Berlin . Ein russischer General hat sich öffentlich zu Putins Zielen geäußert. Die Kontrolle über die Ostukraine reicht nicht. Wo macht er Halt?

  • Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine fragt sich die Welt: Was will Wladimir Putin
  • Nun hat sich ein russischer General öffentlich zu den Zielen des russischen Präsidenten geäußert
  • Diese scheinen mit dem Ukraine-Krieg noch nicht abgeschlossen zu sein

Der Ukraine-Krieg tobt – fast auf den Tag genau – seit zwei Monaten. Alle Experten sind sich einig, dass die russische Invasion nach dem gescheiterten Blitzsieg und der Eroberung des Ostens in eine neue Phase eintritt. Viele rätseln darüber, wie es weiter geht. Es ist die Eine-Million-Dollar-Frage nach dem Ziel von Präsident Wladimir Putin. Wo hört er auf?

Darauf gibt es eine verstörende Antwort aus berufenem Munde, von immerhin einem Spitzenmilitär, von Generalmajor Rustam Minnekajew, Vize-Kommandeur des zentralrussischen Wehrbezirks. Er meint, dass nach dem Osten der Süden mit der Hafenstadt Odessa erobert und ein Korridor zu den prorussischen Separatisten in Transnistrien angestrebt wird. Das soll der General laut russischen Medien bei einer Versammlung des Verbandes der Unternehmen der Rüstungsindustrie erklärt haben.

Moldau: Ist das kleine Land Putins nächstes Ziel?

Das muss die Republik Moldau in Angst und Schrecken versetzen. Sie wäre die neue Front: Ein kleines Land, das wohl ärmste Europas, mit nur 2,6 Millionen Bürgern und einem eingefrorenen Konflikt – mit Russland. Moldau ist nicht Mitglied der Nato und steht damit ohne Schutzgarantien da. Kurz nach Kriegsbeginn beantragte man eilig eine EU-Mitgliedschaft.

Moldau, umgangssprachlich: Moldawien, liegt am schwarzen Meer, wie eingeklemmt zwischen Rumänien im Westen und der Ukraine im Osten; ein Vielvölkerstaat, dort leben mehr Russen als Moldawier. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion lösten sich die Separatisten los. 1992 versuchte Moldau die abtrünnige Provinz zurückzuerobern. Der Konflikt endete mit einem Ultimatum Russlands. Seitdem gilt er als "eingefroren". So löste Moskau oft Grenzstreitigkeiten: Fakten schaffen. Ein Beispiel sind die eingefrorenen Konflikte zwischen Georgien, Abchasien, Südossetien.

Es ist unklar, ob die russischen Truppen bis an die Grenze nach Moldau marschieren, aber nicht ausgeschlossen. Kremlsprecher Dmitri Peskow lässt offen, ob die "Spezialoperation" ausgeweitet wird. Inzwischen kontrollieren die russischen Soldaten den Großteil von Luhansk. Die Eroberung von Donezk, der Fall von Mariupol am Asowschen Meer, der Landzugang zur Krim – sie dürften die Minimalziele Putins sein.

Stoßen seine Truppen bis Odessa vor, zerstören sie eine Lebensader der Ukraine: den für den Handel wichtigen Zugang zum Schwarzen Meer. Und sie teilen das Land. In Kiew nennt man es die "koreanische Lösung". Für Präsident Wolodymir Selenskyj ist es ein Schreckensszenario.

Putin: Verkündet er am 9. Mai seine Exitstrategie?

Putins mutmaßliche To-Do-Liste: Erstens Herrschaft über die Ostukraine, Zweitens Korridor bis zur Krim, Drittens Kontrolle über das Schwarze Meer. Viertens Zugang nach Transnistrien. Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow spekuliert über ein fünftes Ziel. Er sagte, die Offensivaktionen würden "in allen Siedlungen, Städten und Dörfern" stattfinden. Nach der Befreiung von Luhansk und Donezk käme Kiew.

Indes hat Russland einen hohen Blutzoll geleistet. Die Zahl der gefallenen Soldaten soll über 13.000 liegen. Hart treffen das Land auch die westlichen Sanktionen. Am 9. Mai feiert das Land traditionell den "Tag des Sieges" (über Deutschland) – und dann wird man sehen, ob Putin eine Exitstrategie verfolgt und wenn ja: welche. Er könnte bis dahin im Donbass ein Referendum abhalten und die Unabhängigkeit der Ostukraine erklären lassen, den Krieg einfrieren und Verhandlungen anstreben. Am Dienstag empfängt er mit UN-Generalsekretär António Guterres einen natürlichen Vermittler. Oder: Putin macht weiter. Ist Moldau sein nächstes Kriegsziel?

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

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