Ivrea/Italien. Nach über eineinhalb Jahren Wettkampfpause haben die deutschen Slalomkanuten bei der EM durchwachsene Leistungen gezeigt. Bei den Frauen jubeln Funk und Apel, während die Weltmeister Aigner und Herzog die Finals verpassen. Das letzte Tokio-Ticket holt Tasiadis.

Ricarda Funk war nach ihrem Patzer überglücklich über Bronze, Elena Apel weinte vor Glück und Routinier Sideris Tasiadis löste nach einem nervenaufreibenden Qualifikationsthriller mit Platz drei das Olympia-Ticket.

Auch wenn nicht alle Medaillenwünsche bei der Kanulalom-Europameisterschaft im italienischen Ivrea nach langer Wettkampfpause aufgegangen sind, die Mission Tokio-Startplatz hat der Augsburger Tasiadis erfüllt. "Es war nervenzerreißend. Ich hatte mir vorher gesagt, ich gehe ein hohes Risiko ein, Alles oder Nichts. Das habe ich auch gemacht. Zum Glück ist es aufgegangen. Wir stehen international ganz gut da", sagte Tasiadis nach bestandener Nervenprobe und meinte stellvertretend fürs Team: "Alle vier für Tokio qualifizierten Boote sind in der Lage, eine Medaille zu holen."

Der Olympia-Zweite von 2012 fuhr fehlerfrei im anspruchsvollen Stangen-Parcours und musste bis zum letzten Italiener zittern. Den EM-Titel im Canadier sicherte sich der Franzose Denis Gargoud Chanut vor dem Slowaken Matej Benus. Sideris setzte sich zwei Tage nach seinem 31. Geburtstag intern gegen Weltmeister Franz Anton aus Leipzig durch, der nach einem Fehler 2,77 Sekunden langsamer als der Weltranglisten-Erste aus Augsburg war und Final-Achter wurde.

Ricarda Funk aus Bad Kreuznach musste nach einem frühen Fehler alles riskieren und war dann erleichtert über Bronze im Kajak, da am 20. Tor erneut ein Patzer passierte. "Ich hatte zu viel Wasser geschluckt und konnte nicht richtig atmen. Am Ende bin ich happy und erleichtert", sagte Funk. Den Sieg holte die Österreicherin Corinna Kuhnle vor der Slowenin Eva Tercelj.

Einen unglaublichen Lauf fuhr die Augsburgerin Elena Apel im Canadier. Die U23-Europameisterin blieb als einzige Finalstarterin fehlerfrei und konnte ihr Glück hinter der siegreichen Spanierin Miren Lazkano und der Tschechin Tereza Fiserova nicht fassen. "Der Lauf war echt krass, im Ziel war ich megazufrieden, dann hatte ich mich schon mit dem vierten Platz abgefunden und plötzlich bin ich Dritte. Ich kann es gar nicht glauben, weil die Strecke so schwer war", meinte Apel mit tränenerstickter Stimme. Zuvor wurde die Doppelstarterin im Kajak-Einer EM-Zehnte.

Der für Olympia qualifizierte Kajak-Weltmeister von 2018, Hannes Aigner aus Augsburg, verpasste trotz eines fehlerfreien Laufes als Elfter hauchdünn um 25 Hundertstelsekunden das Finale. "Der Lauf war sicher und solide, aber an ein paar Stellen habe ich leider etwas Schwung verloren und wurde ausgebremst", sagte der Olympia-Dritte von London 2012. Auch Canadier-Weltmeisterin Andrea Herzog kam trotz des fehlerfreien Halbfinals nicht weiter. "Die größeren Fehler sind momentan ein bisschen zu groß, diese muss ich minimieren und bei den Weltcups Selbstvertrauen für Olympia tanken", sagte sie.

In der 2024 in Paris neuen olympischen Disziplin Extremslalom gab es für die Deutschen bei der EM-Premiere nichts zu holen. Weltmeister Stefan Hengst vom KR Hamm schied im Viertelfinale aus, für Caroline Trompeter von der SKG Hanau, die 2017 bei der WM-Premiere Gold gewann, scheiterte im Halbfinale.

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