Ostrau. Nach dem Aus im Viertelfinale gegen Italien zieht DVV-Sportdirektor Christian Dünnes trotzdem ein positives EM-Fazit. Der Vertrag mit Bundestrainer Andrea Giani läuft allerdings aus.

Nach dem bitteren Aus im EM-Viertelfinale gegen Italien hielt die deutschen Volleyballer nichts mehr in Ostrau. Die Spieler von Bundestrainer Andrea Giani reisten nach und nach aus Tschechien ab.

Der Olympia-Viertelfinalist von Tokio hatte der Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) beim enttäuschenden 0:3 deutlich ihre Schwächen aufgezeigt. Sportdirektor Christian Dünnes zog dennoch ein positives Fazit. "Das Team hat gute Leistungen über das gesamte Turnier gezeigt", sagte der frühere Nationalspieler. "Viel mehr ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht drin." Libero Julian Zenger ärgerte sich darüber, dass "wir ausgerechnet beim letzten Auftritt nicht das abrufen konnten, was wir drauf haben. So etwas bleibt in den Köpfen hängen."

Eine Erklärung dafür fanden die Spieler nicht. Sie seien sich aber beim letzten Zusammensein am Abend einig gewesen, ein gutes Turnier gespielt zu haben. Der kurzfristige Ausfall von Starspieler Georg Grozer, der nach seinem Rücktritt aus dem Nationalteam 2020 im Sommer wieder zurückgekehrt war, war für den Rest der Mannschaft nicht zu kompensieren. Das linke Knie zwickte den 36-Jährigen schon vor dem Auftritt in der Ostravar Aréna. Eine neue Bandage half nicht. Der Diagonalangreifer musste Mitte des ersten Satzes aufgeben. Der 21 Jahre alte Linus Weber rückte für den Routinier in die Offensive.

Kampa nicht zu ersetzen

Die Hoffnung auf eine Überraschung erfüllte sich unter dem Druck des zweiten K.o.-Spiels nach dem 3:1-Sieg in der Runde zuvor gegen Bulgarien nicht. Deutlich wurde auch, dass der langjährige Zuspieler und Kapitän Lukas Kampa von seinem Nachfolger Jan Zimmermann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gleichwertig zu ersetzen ist und zu ausrechenbar für die jungen und sehr gut vorbereiteten Italiener war.

Kampa befindet sich nach einer Knieoperation noch in der Rehabilitation. "Wir wollen natürlich in den nächsten Jahren noch einen Schritt weiter kommen", sagte Dünnes. "Das schaffen wir, indem wir uns mit den Spielern, die wir haben, individuell und als Mannschaft weiterentwickeln." Das Team habe viel Potenzial. "Mit dieser guten Basis arbeiten wir weiter." Der Vertrag des Bundestrainers läuft allerdings aus. Die Vereinbarung Gianis mit dem DVV war im Februar vorerst nur für ein Jahr verlängert worden.

Olympia verpasst

"Wir werden uns Ende des Jahres erneut zusammensetzen, die Leistungen auswerten und entscheiden, ob wir den Weg weiterhin gemeinsam gehen wollen", sagte Dünnes damals. Der frühere Weltklasseprofi hatte die deutschen Volleyballer im Jahr seines Amtsantrittes 2017 zu einer Silbermedaille bei der EM in Polen geführt. Die Olympia-Qualifikation für die Spiele in Tokio wurde unter dem 51-Jährigen wie schon unter Vorgänger Vital Heynen die für Rio de Janeiro 2016 verpasst.

Auch bei der WM 2018 in Italien und Bulgarien durfte der Bronzemedaillen-Gewinner von 2014 nicht mitspielen. Die Nations League im Sommer schlossen die Deutschen auf Platz 13 ab.

Ziel war es in diesem Sommer, sich in der Weltrangliste möglichst weit nach vorne zu schieben, um die Qualifikation für die WM 2022 in Russland zu schaffen. "Ich glaube, es sieht ganz gut aus und hoffe, dass der Staff zusammenbleibt", sagte Zenger dazu.

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