Luxemburg. Nicht nur Deutschland meldet wegen der Pandemie ein historisches Minus beim Bruttoinlandsprodukt. Auch andere EU-Schwergewichte trifft die Krise hart.

In der Eurozone hat die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal wegen der Corona-Krise den stärksten Einbruch seit 25 Jahren erlitten.

In den Monaten April bis Juni sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im gemeinsamen Währungsraum im Quartalsvergleich um 12,1 Prozent geschrumpft, teilte die Statistikbehörde Eurostat am Freitag nach einer ersten Schätzung mit. Dies ist das stärkste Minus seit Beginn der Erhebung 1995.

Der Einbruch folgte auf einen bereits deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal. In den Monaten Januar bis März war das BIP im Währungsraum um 3,6 Prozent geschrumpft. Seit März leidet die Wirtschaft unter Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Nachdem die Krise im April ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte, haben die Staaten der Eurozone seit Mai mit Lockerungen ihrer Corona-Maßnahmen begonnen.

Den bisher stärksten Konjunktureinbruch in Europa meldet Spanien. Im zweiten Quartal schrumpfte die spanische Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 18,5 Prozent. Es ist der stärkste Einbruch, der Spanien bisher getroffen hat. Vor allem die Tourismusbranche, die in der spanischen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt, leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie.

Nicht so stark wie von Analysten befürchtet fielen die Rückschläge in Frankreich und Italien aus. Neben Spanien zählen die beiden Länder zu den Mitgliedsstaaten der Eurozone, die von der Corona-Krise mit am stärksten getroffen wurden. In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, schrumpfte die Wirtschaft in den Monaten April bis Juni zwar drastisch um 13,8 Prozent. Experten hatten allerdings einen noch stärkeren Einbruch um 15,2 Prozent erwartet.

Auch in Italien gab es einen heftigen Wirtschaftseinbruch, der aber ebenfalls nicht so schlimm wie befürchtet ausfiel. Im zweiten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Quartalsvergleich um 12,4 Prozent und damit so stark wie nie seit Beginn dieser Erhebung 1995.

Bereits am Donnerstag war ein Konjunktureinbruch in Deutschland gemeldet worden. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte in der größten europäischen Volkswirtschaft im zweiten Quartal um 10,1 Prozent. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970.

Derzeit kämpfen die nationalen Regierungen und die Europäische Zentralbank (EZB) mit umfangreichen Hilfspaketen gegen die konjunkturellen Folgen der Corona-Krise an. Auch die EU hatte ein umfassendes Maßnahmenpaket beschlossen. Jüngste Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal ihren Tiefpunkt erreicht hat und vom dritten Quartal an mit einer konjunkturellen Erholung zu rechnen ist.

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