Berlin. Eine eiserne Kuppel soll Deutschland vor Raketenangriffen schützen. Bundeskanzler Scholz erwägt den Kauf des Schutzschildes Iron Dome.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Planspiele bestätigt, ein Raketenschutzschild aufzubauen. „Das gehört ganz sicher zu den Dingen, die wir beraten, aus gutem Grund“, sagte er am Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“. Das Vorbild ist das israelische Schutzschild, genannt Iron Dome, eiserne Kuppel.

Die Bundewehr verfügt zur Abwehr von Kurzstrecken-Raketen bisher über das veraltete Patriot-System. Der Ukraine-Krieg hat die Bundesregierung nun aufgeschreckt.

Das größte Interesse gilt dem aus Israel bekannten Arrow-3-System gegen Mittelstreckentraketen. Das System funktioniert über Flugkörper-Radarsysteme, die laut "Bild am Sonntag" an drei Standorten in Deutschland errichtet werden würden.

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Die Überwachungsdaten würden an den nationalen Gefechtsstand in Uedem am Niederrhein gemeldet werden. Bei einem Raketenangriff auf Deutschland könnte dieser schnell entdeckt und eine Arrow-3-Rakete zur Abwehr abgeschossen werden.

Iron: Zu aufwendig, um ganz Deutschland zu schützen?

Der ehemalige Nato-General Hans-Lothar Domröse hatte zuletzt dem Redaktions­Netzwerk Deutschland gesagt, dass ein Schutzschild für ganz Deutschland kaum möglich sei. „Ein Iron Dome wie in Israel kann nur größere Städte schützen“, so der Experte. Das sei beispielsweise für Berlin, Hamburg oder München vorstellbar. „Aber einen großen Luftraum können wir mit den kostspieligen Iron Domes nicht absichern."

Iron Dome – auch Nachbarn schützen

„Wir müssen uns besser vor der Bedrohung aus Russland schützen. Dafür brauchen wir schnell einen deutschlandweiten Raketenschutzschirm", sagte der SPD-Haushaltspolitiker Andreas Schwarz "Wir können den Iron Dome auch über unsere Nachbarländer spannen. Damit würden wir eine Schlüsselrolle für Europas Sicherheit übernehmen“, so der SPD-Politiker weiter.

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Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), reist eigens zu Gesprächen über das Abwehrsystem nach Israel. „Angesichts der Bedrohungslage und der unterschiedlichen Waffensysteme, die Russland hat“, müsse die Bundesregierung sich auch mit einem Raketenabwehrsystem beschäftigen, sagte sie.

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Dem Vernehmen nach würde das israelische System zwei Milliarden Euro kosten und könnte bereits 2025 einsatzfähig sein. Die Radargeräte sind der „Bild am Sonntag“ zufolge so leistungsstark, dass der Schutzschirm auch Polen, Rumänien oder das Baltikum abdecken könnte. Die Nachbarländer müssten sich dann Arrow-3-Raketen kaufen, das Radarbild würde Deutschland liefern.

Aufbau würde wohl Jahre dauern

Ein eigenen Schutzschirm gegen Raketen aufzubauen, würde Jahre dauern. „Deutschland sollte mit den USA zusammenarbeiten, aber auch prüfen, was wir kurzfristig von Israel einkaufen können. Das Land ist bei der Raketenabwehrtechnik sehr weit. Das kann uns jetzt angesichts der akuten Bedrohungslage helfen, bis eigene Systeme verfügbar sind“, hob der verteidigungspolitische Sprecher der Union im Bundestag, Florian Hahn, hervor. „Wir müssen aufrüsten“, sagte der CSU-Politiker.

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