Tokio. Gesprochen wird in Tokio viel und laut, wie etwa der Kollege aus Finnland. Dabei haben Reporter kein Wort zu verschenken. Eine Kolumne.

Neulich beim Schwimmen. Es gibt Reporterkollegen, die nehmen Erfolg und Misserfolg ihrer Landsleute in angemessener wie angenehmer Stille auf. Und es gibt den Sitznachbarn aus Finnland, der dringend an seiner mentalen Ausgeglichenheit arbeiten sollte.

Zugegeben, die von ihm kommentierte Leistung im Becken mutet nicht zu Jubelarien an, aber von nordischer Unterkühlung ist bei ihm nichts zu spüren. Er schimpft wie ein Rohrspatz über den Mann, der jetzt auch nicht gerade als skandinavische Antwort auf Michael Phelps gilt. „Hyödytön munapää“, brüllt er. Für finnische Sprache musste bei der Einreise nach Japan am Flughafen Sperrgepäck aufgegeben werden. Ich lasse mir das aufschreiben. Nutzloser Schwachkopf, heißt es wohl. Aber, Herr Kollege.

Fünfeckacrylduschwanne kennt jeder

Forscher wollen mal herausgefunden haben, dass kreativ fluchende Heißsporne über einen größeren Wortschatz verfügen als zurückhaltende Spießer. Wobei ich mich schwer tue, zu Gunsten der Sprachfertigkeit nun zu gesteigertem Schimpfen aufzurufen. Aber auch ohne Tiraden kommen wir angeblich mit rund 600 Wörtern durch den Tag, ermittelte die Universität Melbourne. Dabei ist unser Fundus viel größer. Jeder weiß, was mit Fünfeckacrylduschwanne gemeint ist. Aber mal ehrlich: Wann haben Sie das letzte Mal Fünfeckacrylduschwanne gesagt?

Olympia ist auch ein Wettbewerb der Buchstaben. Wiedersehen im Pressezentrum: Alles klar? Antwort: Alles klar! Sind schon mal die gleichen zwei Wörter. Welche Geschichte schreibst du heute? Der Austausch beschränkt sich aufs Nötigste. Journalisten haben kein Wort zu verschenken. Sie brauchen jedes einzelne für Texte wie diesen.

Bevor Sie jetzt zählen. Dies sind 244 Wörter. Den Rest hebe ich mir für später auf.