Offenbach/Luxemburg. Ein Tornado hat in Luxemburg schwere Schäden verursacht. Es gab mehrere Verletzte. Die Regierung versprach Betroffenen Unterstützung.

In Luxemburg ist es am Freitagabend wegen eines Tornados zu dramatischen Szenen gekommen: Bäume wurden entwurzelt, Dachteile flogen durch die Luft. 19 Menschen wurden verletzt, Dutzende weitere sind seitdem obdachlos.

Luxemburgs Großherzog Henri machte sich am Samstag vor Ort ein Bild von der Lage - ebenso wie Regierungschef Bettel, der seinen Urlaub unterbrach. Er ließ die Regierung zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, um über die Lage nach dem Unwetter zu beraten.

Hilfe soll es für sie von der Regierung geben. „Wir lassen keinen im Regen stehen“, sagte Premierminister Xavier Bettel am Samstagabend nach einer Sondersitzung des Kabinetts. Bei dem Unwetter waren in den Ortschaften Petingen und Kaerjeng zahlreiche Häuser zum Teil schwer beschädigt worden. „Die Bürger haben in 15 Minuten ganz viel verloren“, sagte Bettel.

Von den Verletzten waren am Samstagabend noch zwei im Krankenhaus, sagte Innenministerin Taina Bofferding. Eine Person befand sich wegen eines Herzinfarktes, den sie während des Tornados erlitten hatte, noch in kritischem Zustand. Zwei der insgesamt 19 Verletzten befanden sich am Sonntag noch im Krankenhaus.

Luxemburg von Tornado verwüstet – das Wichtigste in Kürze:

  • Ein Tornado hat Luxemburg am Freitagabend schwer getroffen
  • Mehrere Menschen wurden verletzt, teilweise schwer
  • Eine Person erlitt einen Herzinfarkt und ist in kritischem Zustand
  • 314 Häuser wurden abgedeckt oder beschädigt, 90 sind unbewohnbar
  • Premierminister Xavier Bettel hat Hilfen der Regierung zugesagt

Am wichtigsten sei es jetzt, weitere Schäden zu vermeiden. Unter anderem hätten sich zahlreiche Dachdeckerbetriebe bereit erklärt, Betriebsferien zu unterbrechen und sofort an die Arbeit zu gehen.

Vermutlich 90 Häuser seien zumindest vorerst nicht mehr bewohnbar. Insgesamt wurden 314 Häuser als beschädigt gemeldet.

Aufräumarbeiten in Luxemburg werden noch die ganze Woche dauern

Bettel nannte keine Zahlen zu möglichen Finanzhilfen des Staates. Er lobte die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Luxemburger Bürger. „Ich bin wirklich sehr stolz. Premierminister eines Landes zu sein, in dem man sich hilft“, hatte er am Nachmittag bei einem Besuch der betroffenen Ortschaften gesagt. „Es sind Situationen wie diese, in denen man die Solidarität in unserem Land spürt.“

Die Aufräumarbeiten werden nach Angaben des Einsatzleiters der Hilfskräfte, Paul Schroeder, noch die ganze Woche dauern.

Risiko blieb auch am Samstag noch bestehen

Luxemburgs Arbeitsminister Dan Kersch sprach am Samstag von einem „Katastrophenszenario“. Mehr als 1000 Notrufe waren am Freitag innerhalb weniger Minuten bei Polizei und Feuerwehr eingegangen.

Auch am Samstag war noch Vorsicht geboten. Es gab Absperrungen in den betroffenen Gebieten, da weiter mit starkem Wind gerechnet wurde. Es bestand das Risiko, das Teile durch die Luft gewirbelt werden könnten.

Deutscher Wetterdienst bestätigt Tornado

In Petingen und Kaerjeng waren am Freitag Notunterkünfte für Bürger eröffnet worden, die durch den Tornado obdachlos wurden. Die Polizeipräsenz in den Orten wurde verstärkt. Der Krisenstab warnte die Bevölkerung davor, sich in die Nähe von umgestürzten Strommasten zu begeben.

Die Stromversorgung des Großherzogtums war jedoch nach einigen lokalen Ausfällen nicht gefährdet. Regierungschef Xavier Bettel teilte über Twitter mit, es sei ein Krisenstab eingerichtet worden.

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Dass es sich um einen Tornado gehandelt habe, sei gesichert, sagte der Meteorologe Marco Manitta vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Freitagabend. Dies belegten zahlreiche Bilder und Videoaufnahmen aus unterschiedlichen Quellen, erklärte er.

Bilder aus dem betroffenen Gebiet zeigten die Verheerungen: Autos, die von Dachziegeln und Gebäudeteilen beschädigt wurden, durch die Luft wirbelnde Gegenstände. Betroffen war auch der Ort Niederkerschen und seine Umgebung.

Im luxemburgischen Petingen hat der Tornado schwere Schäden verursacht.
Im luxemburgischen Petingen hat der Tornado schwere Schäden verursacht. © PIERRICK BOURGEOIS via REUTERS | PIERRICK BOURGEOIS

Ein Sprecher der Luxemburger Polizei berichtete von einer „Schneise der Verwüstung“, die sich fünf, sechs oder sieben Kilometer weit ziehe. Mehrere Gebäude seien unbewohnbar und Notunterkünfte eingerichtet. Zahlreiche Einsatzkräfte waren im Einsatz. „Alle verfügbaren Einheiten und Hilfsdienste sind vor Ort“, sagte der Sprecher.

