Berlin. Energiekonzerne fahren wegen der drastischen Strom- und Gaspreise hohe Gewinne ein. Auch andere Unternehmen sahnen ordentlich ab.

Krise, Krise, Krise: Deutschland steuert in eine Rezession, die Energiepreise steigen, die Inflation belastet die Haushalte, Corona kehrt zurück, dazu noch der Krieg in der Ukraine. Und alles überlagert sich. Doch nicht alle sind Verlierer. Energiekonzerne fahren mit jedem Quartal neue Rekordgewinne ein. Wer sonst noch auf der Gewinnerseite steht - eine Auswahl:

Gewinner der Inflation: Der US-Dollar

In Krisenzeiten zeigt sich, welchen Währungen Anleger und Banken weltweit vertrauen. Auch wenn die Euro-Zone zu den wichtigsten Wirtschaftsräumen zählt, die Gemeinschaftswährung gehört nicht dazu. Der Dollar dagegen erlebt einen Höhenflug. Vor einem Jahr kostete er noch um die 0,86 Euro, inzwischen sind es mehr als 1,02 Euro.

Die weltweiten Verwerfungen treffen die US-Wirtschaft offenbar nicht so stark wie andere Regionen. Das gibt der US-Zentralbank Fed mehr Spielraum, um die Inflation zu bekämpfen. Die Investitionsaussichten sind besser. Der Dollar ist deshalb gefragt. Die Schwäche des Euro hat auch Vorteile: Länder wie Deutschland, die vom Export leben, können ihre Waren billiger in die USA verkaufen.

Waffen: Rüstungshersteller profitieren vom Krieg in der Ukraine

In den vergangenen Jahren zählten sie eher zu den Firmen, die im Hintergrund tätig waren: deutsche Rüstungshersteller. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist deutlich geworden, dass Frieden in Europa geschützt werden muss – auch durch Waffen. Viele Länder bestellen Militärgüter.

Die Bundeswehr erhält 100 Milliarden Euro mehr Geld. Davon profitieren Unternehmen wie Airbus (Flugzeuge, Hubschrauber), Rheinmetall (Panzer), ThyssenKrupp (U-Boote, Fregatten), Krauss-Maffei Wegmann (Panzer) und Diehl (Lenkwaffen). Die Branche setzte in Deutschland 2020 mit 55.500 Mitarbeitern 11,2 Milliarden Euro um. Es dürfte 2022 deutlich mehr werden.

Heizlüfter und Radiatoren: Geschäft hat stark zugelegt

Weil sich schon im Frühjahr abzeichnete, dass es bei der Öl- und Gasversorgung eng und teuer werden könnte, haben sich die Bürger mit Heizlüftern und Ölradiatoren eingedeckt. Den Marktforschern der GfK zufolge verkaufte die Branche im ersten Halbjahr 600.000 solcher Geräte, ein Drittel mehr als im gleichen Zeitraum 2021. Konkrete Zahlen der Heizlüfterbranche gibt es nicht. Es dürfte aber ein ordentlicher Zusatzgewinn zusammengekommen sein. Vorsicht aber: Auch wenn die Geräte gut einheizen, ist ihr Strombedarf sehr hoch, was hohe Kosten bedeutet.

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9-Euro-Ticket: Deutlich mehr Fahrten im Regionalverkehr

Das 9-Euro-Ticket wurde erfunden. Die Bürger konnten drei Monate lang mit nur einem Ticket überall in Deutschland den Nahverkehr nutzen. Das Statistische Bundesamt erfasste 42 Prozent mehr Fahrten über mehr als 30 Kilometer. Der große Erfolg – 52 Millionen Tickets wurden insgesamt verkauft – zwingt Deutschlands Verkehrspolitiker, die Kleinstaaterei zu überwinden und einfachere, übergeordnete Angebote zu entwickeln. Ein 49-Euro-Nachfolgemodell ist im Gespräch.

Porsche: Eine der profitabelsten Marken der Welt

Dass auch in einem schwierigen Umfeld ein spektakulärer Börsengang möglich ist, zeigt Porsche. Der Stuttgarter Autobauer gehört zum VW-Universum, das mehrheitlich vom Porsche-Familienclan gesteuert wird. Dennoch vertrauen viele Anleger der Firma. Die Dr. Ing. H. C. F. Porsche gehört zu den profitabelsten Marken der Welt. Der Börsengang brachte VW Ende September 9,1 Milliarden Euro, Anleger der ersten Stunde können sich über sechs bis sieben Prozent Kursgewinn freuen.

Trotz Corona und Krieg: Rekordumsätze für Fabrikbauer

Hinter dem Kunstnamen Exyte verbirgt sich ein traditioneller deutscher Anlagenbauer, gegründet 1912. Das Unternehmen baut vor allem Anlagen für wichtige Branchen: Halbleiter, auch Chips genannt, Batteriezellen und Biotech. Chips sind Mangelware, Batteriezellen wichtig für die Energiewende und der Bedarf an Impfstoffen etwa gegen Corona wird auch hoch bleiben. Exyte meldet Rekorde. 2021 setzte das Unternehmen 4,9 Milliarden Euro um, in diesem Jahr sollen es sieben Milliarden sein. 9000 Beschäftigte werden Ende des Jahres für die Stuttgarter arbeiten, 2020 waren es noch 4900.

Rolex, Omega und Co.: Leute kaufen mehr Luxus-Uhren

„Luxus geht immer“, heißt eine Weisheit. Was bei Uhren zu sehen ist. Der Verband der Schweizer Uhrenindustrie berichtet für das erste Halbjahr 2022 von einem Exportzuwachs von 8,1 Prozent. Der Onlinehändler Chronos meldet ein Preisplus bei Luxusuhren von mehr als 70 Prozent seit 2020. Ab wann eine Uhr Luxus ist, ist nicht festgelegt. Grob lässt sich ein Preis ab 3000 Euro annehmen. Ob es fünf vor zwölf ist, zeigt eine Uhr auch unabhängig vom Preis.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.