Berlin/Kiew. Einen “historischen Tag“ nennt Präsident Selenskyi den Abzug der russischen Truppen aus Cherson. Doch Russland greift nun wieder an.

Nach dem Abzug der russischen Soladen aus der südukrainischen Großstadt Cherson berichtet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von einem Vorrücken der eigenen Truppen auf die Stadt. „Heute ist ein historischer Tag“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache am Freitagabend. Er sprach aber auch davon, dass die Ukraine das gerade zurückeroberte Gebiet bereits gegen neue russische Angriffe verteidigen müsse.

Ukrainische Spezialeinheiten seien bereits vor Ort und unterstützten die Stadt Cherson, um sie von der "Präsenz des Feindes" zu befreien. Die Einwohner seien bereits dabei, russische Symbole von Straßen und Gebäuden zu entfernen."Sie haben die Ukraine nie aufgegeben", sagte Selenskyj und veröffentlichte ein Video, das Autokorsos und Jubel für die anrückenden ukrainischen Truppen zeigen soll.

Selenskyj spricht nach russischem Truppenabzug aus Cherson von "historischem Tag"

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    Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.