Berlin . Sie gilt als “modernstes Geschütz der Welt“: die Panzerhaubitze 2000. Sieben Stück bekommt die Ukraine – und damit eine tödliche Waffe.

  • Deutschland liefert die sieben Panzerhaubitze 2000 an die Ukraine
  • Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an der Waffe hat begonnen
  • Lesen Sie hier alles zu Feuerkraft, Reichweite der Panzerhaubitze 2000

Jetzt also doch: Die Bundesregierung wird der Ukraine Panzerhaubitzen, Typ "2000", liefern. Sieben Stück soll die ukrainische Armee bekommen. Die Ausbildung an den Waffen wird in Deutschland stattfinden und "beginnt in den nächsten Wochen", wie das Bundesverteidigungsministerium bekannt gab.

Das Geschütz war zuletzt immer wieder Thema gewesen. Die Ukraine möchte es in ihrem Verteidigungskampf gegen den Angriffskrieg Russlands einsetzen, hat Deutschland um die Lieferung gebeten. Geht nicht, hieß es von Seiten der Bundesregierung; man habe keine, die entbehrlich seien. Was da ist und schießen kann, werde für die Nato gebraucht.

Schließlich erklärten sich die Niederlande bereit, fünf ihrer eingemotteten Panzerhaubitzen 2000 – kurz PzH 2000 – der Ukraine zu überlassen. Munition und Ausbildung wird die Bundesregierung bereitstellen. Inzwischen sind die ersten ukrainischen Soldaten in Deutschland angekommen. Der Lehrgang an dem Geschütz wird voraussichtlich 40 Tage dauern. Was macht die Panzerhaubitze so besonders? Wo liegt der Unterschied zu herkömmlichen Panzern und Haubitzen – und warum braucht die Ukraine sie so dringend?

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Ukraine-Krieg: Was ist eine Panzerhaubitze?

Darunter verstehen Militärs ein Artilleriegeschütz auf gepanzerter Selbstfahrlafette. Das bedeutet, das Geschütz ist mit einem eigenen Antrieb ausgestattet, es benötigt also keine Zugmaschine wie einen Lastwagen.

Panzerhaubitzen gehören zur Artillerietruppe; sie liefern Feuerunterstützung auf das Schlachtfeld, schießen also indirekt aus der zweiten Reihe. Gleichzeitig sind sie schnell genug, um mit Panzerverbänden Schritt zu halten.

Da sie einen eigenen Motor besitzen, können sie nach dem Schuss schnell die Stellung wechseln und im Gefecht so feindlichem Gegenartilleriefeuer entgehen, im Fachjargon "shoot and scoot – schießen und verschwinden" genannt.

Ein weiterer Vorteil, den gewöhnliche Haubitzen so nicht bieten: Panzerhaubitzen – die vom Typ 2000 insbesondere – sind so ausgerüstet, dass sie keine vorbereiteten Feuerstellungen beziehen müssen. Unterm Strich bedeutet das: Panzerhaubitzen sind hochmobile Geschütze, die schwer zu treffen sind und schnell mit den eigenen Truppen vorstoßen – oder zurückweichen – können.

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© Grafik: A. Brühl, Redation: B. Schaller/dpa

Panzerhaubitze 2000: Reichweite und Feuerkraft

Die Stärke der Panzerhaubitze 2000 liegt in ihrer Feuerkraft und Präzision. Die Waffe kann bis zu sechs Geschosse in schneller Abfolge auf verschiedene Flugbahnen bringen, so dass alle gleichzeitig im Ziel landen. Laut Angaben des Herstellers Krauss-Maffei-Wegmann sind bis zu zehn Schuss pro Minute möglich.

Die Panzerhaubitze 2000 kann so besonders große Wirkung im Ziel entfalten und dazu die eigene Truppenstärke verschleiern, heißt es in einem Erklärvideo der Bundeswehr. Die 155-Millimeter-Munition wiegt bis zu 43 Kilogramm und verfügt über automatisch tempierbare Zünder.

Sie kann also vor dem Schuss so eingestellt werden, dass sie beim Aufprall oder über ihrem Ziel explodiert. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte ein Bundeswehr-Soldat unlängst, die Explosion der Granate überlebe im Umkreis von 50 Metern niemand.

Die Kampfentfernung der Panzerhaubitze ist abhängig von der verwendeten Munition und liegt bis zu 40 Kilometern. Um das zu verdeutlichen: Würde man mit ihr vom Alexanderplatz in Berlin einen Schuss abgeben, könnte die Granate in Oranienburg einschlagen.

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Worin liegt der Unterschied zwischen Panzer und Panzerhaubitze?

Panzer sind die Panzerhaubitzen nur dem Namen nach. Ihre Panzerung schützt die bis zu fünf Soldatinnen starke Besatzung etwa vor Beschuss aus Gewehren und Granatsplittern. Einem direkten Treffer etwa aus einer Panzerkanone würde sie jedoch nicht standhalten – anders zum Beispiel als beim "Leopard 2". Dessen Panzerung ist darauf ausgelegt, auch großkalibrigen Waffen widerstehen zu können.

Unter anderem daraus ergibt sich der Unterschied: Panzer nehmen mit ihren Fähigkeiten andere Aufgaben im Feld wahr als Panzerhaubitzen. Sie bekämpfen andere Ziele, etwa feindliche Panzer, über viel kürzere Entfernungen und müssen dafür mehr Schutz bieten. Im Gegensatz zur Artillerie kämpfen Panzer auch aus der Bewegung heraus, müssen also nicht anhalten, um zu schießen.

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Warum braucht die Ukraine die Panzerhaubitze 2000?

Reichweite, Mobilität und Feuerkraft der Panzerhaubitze 2000 machen sie zu einer sehr gefährlichen Waffe. Sie ist besonders geeignet für die Art von Gefechten, die die Ukraine derzeit im Osten des Landes führen muss: der Kampf gegen Panzer und Artillerie in weitem, überwiegend offenem Gelände.

Dazu kommt, was der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Mittwoch bei Twitter sagte: "Die Bestände an Waffen aus Sowjetzeiten gehen zur Neige, die russische Aggression aber nicht." Daher steige die Ukraine auf modernes Gerät um. "Da braucht es Ausbildung", so der Minister. Aber: Die Ukrainer lernten schnell.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de.