Berlin. Bahnfahrer müssen sich erneut auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Gewerkschaft hält an den angekündigten Streiks fest.

  • Die GDL hat erneut Streiks bei der Deutschen Bahn angekündigt
  • Am Montag und Dienstag fahren nur wenige Züge in Deutschland
  • Es könnte sogar noch eine dritte Streikwelle drohen
  • Hier lesen Sie, was bisher über die Zugausfälle bekannt ist

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hält trotz eines Entgegenkommens des Konzerns am geplanten Streik bei der Deutschen Bahn fest. Damit müssen sich Fahrgäste am Montag und Dienstag auf große Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr einstellen. Wie schon in der ersten Streikwelle vor rund zwei Wochen dürften erneut Millionen Reisende betroffen sein.

Die GDL will den Bahnverkehr in Deutschland von Montagmorgen, 2.00 Uhr, bis Mittwochfrüh, 2.00 Uhr, lahmlegen. Bereits seit Samstag streiken die Beschäftigten im Güterverkehr der Deutschen Bahn. Der Konzern geht davon aus, dass sich die Abläufe im Laufe des Mittwochs wieder normalisieren werden.

Deutsche Bahn will trotz Streik einige Fahrten aufrecht halten

Bis dahin will die Bahn rund ein Viertel des üblichen Angebots im Fernverkehr aufrecht halten. Betroffene Reisende mit Zugtickets für Montag oder Dienstag können ihre Fahrt unabhängig vom Fahrpreis verschieben und bis zum 4. September antreten. Die Bahn empfiehlt, sich vorher über die eigene Fahrt zu informieren und einen Sitzplatz zu reservieren.

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Um den Streik abzuwenden, hatte die Bahn der Gewerkschaft am Sonntag (22.8.) angeboten, zusätzlich über eine Corona-Prämie für die Beschäftigten zu verhandeln. Gewerkschaftschef Claus Weselsky kritisierte, die Offerte sei das Papier nicht wert, auf dem sie stehe. Er forderte ein konkretes Angebot, „nicht das "In-Aussicht-Stellen" eines Angebots.“

Claus Weselsky, Chef der GDL, droht im Tarifkonflikt mit der Bahn mit weiteren Streiks.
Claus Weselsky, Chef der GDL, droht im Tarifkonflikt mit der Bahn mit weiteren Streiks. © dpa

Neuer Bahnstreik der GDL - Reaktion auf "Stillstand" bei Verhandlungen

Die GDL kämpft um eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Dabei hatte sie auch immer wieder eine Corona-Prämie gefordert. Die Gewerkschaft kritisierte am Sonntagabend, in Wahrheit habe sich der Bahnvorstand keinen Millimeter bewegt. „Beim vorliegenden Angebot handelt es sich nur um eine weitere Nebelkerze und den erneuten Versuch, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen.“

Weselsky begründete den erneuten Arbeitskampf mit einem "Stillstand" bei der Angebotsverbesserung durch die Bahn - dieser führe zum "Stillstand der Züge". Das Bahn-Management wolle die Situation aussitzen. "Wir sehen uns deshalb gezwungen, den Führungskräften dieses Verhalten abzugewöhnen", sagte Weselsky. Er fordert ein deutlich verbessertes Angebot von den Arbeitgebern. Ansonsten kehre die GDL nicht an den Verhandlungstisch zurück.

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Zugausfälle: Welche Verbindungen sind betroffen?

Die Bahn will wieder einen Ersatzfahrplan aufstellen, denn komplett lahmlegen kann die GDL den Zugverkehr nicht. Jeder vierte Lokführer ist noch verbeamtet, darf also nicht streiken. Und nicht alle Lokführer sind gewerkschaftlich organisiert.

Etwa jeder vierte Fernzug soll fahren. Vor allem auf den Hauptachsen will der Konzern einen zweistündigen Taktverkehr schaffen. Zusätzliche Züge soll es auf Verbindungen von Hamburg nach Berlin, zwischen Frankfurt/Flughafen und Stuttgart sowie zwischen München und Berlin geben. Die Bahn rät dazu, einen Sitzplatz zu reservieren. Im Regionalverkehr und bei den S-Bahnen hofft die Bahn auf 40 Prozent des üblichen Angebots.

Für Reisende könnte auch relevant sein, dass Züge im internationalen Fernverkehr der Bahn ebenfalls vom Streik betroffen sein können. Sie können eventuell komplett ausfallen oder im deutschen Streckenbereich nicht fahren. Keinen grenzüberschreitenden Fernverkehr wird es infolge des Streiks wohl zwischen Polen und Dänemark geben.

Streik: Deutsche Bahn kritisert GDL

Vor ungefähr zwei Wochen hatte es bereits zweitägige Streiks der GDL im Personenverkehr gegeben. Weselsky kündigte sogar eine dritte Streikrunde an. Sollte es kein Angebot geben, will die GDL noch länger und über ein Wochenende hinweg streiken. Das träfe den Reiseverkehr in den Ferien besonders stark.

Bei der Deutschen Bahn sorgt die neuerliche Ankündigung für Ärger. "Ein Tarifpartner verweigert sich permanent", wirft Personalvorstand Martin Seiler der GDL vor. Die Gewerkschaft trage ihren Kampf um eine Ausweitung und mehr Einfluss auf dem Rücken der Fahrgäste und Kunden im Güterverkehr aus. Seiler hält eine Einigung am Verhandlungstisch für möglich.

GDL will besseres Angebot der Deutschen Bahn erzwingen

Doch für Gespräche setzt die GDL ein deutlich besseres Angebot voraus. Bisher bieten die Arbeitgeber 3,2 Prozent mehr Lohn in zwei Schritten an. In diesem Jahr würde es eine Nullrunde geben, im kommenden Jahr 1,5 Prozent und 2023 noch einmal 1,7 Prozent mit einer Laufzeit bis Mitte 2024. Eine Nullrunde in diesem Jahr lehnt Weselsky rundweg ab. Außerdem will die GDL eine Corona-Prämie von 600 Euro, den Schutz der Betriebsrenten sowie Verbesserungen bei der Arbeitszeit durchsetzen.

Nachgeben könnte den mit fast 30 Milliarden Euro hoch verschuldeten Staatskonzern teuer zu stehen kommen. In diesem Falle könnte die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihren 2020 abgeschlossenen Tarifvertrag nachverhandeln und mehr herausholen wollen. EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel hat angekündigt dies durchsetzen zu wollen – notfalls mit Streiks.

(mit fmg/dpa/afp)