Berlin. Mit dem Hashtag #Dorfkinder will Julia Klöckner für den ländlichen Raum werben. Doch User nutzen ihn, um auf Missstände hinzuweisen.

  • Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner will für den ländlichen Raum werben
  • Für eine Kampagne ihres Ministeriums wählte sie den Hashtag „Dorfkinder“
  • Auf Twitter greifen Nutzer diesen massenhaft auf – doch anders als wohl gewollt
  • Viele User kritisieren, dass Probleme auf dem Land ausgeblendet werden

Was muss das für ein Leben sein als Dorfkind in Deutschland! Zusammenhalt bei der Freiwilligen Feuerwehr. Spaß im Team des Fußballvereins. Allerorten fröhliche, junge Menschen, denen ein Lächeln auf dem Gesicht liegt und die ihr Glück kaum fassen können.

Dieses Bild jedenfalls zeichnet eine neue Kampagne des Bundeslandwirtschaftsministeriums von Julia Klöckner. Die CDU-Ministerin will damit Werbung für den ländlichen Raum machen.

Mit dem Hashtag #Dorfkinder wollte die Bundesministerin, deren Haus für die ländliche Entwicklung zuständig ist, offenbar Nutzer dazu anregen, positive Erfahrungen zu teilen.

„#Dorfkinder bündelt positive Beispiele und innovative Ansätze der ländlichen Entwicklung und unterstreicht: Wir haben allen Grund stolz zu sein auf unsere ländlichen Regionen, aber es bleibt teilweise auch noch einiges zu tun“, heißt es auf der Website des Ministeriums.

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Viele User nutzen den Hashtag, um ihrem Frust über den ländlichen Raum Luft zu machen: schlechte Infrastruktur, schlechtes Handy-Netz, lahmes Internet und Dörfer, die sich auflösen.

Klöckners „Dorfkinder“-Kampagne: Nutzer beklagen Ausländerfeindlichkeit

Fridays For Future Germany twitterte zum Beispiel: „#Dorfkinder werden zwangsumgesiedelt, weil für Kohle weiter ihre Heimat vernichtet wird (sorry Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, wir bleiben bei der korrekten Beschreibung). #AlleDörferBleiben“.

Die Öko-Aktivisten spielen damit auf den Streit um den Hambacher Forst an, der seit den 70er Jahren vom Energieversorger RWE für den Braunkohle-Tagebau gerodet wird.

Andere Nutzer klagen über Ausländerfeindlichkeit auf dem Land. Die Autorin Sophie Passmann schreibt: „Bei mir auf dem Dorf gab es einen, der immer, wenn er besoffen war ‘Deutschland den Deutschen’ gerufen und den Hitler-Gruß gemacht hat #Dorfkinder“.

Ein Nutzer kommentiert diese Aussage wiederum mit einem Seitenhieb auf die schlechte Verkehrsanbindung: „Die Sorge, im letzten Bus (23:15 Uhr am Wochenende!) wieder der einzige „Alternative“ unter Nazis zu sein. #Dorfkinder“.

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Der Grünen-Abgeordnete und Haushaltspolitische Sprecher Seven-Christian Kindler stichelte gegen die Bundesregierung – mit einer Gegenüberstellung.

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Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner selbst verbuchte das breite Interesse offenbar als einen Erfolg. „Unsere #Dorfkinder-Kampagne hat heute viel Aufmerksamkeit bekommen. Das ist gut so, weil es mir ein großes Anliegen ist, dass das Leben auf dem Land attraktiver wird. Ich hoffe, die Debatte von heute ist ein Anstoß für uns alle, um bestehende Probleme auf dem Land anzugehen“, heißt es in einem Tweet.

Stadt und Land in Deutschland – mehr zum Thema:

Auch Horst Seehofer setzt sich für den ländlichen Raum ein. Der Innenminister stellte vergangenes Jahr das Kernprojekt seiner Abteilung „Heimat“ vor: Er nennt es „gleichwertige Lebensverhältnisse“. Das Innenministerium hat verschiedene Strategien, wie es ein Auseinanderdriften der Lebenslagen in Deutschland verhindern will: Wie Horst Seehofer eine gerechtere Heimat schaffen will. (les)