Berlin. Das Bild der Ministerin in den Sesseln der katarischen Ehrenloge, in der sonst nie Frauen sind, sollte sich die Regierung ersparen.

„Cui bono? – „Wem nützt es?“, fragte schon Cicero im alten Rom und ging als klügster Philosoph der Antike in die Geschichte ein. „Was nützt es?“ sollte sich jetzt auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser fragen, bevor sie in den Regierungsjet steigt und zu den Scheichs nach Katar fliegt.

In normalen Zeiten und bei normalen WM-Austragungsorten ist ein Besuch der „Sportministerin“ sicher eine gute Idee. Das zeigt Respekt und ist sichtbare Unterstützung für die Mannschaft.

Jörg Quoos, Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin
Jörg Quoos, Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin © Dirk Bruniecki

Katar: Wir haben keine normalen Zeiten

Aber wir haben weder normale Zeiten noch eine normale Weltmeisterschaft. Was als schöne Geste gedacht ist, kann das völlig falsche Signal an die Gastgeber dieser seltsamen WM sein.

Die Herrscher von Katar brechen bei dieser WM bislang alle vereinbarten Regeln nach Gutdünken. Und sie sprechen in verlogenen Reden von Diversität und lassen gleichzeitig ihren WM-Botschafter Homosexualität als „geistigen Schaden“ verdammen.

Reise ist schlecht für Deutschlands Ansehen

Neben diesen Leuten sollte eine Bundesministerin nicht auf der Ehrentribüne Platz nehmen. Da kann sie die Menschenrechte noch so oft ansprechen – wir erleben ja live, wie wenig ernst Katars Herrscher und leider auch die FIFA diese Bekundungen nehmen.

Zu Beginn einer WM, von der niemand weiß, wie sie politisch enden wird, ist eine offizielle Reise nach Katar keine gute Idee. Der Besuch der Ministerin ist im Sinne von „cui bono?“ schön für die Scheichs, aber schlecht für das Ansehen der Bundesregierung.

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Wir leben in einer Mediengesellschaft, in der Bilder Meinung prägen. Und das Bild der deutschen Ministerin in den dick gepolsterten Sesseln der katarischen Ehrenloge, in der sonst nie Frauen zu finden sind, sollte sich die Bundesregierung besser ersparen.

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