München. Einem “Spiegel-Bericht zufolge ist Wagenknechts Ex-Ehemann als Zeuge in ein Terrorverfahren gegen die “Reichsbürger“-Gruppe verwickelt.

Diese Woche ließ die Bundesanwaltschaft bei der "Reichsbürger"-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß, dem Kopf einer radikalen Politsekte, Hausdurchsuchungen vornehmen. "Spiegel"-Informationen zufolge wurde am Mittwoch auch das Münchner Haus von Ralph Thomas Niemeyer, Ex-Ehemann der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, durchsucht. Wagenknecht und Niemeyer waren von 1997 bis 2013 verheiratet.

Demnach bestätigte Niemeyer die Umstände auf "Spiegel"-Anfrage. Er selbst halte sich derzeit in Moskau auf. Während seiner Abwesenheit sollen "zehn Beamte mit Maschinengewehren" sein Anwesen durchsucht haben.

Niemeyers selbst öffentlich gemachte Durchsuchung habe schließlich auch eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft bestätigt. Allerdings werde Niemeyer in dem Verfahren ausschließlich als Zeuge aufgeführt, keinesfalls als Beschuldigter. Zu Details wollte sie sich nicht äußern.

Wagenknecht: Razzia bei Ex-Ehemann

Dem "Spiegel" ist der Inhalt des Durchsuchungsbeschlusses bekannt. Demnach sollen "Reichsbürger"-Aktivisten Niemeyer darum gebeten haben, einen Kontakt zur Kremlspitze in Moskau herzustellen. Der Ex-Partner der Politikerin ist für seine Verbindungen zu Russland bekannt.

Dem Bericht zufolge erhoffe sich die Truppe Unterstützung von Russland. Reuß und 50 weitere Verdächtige werden der Bildung oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung beschuldigt. Reuß' Verteidiger äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen.

Eine ehemalige Bundestagskandidatin der "Querdenker"-Partei Die Basis, die ebenfalls Teil der Gruppe ist, soll Niemeyer am 30. November vergangenen Jahres angerufen und sich erkundigt haben, ob dieser einen Kontakt zum russischen Außenminister Sergei Lawrow oder Präsident Wladimir Putin herstellen könnte.

Dem Bericht zufolge habe Niemeyer in dem Gespräch bestätigt. Seine Erläuterung seines Kontaktes ist dann allerdings recht abenteuerlich: Er sei "Teil einer Exilregierung" und gehöre zu den auserwählten Personen, die ein abhörsicheres Satellitentelefon mit vierstelliger Nummer erhalten hätten, um direkten Kontakt zum Sprecher Putins, Dmitri Peskow, sowie zur Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, aufnehmen zu können.

Dennoch sei eine Kontaktherstellung zum Kreml nicht einfach, brauche man einen "wirklich sehr guten Grund", um besagtes Telefon einzusetzen. Auch interessant: Putin lockt Soldaten wohl mit Prämien – diese Gelder gibt es

Niemeyer: Bekannte Verbindungen zu Russland

Auch am 5. Dezember 2022 habe es eine Kontaktaufnahme gegeben: Bei einer Rede in Wittenberg sei Niemeyer nach eigenen Angaben von einer Frau namens Swetlana angesprochen worden, welche ihm mehrere Briefe von Prinz Reuß an den Kreml übergeben wollte.

Diese sollen auf Russisch verfasst und auf Mai 2021 datiert gewesen sein. Die Schreiben hätten unter anderem die Bitte an Putin enthalten, mit Prinz Reuß als Vertreter der Regierung des "Deutschen Imperiums" in Verhandlungen über einen Friedensvertrag nach dem Zweiten Weltkrieg zu treten. Lesen Sie auch: Verschleppte Kinder: Wer nicht russisch singt, soll brennen

Razzia diente der Suche nach Beweismitteln

Drei Tage später habe Niemeyer sich beim Bundesamt für Verfassungsschutz gemeldet und dem Inlandsnachrichtendienst die Schreiben übermittelt.

So fügte Niemeyer auf "Spiegel"-Anfrage hinzu: "Die haben das falsche Gebäude gestürmt, denn wenn sie das Bundesamt für Verfassungsschutz durchsucht hätten, hätten sie die von mir überreichten Originaldokumente dort gefunden." Dem Durchsuchungsbeschluss zufolge sollen die Unterlagen allerdings nur "unvollständig" als Scan übermittelt worden sein.

Laut Beschluss diente die Razzia der Suche nach weiteren Beweismitteln, die Aufschluss über "Ziele, Struktur und personelle Zusammensetzung" der Gruppe um Prinz Reuß geben könnten sowie über "Kontakte und Kommunikationswege zu weiteren Beschuldigten oder noch unbekannten Mittätern, Mitgliedern oder Unterstützern".