Koalition geht nur langsam voran. Woran es hakt.

Angesichts der neuen russischen Offensive wird in der Nato der Ruf nach verstärkter und schnellerer Waffenhilfe für die Ukraine lauter. Zum Auftakt eines Treffens der Nato-Verteidigungsminister am Dienstag in Brüssel sagte der Generalsekretär der Allianz, Jens Stoltenberg, es gebe den dringenden Bedarf an mehr Unterstützung für die Ukraine.

Unter anderem müsse mehr Munition bereit gestellt werden, was eine Steigerung der Produktion durch die Verteidigungsindustrie erfordere. „Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass sich Präsident Putin auf den Frieden vorbereitet“, sagte Stoltenberg. „Was wir sehen, ist das Gegenteil, er bereitet sich auf mehr Krieg vor, auf neue Offensiven und neue Angriffe.“ Doch am Rande des Treffens wurde deutlich, dass die geplante „Kampfpanzer-Koalition“ für die Ukraine nur schleppend vorankommt.

Ukraine: Verteidigungsminister Pistorius äußert Ärger

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ließ deshalb im Nato-Hauptquartier offen Unmut erkennen: Bei der Lieferung der Leopard-Panzer „sieht es nicht ganz so berauschend aus, um es vorsichtig zu formulieren“. Nach der deutschen Initiative, 14 Fahrzeuge der modernen Leopard 2A6 zur Verfügung zu stellen, habe bislang nur Portugal die Lieferung von drei solcher Panzer zugesagt, was für das relativ kleine Land aber angemessen sei.

Polen wolle Panzer vom älteren Modell 2A4 liefern, allerdings gebe es hier noch Fragen zum Zustand und der Einsatzfähigkeit des Geräts. Norwegen kündigte beim Nato-Treffen an, der Ukraine acht Leopard-2-Panzer liefern zu wollen. Gespräche laufen noch mit Kanada, das bisher nur vier Panzer liefern will, mit Spanien, Dänemark und den Niederlanden.

Deutschland startet wieder eigene Munitionsproduktion für Gepard-Panzer

Die Bundesregierung hatte Ende Januar angekündigt, die Panzer-Koalition werde der Ukraine zusammen für zwei Bataillone Leopard-2-Panzer zur Verfügung zu stellen, was auf etwa 60 Fahrzeuge hinauslaufen würde. Dieses Ziel wird bislang deutlich verfehlt.

Pistorius ließ keinen Zweifel an der Verärgerung in Berlin über Länder, die in den vergangenen Wochen massiven Druck auf die Bundesregierung aufgebaut hatten, nun aber selbst mit der Kampfpanzer-Lieferung zögerten. Auf die Frage, ob er dafür Verständnis habe, sagte der Minister: „Da ich mich hier auf diplomatischem Parkett bewege, würde ich sagen wenig.“

Der Verteidigungsminister berichtete auch, dass Deutschland ab sofort neue Munition für die an die Ukraine gelieferten Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard produzieren lässt. Bislang kam die Munition vor allem aus der Schweiz, die aber die Weitergabe der Bestände an die Ukraine blockiert.

Pistorius teilte auch mit, dass in Deutschland bislang 1.200 ukrainische Soldaten an Waffensystemen ausgebildet worden seien.

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