London. Die deutschen Nationalspieler Timo Werner und Kai Havertz wollen mit dem FC Chelsea Titel gewinnen. Dass es bis dahin noch etwas dauern könnte, zeigt sich bei der 0:2-Niederlage gegen Meister Liverpool. Um die Chelsea-Zukunft von Antonio Rüdiger ranken sich Spekulationen.

Timo Werner ahnte es schon vorher. Der FC Chelsea sei "noch nicht auf Augenhöhe" mit Premier-League-Konkurrenten wie Liverpool und Manchester City, hatte der neue Chelsea-Stürmer im Interview der "Sport Bild" gewarnt.

Bei der 0:2 (0:0)-Heimniederlage gegen Fußballmeister Liverpool wurde das nun deutlich. Doch trotz der verdienten Niederlage war Trainer Frank Lampard mit Werners Leistung zufrieden. "Ich bin begeistert von ihm", sagte Lampard und äußerte sich zuversichtlich: "Wir werden Tore von ihm sehen."

Die Partie gegen Liverpool war ein Realitätscheck für die Blues. Nach der knapp 250 Millionen Euro schweren Transferoffensive sahen einige Chelsea schon als Titelaspiranten. Das mag in dieser Saison zu früh kommen, mittel- bis langfristig ist es das Ziel von Werner und seinem neuen Teamkollegen Kai Havertz. "Wir sind nicht hier, um Zweiter oder Dritter zu werden", sagte Werner vor dem Spiel beim Sender Sky Sports. "Dann hätten wir in Leverkusen oder Leipzig bleiben können." Findet auch Havertz. "Wir sind hier, um Titel zu gewinnen."

Noch kein Tor - aber gegen die Reds holte Werner immerhin einen Strafstoß raus, als er vom Ex-Bayern-Star Thiago gefoult wurde. Jorginho scheiterte dann allerdings vom Punkt. Werner sorgte auch sonst im Angriff für Wirbel. "Es gibt keine echte Taktik, um gegen ihn zu verteidigen, wenn er den Ball hat", sagte Jürgen Klopp beeindruckt. Der Liverpool-Coach lobte Fabinho, der Werner das Leben schwer gemacht hatte. Hätte Sadio Mané (50./54. Minute) nicht beide Tore erzielt, "wäre Fab der Mann des Spiels geworden", fand Klopp.

Für Havertz, der bei Leverkusens schmeichelhaftem 0:0 in Wolfsburg schmerzlich vermisst wurde, lief es nicht so rund. Der 21-Jährige begann sein zweites Premier-League-Spiel im Sturmzentrum, blieb eher unauffällig. Nach der Roten Karte für Chelseas Abwehrspieler Andreas Christensen wurde Havertz zur Halbzeit ausgewechselt.

Der TV-Experte und ehemalige Liverpool-Profi Jamie Carragher äußerte etwas voreilig erste Zweifel. "Ich frage mich, wo er spielen soll?", sagte Carragher bei Sky. "Wo er heute gespielt hat, ich finde nicht, dass das zu Chelsea passt." Der Ex-Chelsea-Profi Ashley Cole, der jetzt im Jugendbereich der Blues arbeitet, mahnte zur Geduld. "Das ist ein Prozess", sagte Cole. "Die neuen Spieler brauchen Zeit sich einzugewöhnen. Kai Havertz hat vier oder fünf Tage trainiert."

Während sich die meisten Experten trotz Startschwierigkeiten einig sind, dass Werner und Havertz in London erfolgreiche Zeiten bevorstehen, ist die Zukunft des dritten deutschen Nationalspielers in Reihen von Chelsea plötzlich ungewiss. Antonio Rüdiger saß beim Liga-Auftakt in Brighton nur auf der Bank und stand gegen Liverpool nicht mal mehr im Kader. "Wir haben fünf Innenverteidiger im Club, ich kann nicht drei auf die Bank setzen", erklärte Lampard.

Der Coach deutete an, dass Rüdiger demnächst wieder dabei sein könnte. "Ich muss den Kader nach Training, Situation und Gegner auswählen", sagte Lampard, "und das war heute meine erste Wahl". Für das Auswärtsspiel bei Aufsteiger West Bromwich am Samstag ist Innenverteidiger Christensen wegen seiner Roten Karte gesperrt. Fehlt Rüdiger dann erneut im Kader, sollte er sich Gedanken machen.

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