Peking. Eine mysteriöse Lungenkrankheit in Wuhan geht laut WHO wahrscheinlich auf ein neuartiges Coronavirus zurück. Die Chinesen sind besorgt.

In der zentralchinesischen Metropole Wuhan breitet sich eine Lungenkrankheit aus. Diese war bisher unbekannt. Nun haben chinesische Experten die Gensequenz des Erregers entziffert, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag in Peking mitteilte. Die Lungenkrankheit geht wahrscheinlich auf ein neuartiges Coronavirus zurück.

Demnach stecken sich Menschen nicht allzu leicht gegenseitig mit dem Erreger an. Vor der großen Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am 25. Januar äußerten Verantwortliche dennoch die Sorge, dass sich infektiöse Krankheiten wie diese verstärkt ausbreiten könnten, wenn Hunderte Millionen Menschen unterwegs sind.

Coronaviren verursachen oft harmlose Erkältungen, allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Sars und Mers dazu. Die Erreger kommen bei Menschen und in der Tierwelt vor. Ein Überspringen der hochvariablen Viren zwischen Tierarten oder vom Tier auf den Menschen ist nicht ungewöhnlich.

Lungenkrankheit in China: Infektion bei 59 Menschen bestätigt

Als Herkunftsort wurde in Wuhan ein Markt verdächtigt, wo neben Fischen auch Wildtiere verkauft wurden. Der Markt ist inzwischen geschlossen. Bislang ist die Infektion bei 59 Menschen bestätigt, von denen acht als geheilt wieder das Krankenhaus verlassen haben. Der Zustand von sieben Patienten galt zuletzt als kritisch. Todesfälle gibt es bislang nicht.

Vor der großen Reisewelle zum bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest gibt es die große Sorge, dass sich die Lungenkrankheit ausbreitet.
Vor der großen Reisewelle zum bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest gibt es die große Sorge, dass sich die Lungenkrankheit ausbreitet. © dpa | Shen Longquan

Nach Meldungen aus Hongkong und Singapur wurde erstmals auch aus Südkorea ein Verdachtsfall gemeldet. Es handle sich um eine 36-jährige Chinesin, die im vergangenen Monat Wuhan besucht habe, berichteten die Behörden. Sie werde in einem Krankenhaus in Bundang südlich von Seoul behandelt.

„Ich möchte jeden daran erinnern, persönlich Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, gesund und problemlos nach Hause zu kommen“, sagte Wang Yang vom chinesischen Transportministerium in Peking. „Das Auftauchen der Epidemie mag viele beunruhigen, über das Neujahrsfest zu reisen.“

Fieberkontrollen an Flughäfen eingeführt

Die Behörden konzentrierten sich darauf, Drehscheiben für den Transport wie Flughäfen oder Bahnhöfe, wo viele Passagiere verkehrten, zu desinfizieren und zu beobachten. Andere asiatische Staaten haben die Vorsichtsmaßnahmen bei der Einreise besonders von Reisenden aus Wuhan verstärkt und Fieberkontrollen eingeführt, um eine befürchtete Ausbreitung zu vermeiden.

In Hongkong gibt es bisher 16 Verdachtsfälle, in Singapur wurde eine mögliche Betroffene gemeldet. Nicht in allen Fällen gibt es einen direkten Bezug zu Wuhan.

Die US-Botschaft in Peking gab eine Reisewarnung aus. Reisende nach Wuhan sollen demnach Tiermärkte und den Kontakt mit Tieren oder auch ungekochtes Fleisch meiden. Auch sollten sie kranken Personen aus dem Weg gehen und sich die Hände häufig mit Seife und Wasser waschen.

Keine Reisewarnung durch die WHO

Ein Beamter der Gesundheitsüberwachung überwacht mit Wärmebildkameras die Temperatur von am internationalen Flughafen von Hongkong ankommenden Reisenden.
Ein Beamter der Gesundheitsüberwachung überwacht mit Wärmebildkameras die Temperatur von am internationalen Flughafen von Hongkong ankommenden Reisenden. © dpa | Andy Wong

Wer in Wuhan gewesen sei und sich krank fühle, solle sofort medizinische Hilfe suche und den Kontakt mit anderen vermeiden, hieß es weiter. Bevor der Arzt aufgesucht werde, solle die Praxis oder Klinik über die Reisegeschichte und die Symptome unterrichtet werden.

Die WHO erließ ausdrücklich keine besondere Reisewarnung. In einer Mitteilung wurden lobend erwähnt, dass die Identifikation eines neuen Virus in kurzer Zeit eine „bemerkenswerte Errungenschaft“ sei. Es demonstriere die gewachsenen Fähigkeiten Chinas, mit solchen Ausbrüchen umzugehen. Nach chinesischen Medienberichten wurde die Gensequenz des Virus bei einem Patienten identifiziert und bei 15 weiteren Erkrankten bestätigt. (jb/dpa)

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