Eine Google-Maps-Karte zeigt, wo das besonders betroffene Petange genau liegt.

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Wirbelwind am Hafen von Amsterdam verängstigt Touristen

Auch in den Niederlanden kam es zu schweren Unwettern. Videos zeigen, wie sich ein Wirbelwind am Hafen von Amsterdam bildete. Touristen auf einem Ausflugsboot verlassen schlagartig ihre Plätze, als sie sehen, was sich vor ihnen zusammengebraut hat.

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Auch am Samstag war es in den Niederlanden weiter stürmisch. Das Stadiondach des niederländischen Fußball-Erstligisten AZ Alkmaar wurde offenbar durch starken Wind teilweise zum Einsturz gebracht. Der Verein twitterte am Samstag ein Foto von der über mehreren Blöcken auf Höhe der Mittellinie zusammengebrochenen Dachkonstruktion und schrieb dazu: „Keine Verletzten beim Einsturz des Daches des AFAS-Stadions“.

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In den Regionen Noord-Holland, Zuid-Holland, Zeeland, Friesland sowie am Watten- und Ijsselmeer wurde für das Wochenende die Warnstufe gelb ausgerufen, da Winde bis zu 100 Kilometern pro Stunde erwartet wurden.

Auch Frankreich betroffen

Betroffen von dem Tornado war auch der Norden des französischen Départements Meurthe-et-Moselle, das an Luxemburg grenzt. In den französischen Gemeinden Longwy und Herserange wurden Dutzende Hausdächer abgedeckt. Verletzt wurde jedoch niemand, wie das Radionetzwerk France Bleu am Samstag berichtete.

Im Süden des Landes gab es ebenfalls Unwetter: In Toulouse standen wegen starker Regenfälle einige Straßen unter Wasser, wie der Nachrichtensender Franceinfo berichtete. In der Gemeinde Saint-Côme-d’Olt, die zwischen Toulouse und Lyon liegt, musste demnach in der Nacht auf Samstag ein Campingplatz evakuiert werden.

Blitz verletzt 15 Fußballer beim Training, ein Spieler bewusstlos

Auch auf deutscher Seite – im benachbarten Saarland, in Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg – gab es den Angaben zufolge schwere Unwetter.

Bei einem Blitzeinschlag im baden-württembergischen Rosenfeld-Heiligenzimmern wurden 15 Fußballer verletzt. Der Blitz schlug während des Trainings am Freitagabend in der Nähe des Sportplatzes ein, wie ein Polizeisprecher sagte.

Dadurch erlitten die Spieler im Alter von 19 bis 48 Jahren leichte Verletzungen. Eine Person war kurzzeitig bewusstlos. Ein Großaufgebot an Sanitätern kam zu dem Sportplatz und brachte die Fußballer vorsorglich ins Krankenhaus.

Flutlicht bei DFB-Pokalspiel in Sandhausen ausgefallen

In Rheinland-Pfalz waren besonders die Städte Neuwied und Koblenz betroffen. Hier wurden Gullydeckel aufgeschwemmt und Straßen teils überflutet, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz sagte.

In Baden-Württemberg verzögerte sich der Anstoß des DfB-Pokalspiels zwischen den Fußballclubs SV Sandhausen und Borussia Mönchengladbach wegen eines Gewitters. Bei heftigem Regen war zwischenzeitlich auch das Flutlicht im Hardtwald-Stadion des Fußball-Zweitligisten Sandhausen ausgegangen. Die Zuschauer in den unteren Rängen wurden gebeten, sich in Sicherheit zu bringen.

Bäume entwurzelt, Autofahrerin von herabfallendem Ast verletzt

Im Saarland brachten mancherorts entwurzelte Bäume den Verkehr ins Stocken, Straßen wurden überspült und Keller liefen voll Wasser. Eine Autofahrerin wurde bei einem Unfall bei Beckingen leicht verletzt, als ein Ast auf ihren Wagen fiel.

In Erfurt fiel bei den Domstufenfestspielen die Premiere der ersten Musical-Fassung von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ teils ins Wasser: Eine starke Regenfront mit Gewitter führte dazu, dass die Aufführung vorzeitig abgebrochen werden musste. Die rund 2000 Premierenbesucher erlebten vor der imposanten Kulisse des Mariendoms knapp die Hälfte des Stückes.

Immer wieder kam es in diesem Sommer zu schweren Unwettern in Europa. Häufig betroffen war der Süden. Ende Juli gab es drei Tote bei schweren Unwettern in ganz Italien. Zuvor war bereits die Adria-Region von heftigen Gewittern betroffen gewesen. Dazu noch ein Waldbrand auf Sardinien und ein Erdrutsch östlich vom Comer See.

Spektakulär war auch der Anblick einer Wasserhose, die Ende Juli auf dem Bodensee wirbelte.

(dpa/cho)