Essen. „Die Schattenfreundin“ missfällt mit einer zusammengeklaubten Handlung um die Entführung eines Kindes. Der Schluss grenzt an Satire.

Es gibt Krimis im Fernsehen, da weiß der Zuschauer schon bei den ersten Bildern, was man zu erwarten hat. „Die Schattenfreundin“ ist ein Paradebeispiel dafür. Man sieht zu Beginn den kleinen Leo, der noch bei Dunkelheit in einem riesigen Garten herumtollen darf, der ihn fast zu verschlingen scheint. Dass hier Ungemach dräut, kann man sich an fünf Fingern abzählen. Und tatsächlich: Schon kurz darauf entdeckt das Kind voller Entsetzen den Lieblingshund des Großvaters, aufgeschlitzt in seinem Blut liegend.

Auch ein an sich friedlicher Ort wie ein Kinderspielplatz kommt immer mal wieder zum Einsatz, wenn plötzlich Kinder verschwinden und keiner es bemerkt haben will. In diesem Fall trifft es die junge Gynäkologin Kathrin (Miriam Stein), Mutter des kleinen Leo, die nur mal eben in die Praxis gerufen wurde. Sie vertraut ihren Sohn für die kurze Zeit einer vermeintlich anderen jungen Mutter an, mit der sie sich seit Tagen schon so gut hat unterhalten können. Natürlich sind beide nicht mehr da, als sie zurückkehrt, und Kathrin muss erkennen, dass sie absolut nichts von dieser Frau weiß.

Der Film, der so gerne auf gängige Topoi zurückgreift, basiert auf einem Roman von Christine Drews, der eigentlich einer Krimiserie in Buchform entstammt, deren Hauptfigur eine Kommissarin ist. Doch die Drehbuchautorin Birgit Maiwald und der Regisseur Michael Schneider haben daraus nun einen Thriller konstruiert, der ganz auf Kathrins Schicksal abgestimmt ist und die Ermittlerin in den Hintergrund stellt.

Franz Siebmacher (Harald Krassnitzer, links.) erzählt Polizistin Charlotte Schneidmann (Jule Ronstedt, r.) und Kathrin Ortrup (Miriam Stein, M.) von seiner Vermutung, wer der Kidnapper sein könnte.
Franz Siebmacher (Harald Krassnitzer, links.) erzählt Polizistin Charlotte Schneidmann (Jule Ronstedt, r.) und Kathrin Ortrup (Miriam Stein, M.) von seiner Vermutung, wer der Kidnapper sein könnte. © ZDF/Michael Boehme | Michael Boehme

„Die Schattenfreundin“: Harald Krassnitzer ist kleiner Lichtblick

Es macht den Film nicht gerade besser, der so viel will, mit seinen Dialogen allerdings nicht gerade glänzt. Am deutlichsten spürt man das bei Kathrins Ehemann Thomas (Golo Euler), der aus Frankfurt anreisen muss, weil er aus geschäftlichen Gründen den Umzug nach Bonn noch nicht mitmachen konnte. Seiner Frau gegenüber spürt man seltsame Kälte, der Kommissarin gegenüber aber tratscht er alles weiter, was die Gemahlin in Misskredit bringen könnte – von ihrem Burnout bis zu ihrem überbordenden Tablettenkonsum.

Tatsächlich meint man hier oft, dass nicht die Entführung eines Kindes im Mittelpunkt steht, sondern eher die Überforderung einer Frau zwischen Beruf und Kind, aber auch zwischen zwei gegensätzlichen Männern. Denn da ist vor allem auch noch Vater Franz (Harald Krassnitzer), der gerade seinem zweiten Herzinfarkt entkommen ist und nun leiser treten soll. Immerhin glaubt man, zumindest bei diesem Schauspieler so etwas wie Wärme zu verspüren. Er spielt einen Gutmenschen, der Frauen in Sachen Abtreibung nicht alle alleine lässt und neben seiner Arbeit auch noch eine Anlaufstelle für Sexarbeiterinnen gegründet hat.

Was dann aber dem Zuschauer am Ende alles zugemutet wird, das ist derart hanebüchen zusammengeklaubt, dass man fast schon an eine Satire denken möchte. Leider aber ist die Handlung, inklusive finaler Pistolenschüsse, furchtbar ernst gemeint.

• Montag, 28. Oktober, 20.15 Uhr: „Die Schattenfreundin“