Berlin. Mit dem 117. Start einer Ariane-5-Rakete endet eine Raumfahrt-Ära. Wie die Trägerrakete funktioniert, was sie kostet – und was folgt.

  • Der Erstflug der Ariane 5 im Jahr 1996 endete mit einer Panne
  • Der letzte Flug konnte zunächst wegen eines technischen Fehlers nicht starten
  • Aufgrund von schlechten Wetterverhältnissen musste auch der Ersatztermin verschoben werden
  • Lesen Sie hier die wichtigsten Infos zu Rakete

Am 16. Juni hätte die Ariane 5 zu ihrem finalen Flug abheben sollen: Der Start der europäischen Trägerrakete zu ihrem letzten Raumflug musste aufgrund von technischen Problemen allerdings abgesagt werden. Das teilte das Unternehmen Arianespace einen Tag vor dem ursprünglichen Starttermin auf Twitter mit. Der Fehler werde analysiert und ein neuer Starttermin soll schnellstmöglich festgelegt werden, hieß es.

Der neue Starttermin wiederum musste wegen ungünstiger Wetterbedingungen verschoben werden – zunächst um einen Tag. Geplant war, dass die Rakete in der Nacht auf Mittwoch, 5. Juli, vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana abhebt. Nun solle dies wenn möglich in der Nacht auf Donnerstag geschehen, teilte Arianespace am Dienstag, 4. Juli, mit.

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Nicht die ersten Pannen in der Geschichte der Rakete. Der Erstflug der Ariane 5 am 4. Juni 1996 endete mit einer Explosion. Die Hoffnung der europäischen Raumfahrt zerstörte sich 40 Sekunden nach dem Start im Weltraumbahnhof Kourou selbst. Wegen eines Computerfehlers. Drei Satelliten gingen verloren, die Rakete wurde in Teilen überarbeitet. Beim zweiten Start Ende Oktober wurden die Satelliten zu niedrig im All ausgesetzt. Erst im dritten Versuch zeigte Ariane 5, was sie kann. Und wurde über die Jahre zum Erfolgsmodell. Der 117. Start jetzt wird der letzte sein. Lesen Sie auch: Wie ein deutscher Hightech-Satellit der Wirtschaft hilft

„Die Ariane-5-Trägerrakete war für uns Europäer mehr als 25 Jahre lang das Flaggschiff“, sagt Walter Pelzer, Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur, Europas Transporter ins All. Sie transportierte die Sonde Rosetta für die Europäische Weltraumagentur ESA in Richtung des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko, schickte die Merkur-Mission BepiColombo auf den Weg und am 14. April 2023 die Jupiter-Mission Juice. Die US-Weltraumagentur Nasa sandte das James-Webb-Weltraumteleskop mit einer Ariane 5 ins All. Über die Jahre setzte sie Galileo-Navigationssatelliten der EU aus, Wettersatelliten und knapp 150 kommerzielle Telekommunikationssatelliten.

Ariane-5-Rakete: Raketenteile werden 20 Jahre um die Erde kreise

Rund 780 Tonnen wiegt eine gut 55 Meter hohe Ariane 5 vor dem Start, etwas über zehn Tonnen davon sind Nutzlast, zum Beispiel zwei Satelliten, gut 670 Tonnen Treibstoff: flüssiger Sauerstoff und Wasserstoff für den Hauptantrieb, Festbrennstoff unter anderem mit Aluminium für die beiden Booster genannten Nebentriebwerke, die die Rakete von der Erdoberfläche wegbefördern. Booster und Hauptstufe stürzen nach dem Start in den Atlantik und werden kontrolliert versenkt. Die Oberstufe kreist etwa 20 Jahre lang in einer Art Friedhofsorbit um die Erde, bevor sie dann abstürzt und in der Atmosphäre verglüht.

NameHeinrich-Hertz-Satellit
ArtErster programmierbarer Telekommunikationssatellit
Größezwei mal zwei Meter, etwa fünf Meter hoch, dazu zwei Sonnensegel
Gewicht3,45 Tonnen
Position im Allgeostationär etwa 36.000 Kilometer über dem Äquator auf Höhe Ost-Ghanas
Kosten (einschließlich Start)rund 370 Millionen Euro
Geplante Lebenszeit15 Jahre
AuftraggeberDeutsches Luft- und Raumfahrtzentrum, Wirtschafts- und Verteidigungsministerium
HerstellerOHB Bremen

Gebaut wird die Ariane von der Ariane Group, die je zur Hälfte Airbus und dem französischen Luft- und Raumfahrtkonzern Safran gehört. Viele Teile kommen aus Deutschland. Verantwortung für die Oberstufe hat die Ariane Group in Bremen, aus Ottobrunn bei München liefert das Unternehmen unter anderem Schubkammern und Antriebstechnik. MT Aerospace aus Augsburg baut Booster-Gehäuse, Tankdome, Tanks. Die Haupttriebwerke kommen aus Frankreich und Italien.

Raumfahrt: Europa drängt mit Ariane-6 weiter ins All

Die ESA arbeitet bereits an der Nachfolgerin Ariane 6. Beschlossen wurde sie auf der ESA-Ministerratskonferenz im November 2014. Seither hat sich das Programm mehrfach verzögert. Inzwischen sind aber alle Teile der Rakete für den Jungfernflug fertig. Noch stehen einige Tests aus. Der Start ist jetzt für 2024 vorgesehen. Beteiligt ist neben den Ariane-5-Partnern Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden, Schweiz, Spanien und Österreich auch noch Tschechien.

Die neue Rakete zu entwickeln, kostet insgesamt wohl 4,6 Milliarden Euro, 770 Millionen Euro steuert die Industrie selbst bei, den Rest die beteiligten Länder. Für die Ariane 5, eine Neuentwicklung, waren nach heutigen Preisen rund neun Milliarden Euro nötig. Die Ariane 6 kann auf Technologie der Vorgängerin zurückgreifen. Sie soll pro Start nur halb so teuer sein wie die alte.

Die Konkurrenz ist überschaubar: Die russische Sojus und SpaceX des US-Technologieunternehmers Elon Musk. Die Nasa selbst hat keine eigenen Raketen mehr und nutzt unter anderem die von SpaceX. China arbeitet mit Raketen des Typs „Langer Marsch“.