Nordhausen. Senioren sind die Hauptzielgruppe der Täter. Die Polizei hat einige Tipps, wie man sich vor ihnen schützen kann.

Die Frau putzte vor dem Haus, als sie von zwei Männern angesprochen wurde. Mehrere Einbrüche seien in der Nachbarschaft passiert, sie müssten sich in ihrer Wohnung umschauen, ob etwas gestohlen wurde. Später bemerkte die Nordhäuserin, dass die beiden mehrere 1000 Euro gestohlen hatten.

Dieser Trickbetrugsfall vorigen Dezember ist einer von 234, die die Polizei vergangenes Jahr allein in Nordthüringen registrierte. 195-mal hatte sich jemand als falscher Polizeibeamter, Rechts- oder Staatsanwalt ausgegeben, um Geld zu ergaunern. „Auch als Mitarbeiter der Stadtverwaltung oder des Umweltamts geben sich die Betrüger mitunter aus“, erklärt Hartmut Speiser von der Polizeilichen Beratungsstelle in Nordhausen.

Doch Trickbetrug ist mehr: 20 Fälle gab es voriges Jahr, bei denen dem Opfer suggeriert wurde, bei einem Gewinnspiel oder im Lotto gewonnen zu haben, nun seien Gebühren oder Steuern fällig. „Gewinn ist ein Gewinn, da gibt es keine Gebühren“, stellt Speiser klar.

Auch der Enkeltrick ist nach wie vor Thema: Jemand gibt sich als Verwandter aus und begründet sein Verlangen nach Geld mit einer Notlage wie einem Unfall oder einem anderen Schaden. 14 solche Fälle gab es in Nordthüringen. Hartmut Speiser rät, vor allem dann einfach aufzulegen, wenn der Anrufer seinen Namen nicht nennt oder man sich unsicher ist, ob es wirklich der Enkel ist. Man könne ja immer noch unter der bekannten Nummer den Enkel zurückrufen.

„Die meisten Trickbetrüger am Telefon sitzen in Call-Centern, meist nicht in Deutschland. Wenn von 100 Anrufern zwei drauf reinfallen, hat es sich schon gelohnt“, erklärt Speiser das Vorgehen der Täter.

Die Opfer sind meist Senioren. Über das Telefonbuch und den Eintrag des Vornamens können Betrüger diese gezielt auffinden. „Die versuchen, Sie zu täuschen, Ihnen etwas vorzumachen, Ihre Hilfsbereitschaft zu missbrauchen oder Angstszenarien zu inszenieren“, sagt Speiser.

Er rät: „Behalten Sie immer ein gesundes Misstrauen, hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, selbst wenn jemand vorgibt, Sie zu kennen oder gemeinsame Bekannte zu haben.“ Hilfe könne angenommen werden, aber nur bis zur Haus- oder Wohnungstür: „Aber lieber die Milchtüte, nicht die Handtasche. Und Vorsicht vor denen, die Ihnen auch noch die Butter in den Kühlschrank räumen wollen.“

Wenn Unbekannte klingeln, sollte nie die Tür ohne Türkette geöffnet werden. „Es ist auch nicht unhöflich, durch das geschlossene Türblatt zu kommunizieren, um zu erfahren, wer er ist und was er will.“ Im Zweifelsfall sollte die Polizei gerufen werden. Nur angekündigte oder selbst beauftragte Handwerker sollten reingelassen werden, sagt Speiser angesichts mehrerer Vorfälle mit angeblichen Dachklempnern oder Asphaltierern. Nicht zuletzt: Auch Handwerkerleistungen seien per Rechnung zu bezahlen.

Längst nicht nur ältere Menschen sind im Fokus von Trickbetrügern. Dies gelte vor allem bei Computerdelikten, bei denen die Opfer aus Unkenntnis Software auf ihrem PC installieren und so der Täter Zugriff auf den Computer bekommt, erklärt Polizeisprecherin Fränze Töpfer. Sie verweist auf E-Mail-Anhänge mit Viren oder Trojanern, die den PC sperren oder verschlüsseln. Eine andere Masche ist, dass Fremde ihr Opfer überreden, Programme zu installieren, wodurch sie Account- oder Bankdaten bekommen.