Berlin. Auch an Ostern schlägt die Inflation dieses Jahr erheblich zu. Welche Produkte besonders teuer sind und was das für Familien bedeutet.

Ein kleiner Luxus waren die Eier einer Händlerin auf dem Biomarkt schon im vergangenen Jahr. 4,20 Euro kostete der Sechserpack. Kurz vor Ostern wurde nun das Preisschild ausgetauscht. Nun müssen die Kunden 30 Cent mehr bezahlen, ein Aufschlag um gut sechs Prozent.

Das ist viel, im Vergleich zur Teuerung bei den Lebensmitteln insgesamt, aber noch eine geringe Steigerung. Das Statistische Bundesamt hat in seiner ersten Schätzung der Verbraucherpreisentwicklung im März errechnet, dass Lebensmittel mehr als 20 Prozent teurer sind als im März 2022.

So wird auch das Osterfest zu einer kostspieligeren Angelegenheit. Bei Eiern schlägt die Inflation besonders stark zu. Die Preise haben sich hier nach Beobachtung der Marktexperten teils verdoppelt. Die offizielle Statistik weist eine Teuerung von 17,3 Prozent auf. Kosteten sechs mittelgroße Eier aus Bodenhaltung vor einem Jahr noch 1,75 Euro, müssen Kunden dafür heute 2,05 Euro hinlegen.

Das Osterfest mag ein Grund für eine hohe Nachfrage und damit steigende Preise sein. Doch die Landwirte selbst verweisen auf höhere Energie- und Futterkosten. Auch das Verbot des Kükenschredderns wirkt demnach preistreibend, weil die männlichen Küken nun auch aufgezogen werden müssen.

Traditionsessen Fisch: Preise steigen deutlich

Auch der Osterschmaus wird deutlich teurer. Wer zum Ende der Fastenzeit Karfreitag eine Scholle auf den Tisch bringen will, muss dafür bei einem Ostseefisch-Händler 23 Euro pro Kilogramm bezahlen. Vor Jahresfrist wäre es nur 20 Euro gewesen. Und auch der Landesbauernverband Landvolk Niedersachsen teilte mit: Beim regionalen Händler liegt der Preis für eine küchenfertige Forelle zwischen 10 und 11 Euro pro Kilogramm. Tendenz steigend.

Eier haben sich vor dem Fest um stolze 17.3 Prozent verteuert.
Eier haben sich vor dem Fest um stolze 17.3 Prozent verteuert. © dpa-tmn | Andrea Warnecke

Auch die Kartoffeln zum Fisch haben sich um knapp 20 Prozent verteuert. Am Ostersonntag wird das Festmahl besonders teurer: Für Lammfleisch verlangt der Fleischer fast 22 Prozent mehr als vergangenes Jahr. Das Glas Rotwein zum Lamm erscheint da wie ein Hort der Preisstabilität. Der Wein verteuerte sich „nur“ um neun Prozent. Das Stück Torte vom Bäcker am Kaffeetisch macht diese Ausrutscher nach unten schnell wieder wett. Um 25 Prozent stiegen die Preise im Schnitt für frischen Kuchen aus der Backstube.

Neun Millionen Schokohasen weniger 2023

Für viele Familien ist die Suche nach Ostereiern und Schokolade ein fester Bestandteil der Feiertage. Doch die süßen Gaben sind ebenfalls teurer geworden. Was vor einem Jahr noch einen Euro kostete, wird heute für 1,15 Euro angeboten. Die Folge: Es werden weniger Schoko-Hasen hergestellt. Das berichtet der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) gestützt auf eine Umfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen.

Wurden im vergangenen Jahr noch 239 Millionen Schoko-Hasen produziert, waren es 2023 noch 230 Millionen. Der Rückgang sei auf eine durch die hohe Inflation verursachte leichte Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern in Deutschland zurückzuführen. Knapp die Hälfte der Schoko-Hasen, also rund 108 Millionen Stück, werden nach Verbandsangaben in Deutschland vernascht, rund 122 Millionen der Schoko-Hasen gehen ins Ausland.

Fisch, Schokolade, Blumen werden teurer: Die Inflation bestimmt die Preise zum Osterfest.
Fisch, Schokolade, Blumen werden teurer: Die Inflation bestimmt die Preise zum Osterfest. © dpa | Sebastian Kahnert

Zu einem gelungenen Fest gehört auch eine schöne Deko. Die gefärbten Eier sind ein teurer Spaß geworden, andere Dekoartikel erscheinen mit einem Aufschlag um gerade einmal 2,7 Prozent wie echte Schnäppchen. Bei den Schnittblumen sieht es schon wieder anders aus. Zwar wird der Bund Tulpen im Supermarkt derzeit schon für 1,99 angeboten. Doch über die ganze Palette der Blumen hinweg verzeichneten die Statistiker binnen Jahresfrist eine Preissteigerung um fast 17 Prozent.

Verbände zeigen sich besorgt

Die Osterflucht in ein Feriengebiet bedeutet leider kein Entrinnen von der Inflation. Die Pauschalreise auf die Balearen kostete im Februar 18 Prozent mehr als vor einem Jahr. In der aktuellen Ferienzeit werden die Reisen wohl noch einmal teurer geworden sein. Das werden die Daten erst in einem Monat zeigen. Auch Übernachtungen am Urlaubsort sind mit einem Plus von über zehn Prozent sowohl in Hotels als auch in Ferienwohnungen deutlich kostspieliger geworden. Einen Lichtblick in der Preistristesse bietet nur der Fernverkehr der Bahn. Die Tickets sind laut Statistischem Bundesamt sogar etwas billiger geworden.

Die steigenden Kosten infolge der Inflation bereiten auch dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Sorge. „Über 14 Millionen Menschen leben derzeit in Deutschland unter der Armutsgrenze. Die explodierenden Preise treiben viele von ihnen in schiere Verzweiflung. Das machen die Menschenschlangen an den Tafeln deutlich“, sagte der Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider dieser Redaktion.

Diese Menschen seien von dem ausgeschlossen, was für andere selbstverständlich sei – „wie ein etwas festlicheres Essen oder auch kleine Geschenke und Süßigkeiten für die Kinder“.

Schneider forderte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) dazu auf, die Regelsätze in Hartz IV und in der Altersgrundsicherung bedarfsgerecht anzuheben. Und: „Finanzminister Lindner muss endlich sein Veto zu einer echten Kindergrundsicherung zurückziehen.“ Auch das Deutsche Studierendenwerk schlägt Alarm. Zwar habe die 200-Euro-Zahlung durch den Bund vielen Studierenden geholfen. Georg Schlanzke, Leiter des Referates Allgemeine Verwaltung/Grundsatzfragen, sagte zur Situation der jungen Leute: „Ihr Budget ist auf Kante genäht und lässt oft wenig Raum für außerplanmäßige Ausgaben, auch an den Feiertagen.“