Vechta. Einen solchen Auftritt hatten den deutschen Basketballern nicht viele zugetraut. Gegen Frankreich gelingt ein Prestigeerfolg. Der gleich aus zweierlei Gründen wichtig ist.

Henrik Rödl war richtig stolz. "Das haben die Jungs verdammt gut gemacht. Die Woche hat sehr viel Spaß gemacht", sagte der Bundestrainer nach dem überraschenden Auftakterfolg der deutschen Basketballer in der EM-Qualifikation gegen Frankreich.

Fünf Monate nach der völlig verkorksten Weltmeisterschaft in China sammelte das deutsche Team beim 83:69 in Vechta wieder erste Pluspunkte, nachdem es durch den blamablen Platz 18 bei der WM im vergangenen Jahr viel Kredit verspielt hatte. "Das war ein erster kleiner Schritt in Richtung Wiedergutmachung", sagte Armin Andres, Vizepräsident des Deutschen Basketball Bundes.

Vor 3140 Zuschauern im ausverkauften Rasta Dome war Kapitän Robin Benzing mit 22 Punkten bester Werfer einer couragiert auftretenden deutschen Mannschaft. "Ein Sieg gegen Frankreich tut immer gut", sagte Benzing. Bei der WM hatte sich die deutsche Auswahl zum Auftakt den Franzosen noch geschlagen geben müssen. "Eine Revanche würde ich es nicht nennen, weil völlig unterschiedliche Mannschaften auf dem Parkett standen. Aber natürlich ist es gut für das Selbstvertrauen", sagte Spanien-Legionär Benzing.

Wegen des Streits zwischen den Verbänden und der Euroleague mussten beide Teams neben den NBA-Profis auch wieder auf ihre Spieler aus den Teams in der europäischen Königsklasse verzichten. Rödl fehlten damit außer NBA-Star Schröder auch die Spieler von Bayern München und Alba Berlin. So feierten in Louis Olinde, Leon Kratzer und Bennet Hundt gleich drei Spieler ihr Debüt im Nationaltrikot.

Dass Deutschland in der Qualifikation außer Konkurrenz antritt, weil die Mannschaft als Teil-Gastgeber der Europameisterschaft 2021 bereits qualifiziert ist, merkte man den Gastgebern zu keiner Phase an. "Es ist immer eine Ehre, für Deutschland zu spielen. Das haben alle Jungs heute wieder gezeigt", erklärte Benzing den motivierten Auftritt des deutschen Teams. Weitere Gegner sind Großbritannien und Montenegro. Am Montag geht es in Newcastle gegen die Briten. Für die Partie berief Rödl die Debütanten Joshua Obiesie und Jan Niklas Wimberg anstelle von Robin Amaize und Kratzer.

Richtig wichtig wird es für die deutsche Auswahl wieder im Juni in Kroatien beim olympischen Qualifikations-Turnier. Dann geht es um die letzte Chance auf ein Ticket zu Olympia nach Tokio. Der Kader wird dann wieder komplett anders aussehen. Beim DBB hoffen sie, dass möglichst alle NBA-Profis wieder dabei sind.

"Natürlich hatte das Spiel heute nicht viel mit dem Sommer zu tun", gab Rödl unumwunden zu. "Dennoch sind diese Spiele wichtig für uns", sagte der nach dem WM-Fiasko ebenfalls heftig kritisierte Coach. Zum einen, weil einige junge Spieler Erfahrungen auf hohem Niveau sammeln können. Aber vor allem auch, um die zuletzt so schlechte Stimmung rund um die Nationalmannschaft wieder zu verbessern. "Mit einer solchen Euphorie wie heute wollen wir die Nationalmannschaft immer sehen", sagte Vizepräsident Andres. Das nächste Mal schon am Montag in Großbritannien, das zum Auftakt in Montenegro 74:81 verlor.